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Im Visier der Spammer – Spammer im Visier

Cablecom kämpft mit Spammern, die gezielt Adressen aushorchen. Derweil versucht Bill Gates höchstpersönlich, sich im Kampf gegen Mailschrott zu profilieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/03

     

In den vergangenen Tagen und Wochen hatte Cablecom beziehungsweise Swissonline für einigen Unmut gesorgt. Der Vorwurf: Swissonline habe Konfigurationsänderungen vorgenommen, ohne die Kunden zu informieren, die zur Folge hatten, dass gewisse reguläre Mails nicht mehr zum Empfänger durchgekommen sind.



Was auf den ersten Blick wie der rigorose Versuch wirkt, Spam zu eliminieren und dabei auch in Kauf zu nehmen, reguläre Mails abzublocken, hat weit weniger triviale Gründe. Cablecom ist ins Visier der Spammer geraten. «Spammer versuchten gezielt, an die Daten von Swissonline-Kunden zu gelangen. Unsere Systeme verzeichneten in Spitzenzeiten das 15-fache der normalen Belastung. An einem einzelnen Tag hatten wir 15 Millionen Abfragen», so Cablecom-Sprecher Stephan Howeg. So wurde der Provider gezwungen, zu reagieren. Howeg: «Wir haben gewisse Adress-Bereiche geblockt, von denen wir wussten, dass sie bevorzugt von Spammern genutzt werden. Wir waren uns bewusst, dass damit auch reguläre Mails abgefangen werden und wir damit Kunden verärgern könnten. Dafür möchten wir uns entschuldigen, aber wir hatten unter diesen Umständen keine andere Wahl.»




Offenbar ist das gezielte Vorgehen von Werbemail-Versendern gegen Swissonline kein Einzelfall. «Im letzten Jahr ist einem Konkurrenten gleiches passiert», so Howeg. «Das hat nichts mit Swissonline zu tun, sondern ist ein übliches Vorgehen von Spammern.» Howeg verspricht, dass es sich bei den getroffenen Vorkehrungen um temporäre Massnahmen handelt. «Wir werden schrittweise Adressbereiche wieder freigeben», stellt Howeg in Aussicht.

Provider klären auf

Die Massnahme ist zwar rigoros, zeigt aber auch, wie gross das Spam-Problem ist und wie ernst es von Providern genommen wird. Bei GMX zum Beispiel werden zu Spitzenzeiten bis zu 1300 Mails pro Minute geblockt. Wie Anfragen bei Sunrise und Bluewin ergeben haben, setzt man bei den Anbietern neben technischen Massnahmen vermehrt auch auf die Aufklärung der User. Bluewin sieht den Weg, um im Kampf gegen Spam erfolgreich zu sein, in einem Mix aus Information, Technologie, Gesetzgebung und Kooperation innerhalb der IT-Industrie.


Ideen gegen Spam

Doch das Problem soll bald gelöst sein – hat sich doch Microsoft-Vater Bill Gates höchstpersönlich der Thematik angenommen. Gates verspricht, dass Spam in 18 Monaten kein ernsthaftes Problem mehr darstellen wird. Sein Plan: Jedes Mail soll eine Art elektronische Briefmarke enthalten. Wird eine Mail vom Empfänger als Spam definiert, muss der Absender bezahlen. Offenbar wird in Redmond bereits an einer entsprechenden Technologie gearbeitet, wie Gates verlauten liess.




Es kursieren aber auch andere Ideen gegen Spam. Eine davon wäre beispielsweise eine Puzzle-Aufgabe, die der Absender einer Mail lösen müsste. Diese soll zwar extrem einfach, aber nur von einer Person aus Fleisch und Blut zu lösen sein. Eine andere Idee geht dahin, das man den Computer rechnen lässt, sobald eine Mail versendet wird. Das soll an sich für den Rechner kein Problem sein, doch wenn Massenmails verschickt würden, ginge der Computer in die Knie beziehungsweise die Kosten für entsprechende leistungsfähige Hardware wären enorm.

Spam-Flut erfolgreich eindämmen

Mail-Riese GMX hat Tips zusammengestellt, die helfen sollen, die Spam-Flut einzudämmen. Die wichtigsten haben wir für Sie herausgepickt. Dass man bei Spam-Mails nichts anklicken sollte, dürfte inzwischen ja bekannt sein.




• Am besten sollte für die Mail-Adresse der vollständige Namen (vorname. nachname@mailadresse.ch) oder eine Kombination aus Buchstaben und Ziffern mit mehr als 10 Zeichen gewählt werden. Solche Adressen würden laut GMX nicht so schnell ins Fadenkreuz der Spammer geraten, da diese mit Hilfe von Adressgeneratoren zwei- bis vier-buchstabige Adressen senden. Ebenfalls sinnvoll ist es, einen individuellen Domainnamen nach dem @-Zeichen zu wählen (name@wunschdomain.ch). Gewisse Provider bieten diese Option.





• Die Hauptadresse sollte nur genutzt werden, wenn mit jemand bekanntem kommuniziert wird, nie aber für die Teilnahme an Wettbewerben oder für kostenlose Dienste, Newsletter oder Foren.




• Wird eine Mail an mehrere Empfänger geschickt, sollte das BCC-Feld genutzt werden. So wird die Privatsphäre anderer geschützt.




• Den Abbestell-Optionen, durch die ein Absender am erneuten senden von Nachrichten gehindert werden soll, sollte man nur bedingt vertrauen. Oft sind sie für Spammer nur ein Mittel um festzustellen, ob eine Adresse tatsächlich gültig ist.

(mw)


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