Der Aufschwung lässt auf sich warten
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/01
Neues Jahr, neues Glück: Dies ist das Credo der IT-Industrie. Das IT-Schreckensjahr 2002 ist überstanden, 2003 soll der sehnlichst erwartete Aufschwung nun endlich einsetzen. Diese optimistischen Prognosen waren zumindest Ende letzten Jahres an allen Ecken und Enden zu hören und zu lesen und wurden auch - oder vor allem - genährt durch Studien, Prognosen und CIO-Umfragen der grossen renommierten Marktforschungsinstitute. Ob der Aufschwung 2003 kommt, war für die Auguren eigentlich nie die Frage, das Fragezeichen steht lediglich hinter dem wann.
Dieser angeheizte Optimismus scheint aber noch lange nicht auf alle IT-Profis und Entscheidungsträger abgefärbt zu haben. Dies beweist die jüngste InfoWeek-Online-Umfrage. Darin wollten wir von unseren Lesern wissen, wann denn der IT-Aufschung ihrer Meinung nach einsetzen wird.
Aus den Zahlen lässt sich schliessen, dass Schweizer IT-Profis ein pessimistisches - oder vielleicht auch nur ein realistisches - Völkchen zu sein scheinen. Zumindest glaubt nur die Hälfte unserer Leser und Leserinnen an einen Aufschwung in diesem Jahr. 17 Prozent dieser Optimisten prognostizieren den Beginn dieses Aufschwungs im dritten Quartal. Für weitere 15 Prozent wird die Talsohle bereits in den ersten drei Monaten überschritten sein. Weitere 12 Prozent sind sich sicher, dass der Aufschwung noch vor dem Sommer, das heisst im zweiten Quartal 2003 einsetzen wird, und sieben Prozent glauben, dass es zumindest gegen Jahresende im vierten Quartal wieder aufwärts geht.
Und die andere Hälfte der Quick-Poll-Teilnehmer? Immerhin noch 12 Prozent sind festen Glaubens, dass der Aufschwung schon noch kommt, jedoch erst im ersten Halbjahr 2004. Der Löwenanteil unserer Leserschaft, satte 37 Prozent, sind jedoch der Meinung, dass der IT-Aufschwung noch nicht in Sicht ist, zumindest nicht in den nächsten anderthalb Jahren.
Der Aufschwung soll laut den Meinungen der Analysten vor allem im PC-, im Handy- und im Halbleiter-Markt spürbar werden. So wird laut IDC der PC-Markt 2003 um über 8, 2004 gar 11 Prozent anwachsen. Und wenn mehr Rechner verkauft werden, ist das in der Regel ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Industrie wieder anzieht. Das gleiche gilt auch für den Halbleitermarkt. Dieser wird laut Branchenverband World Semiconductor Trade Statistics 2003 gar um 16,6 Prozent zulegen.
Jedoch: Die neuesten Prognosen weisen eine nicht unwesentliche Unbekannte auf. Sollte es nämlich zum Krieg im Irak kommen, dann würden all die schönen, positiven und optimistischen Prognosen der Auguren zu nichts weiter als wertlosem Papier verkommen. Ein Krieg würde nicht nur die IT-Industrie, sondern die gesamte Wirtschaft weiter schwächeln lasssen, daran herrscht kaum Zweifel.
Doch noch herrscht Hoffnung, dass ein Militärakt am Golf verhindert werden kann und die Mächtigen dieser Erde zur Vernunft kommen. Dann besteht auch Hoffnung für ein positives IT-Jahr.
Verständlich ist jedoch auch, dass die schwierige Zeit der letzten Jahre, Monate und Wochen noch in den Köpfen der IT-Professionals festsitzt. Aber wie heisst es doch so schön? Aufschwung beginnt im Kopf.