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WEMF beglaubigt Webzugriff

Die WEMF lanciert Net-Audit, das Echo zum Start ist aber bescheiden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/04

     

Die WEMF will's noch einmal wissen. Die Werbemedienforscher lancieren Net-Audit, um Zugriffe auf Online-Angebote zu zählen. Erstmals wurde Net-Audit bereits 1997 ins Leben gerufen, danach immer wieder davon gesprochen, Ergebnisse aber nie publiziert.



Nun aber erhalten Kunden von der WEMF Zahlen der Zugriffe pro Monat und können ihre Daten auch im Tages- oder Wochenrhythmus analysieren - selbstverständlich nur gegen Bezahlung. Die Aufnahmegebühr beträgt 900 Franken, wird aber bis Ende Juli noch erlassen. Dazu kommt eine jährliche Gebühr, die sich nach Grösse der Site richtet und bei etwas über 200 Franken beginnt. Derzeit können nur die Page Impressions und die Zahl der Visits abgerufen werden. Später sollen noch Grössen wie die Verweildauer und die Anzahl der verschiedenen Clients, von denen auf eine Website zugegriffen wird, zum Angebot hinzukommen. Die Zahlen sind von der WEMF beglaubigt, zudem sind sie auch mit dem Ausland vergleichbar, da sie einem internationalen Standard entsprechen. In Deutschland, wo das
System auch entwickelt wurde, soll die Messung bereits relativ erfolgreich sein.


Immerhin international

Die Internationalität wird auch mit Freude aufgenommen. "Endlich werden die Zahlen nach einem europäischen Standard erhoben. Das bringt einiges, wenn ein Werber eine Kampagne europäisch planen will", zeigt sich Markus Rusterholz, Director Product Management beim Online-Werber AdLink, erfreut. Er streicht jedoch auch heraus, dass im Minimum 80 Prozent der relevanten Sites bei Net-Audit dabei sein müssen, damit die Zahlen aussagekräftig werden.



Dies ist auch einer der grossen Knackpunkte von Net-Audit. "Die ersten Versuche sind daran gescheitert, dass niemand mitgemacht hat", so Urs Wolfensberger, Managing Director von MMXI Switzerland. Er steht der Sache ohnehin kritisch gegenüber. "Die Messung, wie die WEMF sie macht, ist recht trickreich. Man denke nur an Roboter von Suchmaschinen, Seiten mit Frames, generische IP-Adressen etc." Ausserdem werde die Auflage gemessen, diese aber entspreche nicht unbedingt der Anzahl der Leser. Zudem könne die Messung für einen Sitebetreiber "relativ schnell recht teuer werden. Ich sehe nicht ein, zu was Net-Audit nützlich sein soll."




MMXI untersucht selbst das Nutzungsverhalten der Sufer, jedoch mit einem anderen System. Bei MMXI werden Messinstrumente auf rund 3500 bis 4000 Clients installiert und die Zahlen, die diese Instrumente liefern, werden hochgerechnet - ähnlich wie dies beim Fernsehen und Radio üblich ist. Ausserdem werden sie durch 42'000 Telefoninterviews jährlich ergänzt.



Manipulation unmöglich

Auch Markus Rusterholz von AdLink sieht einige Hürden bei Net-Audit. Zum ersten wie angesprochen die Anzahl der Teilnehmer. Daneben müsse auch geklärt werden, wie man mit Sites verfährt, die mehrere Inhalte vereinen. Rusterholz erwähnt als Beispiel NZZ-Online, wo die Online-Ausgaben der "NZZ" sowie der "NZZ am Sonntag" zusammengefasst sind. Demgegenüber hat Tamedia für den "Tagesanzeiger" und die "Sonntagszeitung" separate Sites erstellt. Hier müsse klar gemacht werden, wie mit solchen Sites verfahren wird. Als dritte Hürde sieht Rusterholz den Missbrauch des Kontrollinstruments. "Wer kontrolliert die Implementierung des Kontroll-Tools?" so die Frage, die er in den Raum stellt.
"Das Tool kann nicht manipuliert werden", zeigt sich Carmela Wittmer, Prokjektleiterin von Net-Audit, zwar selbsticher, aber wenig überzeugend in Anbetracht dessen, wie viele vermeintlich sichere Tools schon überlistet wurden.



Zum Problem Tages-Anzeiger/Sonntagszeitung meint Wittmer, dass es sich dabei um gar kein Problem handelt, denn die Sites können separat ausgezählt und somit alle Besucher erfasst werden.




Keine klaren Ziele hat man in Bezug auf die so wichtigen Kundenzahlen. Man wolle natürlich so viele Kunden wie möglich für Net-Audit gewinnen, habe sich aber keine konkreten Ziele gesetzt, so die Projektleiterin abschliessend. In der ersten Auswertung vom Januar findet man deren 10 - bis man 80 Prozent der relevanten Sites hat, ist es also noch ein weiter Weg.



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