McNealys IT-Rezepte der Zukunft
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/07
Spezialisierte CPUs für jeden Workload, offene Quellen, Rechenleistung und Speicherkapazitäten nach Bedarf übers Internet, aber keine Blades: Sun-CEO Scott
McNealy kennt die IT-Rezepte der Zukunft. Bei den rund 200 Zuhörern an einer Kundenveranstaltung im Zürcher Hotel Marriot sollten keine Zweifel darüber aufkommen, dass Sun, allen wirtschaftlichen Problemen der letzten Jahre zum Trotz, noch immer die Technologieführerschaft für sich beansprucht.
Um dieser Botschaft Aktualität zu verschaffen, überzieht der Server-Spezialist jetzt sein gutes altes «Das Netz ist der Computer»-Motto mit einem «Participation Age»-Mäntelchen. Damit versucht sich Sun unter anderem auch als die originale Open-Source-Company schlechthin zu positionieren. Schliesslich sei beispielsweise Java seit Beginn ein Community-Projekt. Der jüngste Beweis von Suns grundsätzlichem Open-Source-Charakter, die Offenlegung des Web-Server-Prozessors UltraSparc T1, kann allerdings auch als Befreiungsschlag gegen die drohenden Volumenprobleme der Sparc-CPU-Linie gedeutet werden.
Erstaunlicherweise waren von McNealy aber auch nachdenklichere Töne zu hören. Statements wie «Ich wäre froh, wir hätten den Xeon-Prozessor damals selber gebracht», oder «Der Thin Client hat sich nicht durchgesetzt. Ich weiss nicht wieso» gingen allerdings während der Rede und dem anschliessenden Presse-Roundtable neben den McNealy-typischen, betont lässigen Seitenhieben gegen die Konkurrenz praktisch unter.
Bei allem Selbstbewusstsein konnte McNealy nicht verdecken, dass Sun heute selber zur Schizophrenie gezwungen ist. So propagiert der Infrastrukturspezialist im Datacenter die Vorteile einer integrierten Sun-only-Welt von der CPU über OS und Middleware bis zur Applikationsentwicklung gegenüber dem heutigen «Best-of-Breed-Frankenstein», während auf dem Desktop das Microsoft-Monopol der Ursprung allen Übels sein soll.