Windows Server 2003: Massiv schneller als Linux
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/10
Die Firma VeriTest, eine Test-Division von Lionbridge Technologies, hat den neuen Windows Server 2003 einem Vergleichstest mit Red Hat Linux Advanced Server 2.1 sowie Red Hat Linux 8.0 Professional unterzogen. Auf den Linux-Systemen lief das Filesystem Samba, getestet wurde auf Systemen von HP (siehe Kasten). Die Ergebnisse der Tests, bei denen die File-Serving-Fähigkeiten unter die Lupe genommen wurden, sprechen deutlich für das neueste Server-Betriebssystem-Erzeugnis aus Redmond.
Allerdings wurden die Vergleichstests von Microsoft in Auftrag gegeben - Grund genug für einen kollektiven Aufschrei in der Linux-Community. So beispielsweise von Jeremy Allison, Kopf des Samba-Teams, der sich unter www.linuxworld.com folgendermassen äussert: "Die Hardware-Konfiguration, die Microsoft für die Tests gewählt hat, ist substantiell verantwortlich für die Ergebnisse." Ausserdem werden von Allison frühere Performance-Tests herbeigezogen, für die Red Hat genauso wie Microsoft die Konfiguration mitbestimmen konnte. Bei diesen Tests, die jedoch noch gegen Windows 2000 gefahren wurden, konnte Red Hat problemlos mitziehen oder lag Performance-mässig sogar vorne. Weiter wurden bei VeriTest offenbar auch aktuelle Updates für den Red Hat Advanced Server 2.1 nicht eingespielt.
Es muss aber auch angefügt werden, dass es sich bei VeriTest um ein renommiertes Testlabor handelt, das auch für andere Softwarekonzerne wie Novell arbeitet. Ausserdem sprechen die Ergebnisse eine äusserst deutliche Sprache, die mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht nur auf suboptimale Linux-Einstellungen zurückzuführen sind.
Der Performance-Vorsprung, den Windows Server 2003 beim File-Serving im Vergleich mit Linux erzielte, liegt nämlich zwischen 66 und 100 Prozent. Für die Tests griffen bis maximal 120 Clients über 100-Mbit-Netzwerkkarten und bis zu vier Gigabit-Switches auf die Server zu. Die Ergebnisse im Überblick:
Auf einem HP DL760 mit bis zu 8 Prozessoren erzielte Windows Server 2003 einen 66 bis 95 Prozent besseren Durchsatz als der Red Hat Linux Advanced Server 2.1 (siehe Grafik).
Auf einem HP DL380 mit zwei Prozessoren erzielte Windows Server 2003 einen 100 Prozent besseren File-Serving-Durchsatz (700 Mbps) als der Red Hat Linux Advanced Server 2.1 (350 Mbps).
Auf demselben System erzielte Windows Server 2003 einen 86 Prozent besseren File-Serving-Durchsatz (700 Mbps) als Red Hat Linux 8.0 Professional (377 Mbps). Daneben wurde auch die Leistungssteigerung von Windows und Linux gemessen, wenn die Anzahl Prozessoren des Systems HP DL760 erhöht wird. Hier diese Ergebnisse:
Windows Server 2003 erreichte auf einem Server mit einer CPU einen Durchsatz von 453 Mbps. Bei zwei CPUs lag der Durchsatz bei 632 Mbps (plus 40%). Beim Red Hat Linux Advanced Server 2.1 betrug der Durchsatz mit einem Prozessor 244 Mpbs gegenüber 365 Mbps mit zwei Prozessoren (plus 50%).
Mit vier Prozessoren erreichte Windows bereits 901 Mbps (plus 43%), während die Leistungssteigerung bei Linux nur noch 27 Prozent betrug (462 Mbps).
Der Schritt von vier auf acht Prozessoren bringt bei Linux hingegen wieder mehr. Hier beträgt der Leitungssprung 42 Prozent (657 Mbps) gegenüber einem Performance-Sprung von 21 Prozent (1088 Mbps) bei Windows Server 2003.
Auch wenn die Ergebnisse noch mit Vorsicht zu geniessen sind: Sie deuten das Leistungspotential des neuen Windows-Server an. Bevor jedoch ein definitives Urteil gefällt wird, müssen weitere, nach Möglichkeit vollends unabhängige Tests abgewartet werden. Bis dahin können sich die Linux-Enthusiasten noch mit den Windows-Befürwortern über das VeriTest-Verfahren zanken.
Grafik: Red Hat vs. Windows Server 2003
HP DL 380:
HP ProLiant DL380 G2 Server mit zwei 1,4 GHz-Pentium-III-Prozessoren; 2 GB RAM; zwei Intel PRO/1000 MF Serveradapter; integrierter SmartArray 5i RAID Controller verbunden mit sechs 36,4-GB-Ultra3-SCSI-Harddisks.
HP DL760:
HP ProLiant DL760 Server mit maximal acht 900-MHz-Pentium-III-Xeon-Prozessoren; 4 GB RAM; maximal acht Intel PRO/1000 MF Serveradapter; integrierter SmartArray 5i RAID Controller verbunden mit vier 36,4-GB-Ultra3-SCSI-Harddisks; zusätzlich ein zweites RAID-Subsystem mit total 28 18,2-GB-Ultra3-SCSI-Harddisks verbunden mit einem SmartArray 5300 RAID Controller.