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Lexmark-Drucker mit Dell-Aufkleber

Dell wird ab dem nächsten Jahr Lexmark-Printer unter dem eigenen Brand anbieten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/34

     

Dell wird bereits in nicht allzu ferner Zukunft Printer unter dem eigenen Brand anbieten. Diese Geräte werden aus dem Hause Lexmark stammen. Mit dieser Ankündigung beendet der texanische Computerriese Gerüchte, die bereits im Mai dieses Jahres ihren Anfang genommen haben. Damals hat ein Bear-Stearns-Analyst nach einem Gespräch mit Michael Dell die Schlüsse gezogen, dass Dell künftig nicht weiter Drucker von Drittherstellern verkaufen wird und so Konkurrenten wie HP zusätzliche Umsätze beschert, sondern selbst mit Printern Geld verdienen will. Lange war unklar, wie der Einstieg vollzogen werden soll. Entweder werde Dell eine eigene, selbst hergestellte Druckerlinie lancieren, einen Druckerhersteller kaufen oder einen Hersteller dazu gewinnen, für den Computerhersteller entsprechende Geräte zu produzieren. Gewählt wurde nun dieser dritte Weg.



Dell wird aber nicht nur Lexmark-Drucker unter dem eigenen Label verkaufen. Auch Drucker-Zubehör wie Tintenpatronen, mit dem das grosse Geld zu verdienen ist, werden als Dell-Produkte direkt an den Kunden verkauft.




Als erster Schritt der Vereinbarung wird Dell beginnen, Lexmark-Printer für das Weihnachtsgeschäft speziell zu promoten. Mit ersten eigenen Druckern - sowohl Laser- wie auch Tintenstrahlgeräten - wird frühestens 2003 gerechnet. An den Produktplänen wird bei Dell noch gearbeitet. "Wir werden schrittweise Arbeitsgruppendrucker, KMU-spezifische Lösungen und Drucker für Privatpersonen anbieten", verrät Achim Freyer, Marketing-Leiter bei Dell Schweiz.

Stimmen der Konkurrenz

Bei Printer-Marktführer HP - gleichzeitig auch Dells grösster Nebenbuhler im PC-Geschäft - wurde der Dell-Einstieg vor der offiziellen Ankündigung heruntergespielt. Vor allem über Dells Direktvermarktungssystem liess HP sich aus. So hatte Vyomesh Joshi, Präsident von HP Imaging and Printing Systems Group, im Juli verlauten lassen, dass der Direktverkauf bei Druckerzubehör nicht funktionieren könne. Wenn jemandem mitten in der Arbeit die Tinte ausgehe, brauche er eine neue Patrone umgehend und könne nicht 24 bis 48 Stunden warten, bis Dell ihm eine zusende.



Inzwischen lautet das offizielle Statement von HP, wenn es um die Dell-Drucker geht, "kein Kommentar!" Das gelte sowohl für die Schweiz wie auch auf internationaler Ebene. Niemand hat die Befugnis, den Einstieg des neuen Konkurrenten zu kommentieren.



Anders die Situation bei Canon: Hier hegt Arno Zindel, Product Manager Bubble Jet Printer bei Canon Schweiz, Zweifel am Direktverkaufsmodell für Drucker. "Anders als in den USA wird in Europa und speziell in der Schweiz Wert gelegt auf persönliche Beratung beim Druckerkauf, etwas, das übers Internet nicht geboten werden kann." Dies hätten beispielsweise die Zahlen bei Grosshändlern wie Interdiscount gezeigt, die zwar Drucker via Internet anbieten, über diesen Kanal aber sehr wenig Umsatz generieren würden. Canon nimmt den Einstieg von Dell ohnehin gelassen hin. Da erwartet wird, dass Dell vor allem im Tiefstpreissegment Fuss fassen will, wird der Markt von Canon kaum tangiert, zumal der eigene Fokus auf dem Mittel- und High-End-Bereich liegt.




Günstiger zu Marktanteilen

Dell wird übrigens auch weiterhin Geräte von Drittherstellern anbieten - vorausgesetzt, diese beliefern Dell auch weiter. HP hatte die Verträge ja bereits im Sommer gekündigt. Analysten zufolge müsse Dell wirkliche Preisbrecher offerieren, um den Markt zu seinen Gunsten zu ändern.



Vielleicht auch deshalb hat HP bereits neue, günstige Produkte lanciert, beispielsweise einen Farblaserprinter für rund 1000 Dollar, rund die Hälfte des Preises des bislang günstigsten Modells.




Darüber, wie viel günstiger als die Konkurrenz Dell seine Drucker denn verkaufen wird, wollte sich Achim Freyer noch nicht äussern. Auch über angepeilte Marktanteile wollte Freyer keine genauen Angaben machen. Man müsse aber bedenken, dass Dell alleine im vergangenen Jahr zwei Millionen Printer der verschiedensten Hersteller verkauft habe. Er ist überzeugt, dass Dell in diesem Segment genauso erfolgreich sein werde wie in den anderen Tätigkeitsfeldern. "Dennoch glauben wir nicht, dass der Druckerumsatz einen entscheidenden Teil zu unserem Gesamtumsatz beitragen wird", so Freyer.



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