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Elektronische Verzollung kommt

Per 1. Januar 2006 soll e-dec eingeführt werden – Spediteure und Transportspezialisten zeigen sich skeptisch bezüglich des Termins.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/05

     

Per 1. Januar 2006 soll in der Schweiz die elektronische Verzollung eingeführt werden. Mitte Februar nun wurde am Zürcher Flughafen im Rahmen einer Fachtagung über das Projekt
e-dec informiert. Mit e-dec bietet die eidgenössische Zollverwaltung (EZV) ein Gesamtdienstleistungspaket für die Zollabfertigung auf elektronischem Weg. Die Lösung sei deshalb nötig, weil sich bei der EZV im Laufe der Jahre eine breite Palette von Produkten angesammelt habe, die letztlich alle dasselbe Ziel verfolgen – die Zollabfertigung von Waren (Cargo Processing). Diese Vielzahl an Cargo-Processing-Lösungen werde sowohl vom Kunden als auch von der Verwaltung als zu breit und unklar wahrgenommen und soll nun über e-dec vereinheitlicht werden.


In Stein gemeisselt

E-dec-Projektleiter Andreas Tucker brachte auf den Punkt, weshalb das Redesign des Zollgesetzes Modell 90 nötig ist («veraltete Technik, zu wenig flexibel») und versuchte, dem anwesenden Publikum – vorwiegend Spediteure und Transportspezialisten – die Vorteile der modularen e-dec-Lösung schmackhaft zu machen («einheitliches Datenformat, Datenaustausch via XML, Einfuhrlisten als PDF, Veranlagungsverfügungen als PDF oder XML – von der Steuerverwaltung akzeptiert»). Letztlich verspricht man sich von e-dec schlankere Prozesse, einheitliche Richtlinien auf elektronischem Weg und so im Endeffekt Kosteneinsparungen. Nichtsdestotrotz hielt sich die Euphorie bei den meisten Anwesenden in Grenzen.
Kritik wurde vor allem am Termin vom 01.01.2006 laut – offenbar ist die Transportindustrie mehr als skeptisch. Tucker wich in bestem Beamtendeutsch («ich habe von meinen Vorgesetzen den Auftrag erhalten, das System bis zum
1. Januar 2006 bereitzustellen, ich weiss nichts über andere Termine») den Fragen der Anwesenden aus – bis sein Vorgesetzter aufstand und den Termin bestätigte: «Zum jetzigen Zeitpunkt ist er in Stein gemeisselt».


Zeit wird knapp

Die Skepsis rührt vor allem daher, dass die Softwarehersteller die
e-dec-Vorgaben erst einmal umsetzen müssen. Die Schaffhauser Firma Datateam zumindest hat als
e-dec-Projektteilnehmer bereits ein Software-Paket mit allen Funktionen einer elektronischen Zollabwicklung entwickelt und bei einem Spediteur getestet. Bei Software-Anbietern, die nicht ins Pilotprojekt involviert sind, scheint die Situation etwas anders auszusehen, auch wenn Projektleiter Tucker darauf beharrte, dass schliesslich alle Spezifikationen verfügbar seien. Handkehrum heisst es, dass das Modul Import von der EZV derzeit entwickelt werde und erst die Module für Export und Transit bereits eingeführt sind. Verständlich also, dass die Spediteure skeptisch sind, ob ihre Software-Hersteller eine fertige Lösung innert nützlicher Zeit zu Stande bringen.

(mw)


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