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Überdimensionierter Technologiepark Aargau

2005 soll im Aargau ein neuer Technologiepark bezogen werden. Insider sind dem Projekt gegenüber skeptisch.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/20

     

Im Kanton Aargau soll 2005 ein neuer Technologiepark eröffnet werden. 450 Millionen soll das Technologiemonster kosten, das etappenweise auf 9 Hektaren in Kaiseraugst auf dem Gelände und von den Initianten des in den 80er Jahren gescheiterten Atomkraftprojekts gebaut wird und auf den Namen "Campus der Technologien Aurica" getauft wurde. "Völlig überdimensioniert", wie Kurt Maccaferri vom Gründerzentrum Kanton Solothurn findet. In die gleiche Kerbe schlägt auch Dr. Thomas von Waldkirch, Geschäftleiter des renommierten Technopark Zürich. "Ich gebe dem Projekt im Aargau in dieser Grösse nicht sehr grosse Chancen."


Kein Konzept

Von Waldkirch führt noch weitere Gründe für seine Skepsis gegen den Technologiepark Aurica auf: "Ich sehe kein Konzept hinter dem Bau. In meinen Augen ist der Technologiepark im Aargau Immobilien-getrieben. Leere Büroräume gibt es aber mehr als genug." Zudem ist er der Auffassung, dass der Standort nicht ideal ist. "Die Idee hinter einem Technologiepark liegt eigentlich darin, den Know-how-Transfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern und zu nutzen. Diese Voraussetzung ist in Kaiseraugst mangels einer Hochschule oder ähnlichem nicht gegeben." Es vertrage in der Schweiz schon noch mehr solcher Parks, jedoch nur dort, wo die Integration der Wissenschaft bewerkstelligt werden könnte. "In Basel oder in Bern könnte man sicher noch mehr machen", ist von Waldkirch überzeugt. Die Macher hingegen streichen den Standort Mitten in der Schweiz als Vorteil heraus.



Trotz der Bedenken, die von Waldkirch anführt, könnte der Campus der Technologien Aurica zur Konkurrenz für den Technopark Zürich werden. Von Waldkirch: "Jedes neue Büroangebot ist letztlich eine Konkurrenz für uns." Er sei überzeugt, dass es im Aargau nach der Eröffnung Leerräume haben wird, worauf wohl die Preise gesenkt und so der Standort vermeintlich attraktiver wird.




Gut ausgelastet

Zudem dürfte auf den Aurica-Park noch ein anderes Problem zukommen. Maccaferri vom Gründerzentrum Kanton Solothurn: "In der Regel ist es so, dass sich in wirtschaftlich schlechten Zeiten mehr Firmen Technologieparks und Gründerzentren anschliessen. Zieht die Wirtschaft wieder an, kommen hingegen weniger Anfragen." 2005, wenn im Aargau der Startschuss fällt, sollte es der Schweiz ökonomisch wieder besser gehen - zumindest, wenn man den Prognosen glaubt.



Derzeit können die verschiedenen Zentren und Parks betreffend Auslastung denn auch nicht klagen. "Wir sind gut ausgelastet", berichtet Maccaferri. "Der Technopark ist praktisch zu 100 Prozent voll", so auch ein zufriedener von Waldkirch. Und auch Anne Schlegel, Geschäftsführerin des Gründerzentrums Bern, beklagt sich nicht. "Wir sind mit 80 Prozent relativ gut ausgelastet. Jedoch stellen wir fest, dass Firmen in wirtschaftlich schlechteren Zeiten versuchen, die Fixkosten so tief wie nur möglich zu halten und deshalb beispielsweise möglichst wenig Bürofläche mieten."




Kleine feine Unterschiede

Technologiepark, Gründerzentrum, Businesspark, High-Tech-Center, Cluster... alles Bezeichnungen für verschiedenartige Zentren mit unterschiedlichen Zweckbestimmungen. Die wichtigsten Begriffe hier kurz aufgeschlüsselt:




Cluster: Unter einem Cluster versteht
man die Ansammlung von Firmen aus der gleichen Branche auf einem Areal.





Gründerzentrum: Ein Gründerzentrum richtet sich ausschliesslich an Start-up-Firmen, die sich zu speziellen Konditionen einmieten können und neben Infrastruktur auch Coaching zur Verfügung gestellt bekommen.




• Bei einem Technologiepark steht der Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zwecks Innovation im Vordergrund (der Ausdruck Technopark ist ein eingetragener Markenname für die Technologieparks in Zürich, Winterthur und Luzern).




Science Park: Der Science Park soll mittels Wirtschaftsförderung High-Tech-Industrie im Umfeld einer Uni ansiedeln. Falls dabei eine technologische Branche im Vordergrund steht, geht er in Richtung Cluster.



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