cnt

Peter Vosseler, Geschäftsführer Schweizer Landesgruppe der IFPI

«Seit dem Herbst 1999 haben wir in der Schweiz über 1300 Fälle erledigt.»

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/08

     

Die IFPI (International Federation of Producers of Phonograms und Videograms) will auch in der Schweiz vermehrt Jagd auf File-Sharer machen. Geschäftsführer Dr. Peter Vosseler nimmt Stellung zu den Erfolgen, dem Vorgehen und der Krise in der Musikindustrie.



Wie kommen Sie in Ihren Bemühungen voran, die Internet-Piraterie in der Schweiz einzudämmen?



Recht gut! Seit dem Herbst 1999 haben wir in der Schweiz über 1300 Fälle erledigt.



Können Sie mir erklären, wie Sie an IP-Nummern von File-Sharern kommen?

Ich bin erstaunt über diese Frage. Das Internet ist das transparenteste Medium, das es gibt. Jeder, der das Internet kennt, kann sich wohl gut vorstellen, wie das geht.



Wie wollen Sie anhand der IP-Nummern die User-Identitäten von den Providern in Erfahrung bringen?

Wenn man die User-Identität nicht offensichtlich erkennt, reichen wir Strafanzeige gegen Unbekannt ein. Ein Untersuchungsrichter kann dann diese Daten vom Provider verlangen.



Ist das Ganze nicht ein Kampf gegen Windmühlen, angesichts der hohen Anzahl File-Sharer?

Nein, es gibt zwar sehr viele File-Sharer, seit rund einem Jahr nehmen die Angebote aber wieder ab.



Mit welchen Strafen muss ein File-Sharer rechnen - realistisch?

Nach heutiger Erfahrung muss man bei einem Schuldspruch mit einigen 1000 Franken Busse und unter Umständen einigen Tagen Haft rechnen. Das hängt aber von den Umständen des Angeklagten wie beispielsweise seinem Vorstrafenregister ab.



Wird die ganze Angelegenheit nicht falsch angepackt? Anstatt
File-Sharer zu jagen, sollten doch eher attraktive, legale Download-Möglichkeiten bereitgestellt werden. Hierzulande sucht man solche aber vergebens.


Falsch angepackt? Nein, ich bin aber immer gerne für neue Ideen zu haben. Wir haben mit Directmedia in der Schweiz eine Möglichkeit, die gut funktioniert, und die Angebote werden auch von anderen Anbietern noch in diesem Jahr bedeutend ausgebaut. Am Schluss entscheidet aber ohnehin der Konsument, ob er bereit ist, für Musik zu bezahlen.



Glauben Sie tatsächlich, dass File-Sharing allein an der Krise in der Musikindustrie schuld ist?

File-Sharing ist mitschuldig, es gibt sicherlich noch andere Gründe wirtschaftlicher Art. Geld ist nur begrenzt vorhanden, das Medien-Angebot aber ist grösser geworden. Die Handyrechnung beispielsweise muss man bezahlen, nur Musik kann geklaut werden.

(mw)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wieviele Zwerge traf Schneewittchen im Wald?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER