Sunrise setzt die Preisspirale in Gang

Sunrise lanciert ein VoIP-Angebot und stellt Fernsehen in Aussicht. Die Telekom-Tarife dürften ins Rutschen kommen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/08

     

Sunrise wird in den nächsten Wochen ein Voice-over-IP-Angebot lancieren, wie unsere Schwesterzeitschrift «IT Reseller» in Erfahrung gebracht hat und wie Sunrise-Sprecher Mathieu Janin gegenüber InfoWeek bestätigte. Er gab auch einige Hinweise, in welche Richtung es gehen könnte. Die Ankündigung gibt für Econophone-CEO Samuel Gross Anlass zur Hoffnung, dass der Schweizer Telekom-Markt mit dem Sunrise-VoIP-Eintritt aufgemischt werden könnte.


VoIP gegen Festnetz

Sunrise kämpft zwar wie die Swisscom bei ihrem via Bluewin kürzlich lancierten VoIP-Angebot mit dem Problem, dass die Preise nicht zu tief angesetzt werden dürfen, um die eigene Festnetz-Telefonie nicht zu kannibalisieren. Doch während bei der Swisscom für VoIP dieselben Preise gelten wie fürs Festnetz und für die zusätzlichen Dienste sogar noch eine monatliche Grundgebühr oben draufgelegt wird, darf man davon ausgehen, dass Sunrise mit tieferen Tarifen locken wird. «Der Telefonie-Markt befindet sich laufend im Wandel, VoIP ist ein wichtiges Thema, auf das die Anbieter reagieren müssen und das Anpassungen verlangt», so Janin. Das dürfte auch für die Preise gelten, auch wenn der Sunrise-Mann klarmacht, dass «VoIP zum Nulltarif eine Utopie ist. Qualität und Sicherheit haben ihren Preis.» Trotzdem glaubt Gross, dass sich die Nummer 2 im Schweizer Festnetzmarkt nicht davor scheuen wird, die eigenen Festnetzpreise zu konkurrenzieren. Gross: «Bei der Swisscom ist das Festnetzgeschäft ein goldenes Kalb, das man nicht schlachten will. Bei Sunrise ist die Situation nicht so extrem, der Festnetzanteil nicht so gross.»


Zusatzservices statt Nulltarif

Primär will sich Sunrise-VoIP aber durch Zusatz-Services auszeichnen. «Die Konvergenz-Möglichkeiten, die sich mit VoIP ergeben, sind weit interessanter als der Preis», so Janin. Und weiter: «Die Zukunft der Anbieter liegt denn auch in der Konvergenz – weit über die Telefonie hinaus. Gut vorstellbar, dass in absehbarer Zeit Festnetz- und Handy-Telefonie zusammen mit Internet und Fernsehen vom selben Anbieter kommen – und das alles zu einem fixen Monatspreis.» Fernsehen? Flatrate? Interessant! Doch zurück zum VoIP-Angebot. Zusätzlich zu den Endkunden wird Sunrise die Technologie auch Drittfirmen zum Wiederverkauf anbieten, dies jedoch in einem zweiten Schritt.


25 Prozent in drei Jahren

Ob der Sunrise'sche VoIP-Start für die besagte Revolution im hiesigen Telco-Markt sorgen wird, dürfte primär vom Preis abhängen. Ungeachtet dessen hoffen Anbieter, die bereits im VoIP-Markt tätig sind, vom Sunrise-Markteintritt profitieren zu können. «Wir hoffen, dass Sunrise den Markt aufmischt und VoIP bei der Bevölkerung bekanntmacht. Gleiches hat man bei ADSL gesehen. Der Boom hat erst so richtig eingesetzt, als das Gros der Schweizerinnen und Schweizer wusste, was die vier Buchstaben bedeuten», so Samuel Gross. Econophone ist schon fast ein Jahr im VoIP-Geschäft tätig – laut Gross sehr erfolgreich. «Wir sind bereits heute, wo wir gemäss Business-Plan 2006 sein wollten.» Über Kundenzahlen wollte er sich nicht äussern, er stellt aber die Prognose, dass in drei Jahren 25 Prozent der hiesigen Festnetz-Telefonie übers Internet läuft. Zudem ist Gross sich sicher, dass der Erfolg von VoIP vor allem über den Preis und über die Mobilitäts-Möglichkeiten definiert wird. Econophone ist denn auch primär über das Kabelnetz erfolgreich, wo die 25 Franken Hausanschluss-Gebühren an die Swisscom entfallen und nur noch 9.90 Franken an Econophone fällig sind. Für die Schweiz schon eine Telco-Revolution für sich.

(mw)


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