E-Health ist als Thema etabliert

Von E-Health wird manches erwartet: Die Verbesserung von Effektivität, Effizienz und Qualität medizinischer Leistungen, die Vereinfachung des Zugangs zu diesen, die Ausrichtung der Leistungen auf die Patienten, die Bändigung der Kostenzuwächse oder schlicht und einfach die «Veränderung des Gesundheitswesens». Hohe Erwartungen waren aber schon oft die Vorboten gravierender Enttäuschungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/20

     

Hersteller und Lieferanten von Lösungen, die sich unter dem Begriff «E-Health» vermarkten lassen, erkennen ihre Chancen und tragen zu den hohen Erwartungen bei, die bei allen Beteiligten an E-Health gestellt werden. Aus diesen Erfahrungen sollten im Gesundheitswesen die richtigen Konsequenzen gezogen werden.



E-Health hat sich in Praxis und Wissenschaft etabliert. E-Health bietet eine Fülle von Potenzialen für die verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens, insbesondere die Spitäler sowie für das Zusammenspiel der Akteure in der integrierten Versorgung. Wo Anreize für nicht effektive oder nicht effiziente Angebotserweiterungen bestehen oder solche für Verbesserungen fehlen, weil die Betroffenen und Beteiligten für sich keinen Partikularnutzen erkennen, werden E-Health-Vorhaben keine wesentlichen beziehungsweise nicht die beabsichtigten Wirkungen erzielen.




An den Grundmechanismen des Gesundheitswesens können E-Health-Vorhaben nicht rühren. Absehbare Wettbewerbselemente (Fallpauschalen) sowie die politisch gewollten grossen gesundheitsökonomischen Vorhaben (Vertragsfreiheit, Spitalwahl, monistische Finanzierung) werden Anreize schaffen. Die E-Health-Strategie des Bundes ist den Rahmenbedingungen hier – berechtigterweise – bereits einen Schritt voraus.



In Spitälern, die über ein vorausblickendes Management verfügen, laufen die Vorbereitungen für die Etablierung der Wettbewerbsfähigkeit in solchen Szenarien. Es werden Kooperationen angestrebt, es wird finanzielle Transparenz geschaffen, administrative und klinische Prozesse werden etabliert, Services werden zusammengelegt, die notwendigen Managementskills werden entwickelt und anderes mehr. In solchen Umfeldern kann E-Health einen ganz wesentlichen Beitrag leisten – einerseits durch die von IT unterstützte Entwicklung prozessorientierter Organisationen (Business Engineering) und andererseits durch die Bereitstellung fachgerechter Informationssysteme (Information Systems Engineering).
In den Spitälern zeigt sich in dieser Phase der stürmischen Entwicklung neuer Konzepte nun die Notwendigkeit, E-Health in die bestehenden Fach- und Führungsstrukturen einzubetten Die in anderen Branchen gewonnenen Erfahrungen lassen sich hier gewinnbringend einsetzen.



Wenn zudem an jedes E-Health-Vorhaben dieselben Massstäbe wie an andere (Prozessoptimierungs- und IT-) Projekte angelegt werden, kann deren nachhaltige Wirkung gesichert werden. Es ist darum kritisch zu fragen: Sind Relevanz und Nutzen gegeben? Stimmen die Rahmenbedingungen? Sind die Voraussetzungen schaffbar? Sind Ausmass und Geschwindigkeit der Veränderung machbar? Kurzum: Nehmen wir die richtigen E-Health-Projekte richtig in Angriff?



Dr. Peter Rohner leitet das Kompetenzzentrum Health Network Engineering (CC HNE) am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen, Prof. Dr. Robert Winter ist Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen.


Relevante Aspekte für den Erfolg von E-Health in Spitälern


- Integrierte und systematische Bearbeitung von strategischen, organisatorischen und technischen Aspekten


- Verankerung von Prozessorientierung und der Rolle der IT-Unterstützung in der Unternehmensstrategie


- Kunden- und Prozessorientierung der IT-Strategie


- Etablierung des «Alignment» zwischen Fachlichkeit und IT als Daueraufgabe


- Orientierung von Projekten an Bedürfnissen, Akzeptanz und Adoption der Fachseite (primär durch die Ärzteschaft und die Pflegenden)


- Klare Leitlinien für Architektur und Integration


- Schrittweise (und dadurch «verdaubare») Entwicklung von Organisationen (Strukturen und Prozessen) sowie Applikationen mit Hilfe von Reifegradmodellen


- Umfassende und dauerhafte Berücksichtigung der menschlichen Faktoren (Führung, Verhalten, Macht)


- Klarheit darüber, dass vor Optimierungen immer zuerst Investitionen nötig sind




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