Kein Interesse an Hersteller-Prospekten
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/02
Liebe Hersteller von IT-Equipment, streicht eure Budgets zur Herstellung von Werbeprospekten, diese werden ohnehin nicht wahrgenommen! Diese Aussage wird gestützt durch die letzte Online-Umfrage auf www.infoweek.ch.
Wird wollten von unseren Lesern wissen, wie sie sich informieren, wenn es um die Beschaffung von IT-Equipment geht. Dabei antworteten nur verschwindend kleine 3 Prozent der Leser, sie würden sich ihre Infos aus den Prospekten der Hersteller holen. Beachtliche 24 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen zur Informationssammlung auf die Website des jeweiligen Herstellers.
Die wichtigste Rolle in der Entscheidungsfindung nehmen aber ganz klar Fachartikel beziehungsweise Tests in gedruckten Magazinen ein. Ein Drittel unserer Leserinnen und Leser informiert sich über diesen Kanal. Weitere 22 Prozent verlassen sich auf Artikel, die sie im Internet finden. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Mund-zu-Mund-Propaganda. Nicht weniger als 12 Prozent der Leserschaft schwört auf Empfehlungen von Bekannten. Erstaunlich ist dagegen der geringe Einfluss des Fachhandels. Auf diese Beratung setzen nur gerade 6 Prozent der Leserinnen und Leser, wenn es um Neuanschaffungen geht.
Die rückläufige Relevanz von Prospekten ist auch eine Erfahrung, die man bei Oki gemacht hat. "Wir verzeichnen einen Rücklauf bei Prospekten, werden aber wohl noch längere Zeit nicht darauf verzichten wollen. Es gibt immer wieder Fälle, in denen ein Hochglanzprospekt die einzig richtige Wahl ist", informiert Walter Briccos, Geschäftsleiter Oki Schweiz. "Es braucht wie bei vielen Marketingmassnahmen einen möglichst optimalen Mix der verschiedenen Instrumente", so der Oki-Chef weiter.
Der richtige Mix scheint auch das A und O bei der Zielgruppe der Anbieter - den CIOs - zu sein. "Wir nutzen alle Informationskanäle (Medien, Fachzeitschriften, Besuch von Messen, Internet, Prospektstudium etc.), um uns die notwendigen Informationen zu beschaffen. Bevor wir jedoch breitflächig Hardware einsetzen, führen wir ausgedehnte Tests mit dem Zielequipment durch", erklärt Rolf Leutert, CIO bei der Georg Fischer AG, die Strategie.
Auch für Peter Rieder vom Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) ist ein Mix der richtige Weg zur Informationsbeschaffung. Dieser Mix besteht aus internen Lieferantenstrategien und -beurteilungen, Referenzbesuchen und Kontakten zu anderen Firmen, Informationen aus Zeitschriften, Besuchen bei Symposien und aus dem Erfahrungsaustausch in Kollegenkreisen.
Olaf Romer, Leiter IT-Services bei den Basler Versicherungen, verlässt sich dagegen mehr auf Erfahrungen. "Für mich sind meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die beste Informationsquelle, wenn es um die Beschaffung von IT-Equipment geht. Als System Engineers kennen sie sich auf dem Markt aus, haben den Kontakt zu Herstellern und kennen unsere Umgebung am besten." Zudem geht es für Romer nicht vordergründig um Features von Produkten. "Im strategischen Entscheidungsprozess suche ich den Kontakt zu den entsprechenden Herstellern. Dabei interessieren mich vordergründig nicht die technischen Spezifika der Produkte, sondern die Leistungsfähigkeit der Firma und ihre Möglichkeiten einer partnerschaftlichen Beziehung", erklärt der IT-Leiter abschliessend.