Google erhöht Druck auf Microsoft
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/15
Als «Elefenatenhochzeit in der Internet-Branche» wurde vergangene Woche die Ankündigung kommentiert, wonach Google und eBay in Zukunft eine Partnerschaft eingehen wollen. Die Zusammenarbeit sieht vor, dass User via Click-to-Call-Service mit Werbepartnern von Google oder Verkäufern auf eBay direkt in Kontakt treten können. Dazu sollen sowohl die zu eBay gehörende Skype-Plattform wie auch Googles Dienst Talk zum Einsatz kommen, entsprechend sollen die beiden Plattformen auf einen Nenner gebracht werden. Ausserdem wollen die beiden Firmen eng im Online-Werbebereich zusammenarbeiten.
Die Ankündigung wird wie derzeit praktisch jede Verlautbarung aus dem Hause Google auch als Schachzug gegen Microsoft gewertet. Während Microsoft sein nächstes Geschäftsjahr unter das Zeichen des Online-Business stellen will, stärkt Google mit Partnerschaften laufend seine bereits schon dominierende Position im Internet-Bereich und wildert daneben mehr und mehr in Microsoft Gefilden.
Besonders schwer auf dem Magen dürfte Microsoft das jüngst von Google ins Leben gerufene Paket «Google Apps for Your Domain» liegen, auch wenn dieses von Tom Rizzo, verantwortlich für den SharePoint-Server in Redmond, als «Frankenstein-Software» abgetan worden sein soll. Mit Googles Web-Anwendungs-Sammlung bestehend aus E-Mail (Google Mail), Kalender (Calendar) Instant Messaging und VoIP (Talk) sowie Webpage-Gestaltung (Page Creator) sollen kleine Firmen angesprochen werden. Die Applikationen lassen sich auf eine Firma anpassen, beispielsweise durch Logos und eigene URLs, und sind vorerst gratis. Gegen Ende Jahr soll zudem ein erweiterter Premium-Dienst erscheinen. Wahrscheinlich, dass dann auch andere Anwendungen wie die webbasierten Office-Tools Spreadsheets und Writely in das Paket mit einfliessen, die zwar bei weitem nicht den Funktionsumfang eines Word oder Excel bieten, doch grundlegende Anforderungen problemlos abdecken können. Somit würde Google direkt auf Firmen zielen, die heute Microsoft-Lösungen wie Office und Exchange im Einsatz haben. Zudem greift Google Online-Plänen voraus, die Microsoft selbst unter dem Windows-Live-Brand hegt.
Ebenfalls als Massnahme gegen die Vorherrschaft Microsofts wird zudem die Tatsache gewertet, dass Google-CEO Eric Schmidt in den Aufsichtsrat von Apple berufen wurde. Zusammen seien die beiden Firmen eine noch grössere Bedrohung für Redmond, sind Analysten überzeugt. Microsoft sei der gemeinsame Feind. Bereits wird spekuliert, dass Apple seine Rechner mit Online-Anwendungen beziehungsweise dem Apps-for-Your-Domain-Paket von Google ausstatten könnte.