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Entwischter Windows-Quellcode: Sicherheitstechnischer Supergau


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/04

     

Wovor Microsoft sich immer gefürchtet hatte, ist nun eingetroffen: Der Windows-Quellcode - oder zumindest Teile der 2000er- beziehungsweise NT-4.0er-Ausführung - sind an die Öffentlichkeit geraten. Entwischt ist der Code vermutlich der Firma Mainsoft, einem Unternehmen, das Cross-Plattform-Entwicklungen vornimmt.



Die Sache ist für Microsoft äusserst peinlich, denn offenbar finden sich im Code unzählige Zeilen mit dem Vermerk "Confidential" - nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Zudem ist es laut ersten Berichten möglich, zahlreiche Bugs direkt nachzuvollziehen.




Doch die Sache ist nicht nur peinlich, sondern primär äusserst gefährlich. Der Code erlaubt es potentiellen Angreifern, noch viel gezielter Schwachstellen im Betriebssystem auszunutzen. So spricht die russische Antivirenfirma Kaspersky Labs von einem "einschneidenden Ereignis", das Virenprogrammierern einen entscheidenden Vorsprung geben könnte. "Die Quellcodes erlauben es zu verstehen, wie das Betriebssystem von innen heraus funktioniert, wie die Verbindungen der Module untereinander aussehen und wo Schwachstellen liegen", schreibt Kaspersky. Auch Harry Galli, Schweizer Country Manager von Check Point, zeigt sich äusserst besorgt und ist überzeugt, dass in naher Zukunft noch ausgeklügeltere Attacken auf die Computer-User zukommen. Schliesslich müsse man bedenken, dass grosse Teile des Windows-2000-Codes aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Windows XP vorkommen.



Die ersten Sicherheitslücken aufgrund des entwischten Quellcodes wurden denn auch bereits wenige Tage nach dem Vorfall entdeckt. Gewisse Kreise monieren darüber hinaus, dass - wer weiss - vielleicht der eine oder andere Hersteller plötzlich seinen Code in Windows wiederfinden könnte. Möglich sei auch, dass Microsoft in Zukunft behauptet, in künftigen Linux-Versionen werde Windows-Code verwendet - rechtliche Plänkeleien sind also praktisch vorprogrammiert. Sicher ist zumindest: Die Sache wird die IT noch eine Weile beschäftigen.

Windows-Light in Planung

Wie Thailands Microsoft-Verantwortlicher gegenüber der "Bangkok Post" verlauten liess, plant der Software-Riese eine abgespeckte Version von Windows XP. Dieses XP Light soll in einkommensschwächeren Ländern - vornehmlich im asiatischen Raum - verkauft werden und so zum einen den Vormarsch von Linux bremsen, zum anderen auch das Raubkopien-Problem eindämmen. Microsoft verkauft in Thailand bereits seit geraumer Zeit im Rahmen einer Aktion Windows XP für rund 30 Euro. Die Light-Ausführung könnte bereits im Mai erscheinen.

(mw)


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