Filesharer kuschen vor Musikindustrie
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/10
Filesharer sind in den letzten Monaten rund um den Globus ins Visier der Musikindustrie beziehungsweise von deren Anwälte geraten – so auch in der Schweiz. Der Verband IFPI (International Federation of Producers of Phonograms and Videograms) hat im März die eindringliche Warnung ausgesprochen, dass der Tauscherei jetzt ein Ende gesetzt werden soll. Wer unerlaubt Musikstücke zum Download zur Verfügung stelle, mache sich strafbar. Unwissenheit könne nicht mehr geltend gemacht werden. Zudem wurde mit der vollen Härte des Gesetzes gedroht, wenn die Piraterie nicht abnehme. Zeigen die Drohgebärden Wirkung? Wir wollten es von unseren Lesern wissen.
Knapp ein Drittel unserer Leser dürfte die IFPI-Warnung nicht interessiert haben, geben sie doch an, gar nie Filesharing betrieben zu haben. Bei den anderen scheint aber Verunsicherung aufgekommen zu sein. Weniger als zwei Drittel der Nutzer von Kazaa und Co. tauschen und laden Musikstücke und andere Files wie zuvor herunter. Ein beachtlich grosser Teil hat sich für die unsoziale Variante entschieden und saugt nur noch, stellt aber keine Files mehr zur Verfügung. Und nur ein unwesentlich kleinerer Anteil der Leserschaft hat sich entschieden, Filesharing besser ganz bleiben zu lassen.
Spannend wäre auch die Frage gewesen, wie viele unserer Leser Filesharing am Firmenrechner betreiben – es dürften wohl einige sein. Filesharing am Firmenrechner hat nämlich einen entscheidenden Vorteil: Die IFPI will offenbar Firmen nicht direkt anklagen, wie unser Kolumnist Patrick Michel in der letzten InfoWeek-Ausgabe erklärte. Und er führte auch an, weshalb Filesharing im Unternehmen trotzdem sehr gefährlich ist. Die Installation von entsprechenden Programmen ist ein beachtliches Sicherheitsrisiko. Es stammt zum einen von den potentiell verseuchten Files, die heruntergeladen werden können, aber auch vom fehlenden Wissen des Administrators um die installierten Programme.