Java erhält zwei Jahre Gnadenfrist
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/24
Java raus, Java rein, Java raus: So lässt sich das Hickhack um die Java-Unterstützung von Windows XP auf einen einfachen Nenner bringen. Nachdem beim Release von Windows XP die Unterstützung von Java gänzlich fehlte, hat Microsoft nun bekanntgegeben, man werde dem Betriebssystem Java-Unterstützung zusammen mit dem Service Pack 1 (SP1) wieder spendieren. Gleichzeitig mit der Ankündigung, dass Java wieder in Windows zurückkehren soll, liess der Konzern rund um Bill Gates aber auch verlauten, dass man Java längerfristig ganz fallen lassen werde.
Bei der Version, die mit dem SP1 mitgeliefert wird, handelt es sich um eine Microsoft-eigene Java Virtual Machine (JVM) aus dem Jahre 1997, welche die Versionsnummer 1.1.4 trägt. Sun seinerseits hätte lieber, wenn Microsoft Windows die aktuelle Version 1.4 beifügen würde. Diese wird man aber auch nach Erscheinen des SP1 weiter von Suns Site herunterladen müssen - ein Download, der immerhin 5 MB umfasst. Trotzdem zeigte sich Sun erfreut über die überraschende Ankündigung von Microsofts erneuter Hinwendung zu Java. Im gleichen Atemzug unterstellt die Firma von Scott McNealy seinem Widersacher aber auch gleich Hintergedanken. Laut Sun will Microsoft mit der plötzlichen Unterstützung den Antimonopol-Prozess, der in den USA nach wie vor am Laufen ist, zu seinen Gunsten beeinflussen. Dafür spreche auch der Zeitpunkt der Mitteilung kurz vor Ende der Argumentationsfrist. Zudem: Wenn es Microsoft wirklich darum ginge, dem User und den Entwicklern mehr Komfort zu bieten, dann würde die neueste JVM-Auflage mitgeliefert werden.
Die verhaltene Freude bei Sun dürfte ohnehin nicht lange anhalten. Die Unterstützung von Java in den Windows-Betriebssystemen wird nämlich nicht unbefristet andauern. Ab 2004 will Microsoft Java durch das hauseigene Pendant C# ersetzen. Dies ist zu einem grossen Teil auch die Schuld von Sun. In der Vereinbarung, welche die beiden Firmen im Januar letzten Jahres eingegangen sind, musste sich Microsoft verpflichten, die 1997 entwickelte, eigene Java-Ausführung nur für sieben Jahre zu benutzen - also bis 2004.
Blick zurück auf die Debatte um Java |
Im Januar 2001 einigten sich Microsoft und Sun darauf, einen vier Jahre andauernden Streit beizulegen, bei dem es um Microsofts eigene widerrechtliche Erweiterungen von Suns Java-Standard ging. Microsoft zahlte Sun 20 Millionen Dollar und akzeptierte, dass die Nutzungslizenz von Java auf das Jahr 2004 gekündigt wird. Im Sommer gab Microsoft dann bekannt, Java in Windows XP nicht zu implementieren. Microsofts Begründung, auf Java zu verzichten, berief sich damals unter anderem auf Sicherheitsprobleme mit Java. Daraufhin unternahm Sun alles Mögliche, damit die Java Virtual Machine (JVM) doch noch Aufnahme ins neue Windows-Betriebssystem findet. Microsoft entgegnete Sun damals trocken, dass über 3 Jahre versucht wurde, Microsoft vom Gebrauch von Java abzuhalten, man solle sich jetzt auch nicht darüber beklagen, dass in Windows XP auf Java verzichtet werde. Der Leidtragende war und ist der User, der die aktuellste 5 MB grosse JVM bei Sun herunterladen muss. |