Wie mich Microsoft in den Wahnsinn treibt (Teil 2)

Zweiter Teil von David Courseys Liste der Ärgernisse rund um Microsoft.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/19

     

Vor kurzem habe ich an dieser Stelle meine Top Ten der grössten Ärgernisse an Microsoft veröffentlicht (vgl. InfoWeek 17/2001), und viele meiner Leser haben mir ihre Plagen geschildert, die sie durch den Riesenkonzern erleiden. Bei fast allen handelt es sich um kleine Dinge, die Microsoft tut oder nicht tut, die das Leben ein wenig komplizierter machen, als es sein sollte.



Heute füge ich meiner Liste zehn weitere Gründe hinzu, warum ich Microsoft nicht mag.





• Es ist kaum zu glauben, dass Microsoft nicht in der Lage ist, eine brauchbare Deinstallationsroutine zu entwickeln. Sie kennen bestimmt das Popup-Fenster, das nach der Entfernung einer Software erscheint, um Ihnen mitzuteilen, dass die Deinstallation erfolgreich abgeschlossen wurde, aber nicht alle Dateien entfernt werden konnten. Welche Dateien? Und wo findet man die? Viel Spass beim Suchen!




• Wenn wir gerade bei der Deinstallation sind: Genau gleich ist es doch mit der Frage nach dem Entfernen von gesharten Dateien. Auch hier erscheint ein Fenster, das erzählt, dass der Uninstaller zwar denkt, dass diese Dateien nicht mehr benötigt werden, dass das System aber instabil werden könnte, wenn man sie löscht. Wie zum Teufel sollen durchschnittliche Windows-Anwender wie Sie und ich wissen, welche Entscheidung wir treffen sollen? Entfernen wir die Dateien, könnte das System instabil werden - lassen wir sie drauf, wird das System erst recht instabil.




• Ich habe die Nase voll von Anwendungen, die zwar unter Windows 98 und Me laufen, nicht aber unter Windows 2000. Typischerweise sind das Spiele und Multimedia-Programme, aber auch Utilities. Mit Windows XP soll dieses Problem zwar aus der Welt geschafft werden, die Beta 2 des kommenden Betriebssystems ist den Beweis dafür bisher allerdings schuldig geblieben.




• Wäre es nicht toll, wenn all die vielen Dateien auf Ihrem PC, die auf Namen wie uffyiufp.dll hören, im Windows-Explorer anzeigen würden, wozu sie gut sind und welche Programme mit ihnen arbeiten? Das würde nicht zuletzt auch bei den manuellen Uninstall-Aufgaben sehr helfen. Ich habe Ihnen bereits angekündigt, dass ich auch Dinge beim Namen nennen werde, die das Herz dessen treffen, wie Microsoft Geschäfte treibt und Geld verdient. Dazu gehören die folgenden Punkte:




• Qualität ist nicht Microsofts Hauptanliegen, und das zeigt sich immer wieder. Zwar scheint man in Redmond langsam Fortschritte zu machen, aber es gibt immer noch eine Menge zu tun. Wie sonst könnte man es erklären, dass es Microsoft nicht zustande bringt, ein Betriebssystem zu entwickeln, das den Grundanforderungen entspricht, also einfach läuft und nicht abstürzt? Windows XP soll diesbezüglich deutliche Verbesserungen zeigen. Aber Microsoft hatte noch nie besonders grosse Lust, Fehler auszubügeln: Die hauen lieber eine Menge zusätzlicher neuer Features in ihre Produkte, bevor sie die alten Funktionen richtig implementieren.




• Upgrade-Manie! Weil Microsoft sein Geld hauptsächlich mit Upgrades verdient, müssen diese schnell kommen, ob sie nun fertig sind oder nicht (Windows Me ist ein Beispiel für letzteres). Und dazu muss natürlich ein Haufen neuer, vordergründig attraktiver Features integriert werden, damit die Leute das Update auch kaufen. So einfach ist das mittlerweile aber nicht mehr, und deshalb will Microsoft seine Software künftig als Service verkaufen. Auf diese Weise spart man sich in Redmond die langwierige, mühsame und teure Arbeit, die nötig ist, um die Kundschaft vom Sinn der vielen Upgrades zu überzeugen und sie zum Kauf zu animieren.




• Microsoft war schon immer ein unfairer Spieler und ein schlechter Verlierer. Die aktuelle Antitrust-Klage ist dafür das beste Beispiel. Es ist aber auch so, dass komplette Branchen ständig vor Microsoft auf der Hut sein müssen. Nicht etwa, weil die Redmonder bessere Ideen hätten, sondern weil jede Idee, die Microsoft hat (oder klaut), einen kleineren Mitbewerber ins Gras beissen lassen kann. Wäre es nicht schön, wenn Microsoft endlich bekanntgeben würde, in welchen Bereichen man mitspielen will, und - noch wichtiger - wie man mit anderen umzugehen und dennoch die Innovation anzuführen gedenkt?




• Featuritis! Klar, auf der einen Seite ist diese Krankheit verständlich, schliesslich benötigt nicht jeder die selben Features. Aber vielleicht wäre es andererseits doch besser, wenn man die grundlegendsten Programme quasi nackt kaufen könnte und diese dafür auch tatsächlich stabil funktionieren würden. Für die meisten Anwender auch in Firmen wäre ein Works-ähnliches Produkt optimal geeignet! Bloss wurde Works von Microsoft absichtlich verkrüppelt, um es aus den Unternehmen zu halten.




• Die Featuritis wird auch benutzt, um Preise zu rechtfertigen, die bloss durch die Inflation sinken. Microsoft-Anwendungen kosten Jahr für Jahr ungefähr dasselbe. Die Behauptung, wonach die Software-Preise mit der Zeit sinken, ist genau so wenig wahr wie diejenige, dass Microsoft einem für den selben Betrag jedes Jahr ein bisschen mehr liefert. Denn natürlich war ein Dollar 1985 einiges mehr wert als er es im Jahr 2001 ist.




• Ich habe schon früher über Microsofts Aktivierungs-Konzept geschrieben, das speziell entwickelt wurde, um die Privatsphäre zu wahren, und gleichzeitig einige Heimanwender schikaniert. Ich bin natürlich auch gegen Software-Piraterie, aber die Kunden sollten dennoch so viele Kopien einer Software machen können, wie sie benötigen - solange sie nur jeweils eine davon nutzen. Microsoft geht nun - durchaus zurecht - sehr ernsthaft gegen Piraterie-Bagatellfälle vor, stösst damit aber eine Menge rechtmässiger User vor den Kopf.



Nun geht es mir wieder viel besser. Und Sie werden sehen, auch Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie Ihre Gedanken und Beschwerden in die InfoWeek-Community schreiben.




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