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IT-Budgets 2005: Entwicklungen und Trends

Experten orakeln, wohin das Geld 2005 fliesst und welche Themen vorsichtig angefasst werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/22

     

Die Stagnation des IT-Budgets darf nicht mit einem ‹Treten an Ort› verwechselt werden. Der Trend geht eher dahin, dass die Gelder noch gezielter eingesetzt werden.» So interpretiert Ralf Ploner, Senior Manager im Bereich Information Risk Management bei KPMG, die Ergebnisse der jüngst durchgeführten IT-Budget-Online-Umfrage von InfoWeek. Diese hat aufgezeigt, dass sich die Informatik-Ausgaben fürs nächste Jahr kaum ändern werden. Zudem habe man gelernt, dass nach Jahren des E-Hypes die Wirtschaftlichkeit von IT-Investitionen wieder sehr kritisch hinterfragt werde und dass ein Einfrieren des Budgets nicht zwangsläufig eine Reduktion der Servicequalität zur Folge haben muss, führt Ploner weiter aus. Eric Scherer von der Firma i2s stimmt Ploner zu, sagt aber auch, dass es «für die meisten Geschäftsführungsmitglieder heute ‹en vogue› ist, sich abschätzig über die IT zu äussern.» Und er fügt an: «Bis heute haben die meisten Firmen keine strategische IT-Planung, die Geschäftsstrategien und IT-Investitionen in einen Zusammenhang bringt. IT-Investitionen erfolgen daher noch immer vorwiegend aus rein technischer Perspektive.» Und Philipp A. Ziegler, Geschäftsführer von MSM Research, stellt fest, dass der von MSM festgestellte Budgetanstieg von immerhin 3,4 Prozent vor allem auf das Konto der KMU geht. «Grossfirmen investieren deutlich verhaltener als KMU. Allerdings reagieren KMU auch wieder schneller auf ‹Dellen› in der wirtschaftlichen Entwicklung.»


Trends und Flops

Auf Trends angesprochen, äussern sich die Experten in unterschiedliche Richtungen. Ploner vertritt die These, dass eine budgetrelevante Schwerpunktverschiebung Richtung Businessprojekte stattfindet. Dies aufgrund des Projektstatus, der heute in vielen Firmen festzustellen sei. Investitionen werde man zudem im Bereich Security sehen. Zurückhaltung ist seiner Meinung nach in den Bereichen CRM (Customer Relationship Management), MIS (Management Information System), E-Business oder Data Warehouse zu spüren. «Die Schlagworte der Vergangenheit haben noch nichts von ihrem Realitätsschock eingebüsst», so Ploners markante Analyse.



Für Eric Scherer wird generell dort Geld ausgegeben, wo man durch eine Vereinfachung und Harmonisierung der Systemlandschaften Kosten sparen kann. «In diesem Zusammenhang spielt auch das Verschieben von Kosten und gebundenem Kapital, etwa durch Outsourcing, eine zunehmende Rolle.» Zurückhaltend investiert wird in seinen Augen und trotz entgegengesetzter Erwartungen in die Bereiche ERP (Enterprise Ressource Planing) und Business Software. «Dies ist umso erstaunlicher, da in diesem Bereich Systeme und Dienstleistungen besser und günstiger sind als je zuvor.» Die Firmen würden sich oft nicht trauen, gezielt die gewachsenen Alt-Systemlandschaften zu erneuern.




Philipp A. Zieglers Aussagen gehen in Richtung derjenigen von Ploner. Er sieht für 2005 eine Verschiebung der Ausgaben zu businessgetriebenen Projekten. Konkret wird gemäss dem MSM-Mann mehr in Outsourcing, speziell in Desktops, Netze und Applikationen, sowie in Storage-Lösungen und IT-Sicherheit investiert.



Eine vierte Einschätzung kommt von Reto Schmid, Managing Director und Vice President bei der Meta Group Switzerland. Seiner Meinung nach stehen Konsolidierungsmassnahmen und Sicherheit im nächsten Jahr im Mittelpunkt. Einfach gesagt werde in die Effizienzsteigerung viel, in die Leistungssteigerung mässig viel und in Innovationen wenig investiert. Skeptisch zeigt er sich zu «ehemals hypen Themen wie CRM und CMS». Schmid weiter: «In besonders krasser Diskrepanz zum Medienecho dürften Bereiche wie zum Beispiel RFID stehen. Für diese neuen Heilsbringer ist der Zielmarkt noch nicht bereit. Zuerst müssen handfeste Konzepte und erprobte Prozessdesigns vorliegen, bevor sich Handel und Vertrieb darauf einlassen.»

Vorsicht mit Kürzungen

Die Berater und Marktforscher heben aber auch den Warnfinger, wenn es um Ausgabenkürzungen und das Aufschieben der Investitionen geht. Ploner: «Wenn die Budgetkürzungen zu einem Anforderungs- oder Projektstau führen, dann hat die besagte Konsolidierungsstrategie einen nachhaltigen Schaden zur Folge.» Scherer sieht das Problem eher an der Wurzel: «Der Fehler liegt nicht im Kosten senken an sich, der Fehler liegt darin, dass man das Kosten-Nutzen-Verhältnis von IT bis heute noch immer falsch bewertet und so gar nicht in der Lage ist, eine vernünftige Langzeitplanung zu vollziehen.» Schmid hingegen bewertet eine Ausgabenkürzung an sich nicht zwingend negativ. «Optimierungen können gleiche Leistungen zu geringeren Kosten realisieren.» Jedoch sei ein Verzicht auf notwendige Anschaffungen grundsätzlich falsch, weil dadurch eine Negativspirale in Gang gesetzt wird, welche mit Sicherheit höhere Gesamtkosten generiert und die Marktfähigkeit mittelfristig gefährdet.»

(mw)


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