Intels geschrumpfte PC-Visionen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/17
Die Zeiten der Big-Tower sind endgültig vorbei. Kleiner, schlanker und eleganter lautet die Devise für den PC von morgen. So zumindest präsentiert sich Intels Konzeptstudie Big Water. Darin findet sich keine Variante eines ATX-Boards, sondern der neue Standard BTX (Balanced Technology EXtended Specification).
BTX wird es wie gewohnt in verschiedenen Bauformen geben, halt nur eine Nummer kleiner: Micro- und PicoBTX. Aber die Mainboards bieten ab 2004 nicht nur Designvorteile. Ein 24-poliger Main-Power-Stecker soll den elektrischen Leistungshunger zukünftiger Prozessoren stillen. Parallel wurde die Kühlung durch eine neue Anordnung der Komponenten optimiert, wodurch sich in Zukunft nicht nur die Luftzirkulation ändert. Auch die Temperaturverteilung innerhalb der CPU wird verbessert und die Werte permanent gemessen. Sobald ein bestimmter Grenzwert erreicht ist, kann dadurch nicht nur die Lüfterdrehzahl erhöht, sondern auch der Prozessortakt automatisch gesenkt werden.
Serial-ATA und PCI-Express sind eigentlich keine Neuigkeiten mehr. Dennoch ist der Einfluss gerade der neuen PCI-Version grösser, als man zunächst ahnt, geht es bei dieser Technologie doch nicht nur um Steckkartenplätze, sondern insbesondere um eine Revolution des Boarddesigns: Ein einfacheres Layout und damit weniger Fehlerquellen sollen auch günstigere Preise möglich machen.
Bei den Arbeitsspeichern soll im nächsten Jahr DDR2 seinen Siegeszug antreten; bereits Ende des ersten Quartals werden Module mit 400 und 533 MHz verfügbar sein. Die neuen BGA-Kontakte, On-Die-Terminierung (ODT), kürzere Latencies und optimierte Fertigungsverfahren bieten dann 3,2 respektive 4,2 Gbps Bandbreite. Für Mitte 2005 kann dann mit 667 MHz schnellen DDR2-Speichern mit einer Bandbreite von 5,3 Gbps gerechnet werden. Auch bei den Serverspeichern tut sich etwas: Fully Buffered DIMMs (FB-DIMM) werden ab 2005 über 288 statt 72 Adressleitungen verfügen und dank des moduleigenen Puffers gleichzeitig gelesen und beschrieben werden können.
Natürlich präsentierte Intel auch eine Prozessorneuheit: Pentium 4 HyperThreading Extreme Edition (P4HTEE) heisst das Kaninchen, das man aus dem Hut zauberte. Allerdings blieb die Frage offen, ob der 3,2 GHz schnelle Prozessor mit zusätzlich 2-MB-L3-Cache als Einzelkind bloss AMD erschrecken soll, oder ob er das erste Kind einer für Gamer und Poweruser gedachten Familie ist.
Wem allerdings die Leistung des P4HTEE noch nicht reicht, der kann auf kommende CPUs warten, die mit Multi-Core, also mehreren echten - zusätzlich zu den emulierten - Prozessoren auf einem Chip aufwarten.
Die Liste der Neuerungen ist damit aber noch nicht abgeschlossen: So soll LaGrande Technology in zwei bis drei Jahren im Zusammenspiel mit dem Trusted-Platform-Modul für mehr Sicherheit sorgen, 802.11 wird mit der Revision g leistungsstärker und 802.16 soll mit einer Reichweite von bis zu 30 Kilometern zum Funkstandard für die letzte Meile werden. Zudem will Intel sein Silizium verstärkt in mobilen Geräten wie Handys und PDAs unterbringen. Wenn man den steten Fluss an Innovationen des Marktführers betrachtet, fragt man sich unwillkürlich, wer von den Konkurrenten da noch mithalten soll.