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Novell goes Linux: Das Ende von NetWare?

Novell macht mit Linux-Ankündigungen Schlagzeilen. Die Akquisition von Ximian und die Portierung von NetWare sowie aller Funktionen auf Linux machen aber durchaus Sinn.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/17

     

Novell übernimmt Ximian. Novell kündigt an, dass NetWare 7.0 auch auf Linux laufen wird. Novell stellt die Nterprise Linux Services vor. Novell portiert GroupWise auf Linux. Kaum eine Novell-Schlagzeile der letzten Wochen hatte nicht mit Linux zu tun - verabschiedet sich Novell in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft von NetWare?
Die Frage lässt sich zur Erleichterung sicherlich vieler NetWare-Administratoren mit Nein beantworten - zumindest für einen Planungshorizont von fünf Jahren. Novell verabschiedet sich nicht von NetWare, sondern versucht, zusätzlich am wachsenden Linux-Markt zu partizipieren und durch eine wesentlich breitere Linux-Unterstützung auch seine Positionierung als Lieferant von Infrastruktur-Software für heterogene Umgebungen zu stärken.


Infrastruktur-Lieferant

Mit seinen Produktlinien Nsure, Nterprise und exteNd hat sich Novell in den letzten beiden Jahren wieder klar positioniert, nachdem es davor zeitweise bis zu 150 verschiedene Produkte im Portfolio gab. Viele Einzellösungen wurden in der Zwischenzeit mit NetWare oder eDirectory integriert oder zu umfassenderen Paketen geschnürt.




• In der Linie Nsure bietet Novell Produkte für den Aufbau sicherer Infrastrukturen im heterogenen Umfeld an. Dazu gehören Funktionen wie Zertifikatsdienste, Single Sign-On und Verzeichnisdienste.





• Unter der Bezeichnung Nterprise sind Netzwerkdienste für Storage- und Print-Dienste, E-Mail und Groupware sowie das Desktopmanagement eingeordnet.




• ExteNd umfasst vor allem die früheren Silverstream-Produkte, also Web-Anwendungsdienste.



In fast allen diesen Funktionsbereichen unterstützt Novell mittlerweile mehrere Server-Betriebssysteme, wobei die Palette von NetWare über Windows-Server, Linux und Solaris in Einzelfällen bis hin zu weiteren Unix-Systemen wie AIX und HP/UX sowie zu IBMs OS/390 reicht. Die Zielsetzung lautet, einheitliche Infrastruktur-Dienste für heterogene Umgebungen liefern zu können. Beim bisherigen Angebot gibt es aber auch noch einige Lücken. So gibt es beispielsweise die Storage- und Druckdienste nur für NetWare - genau die Dienste also, die Novell gross gemacht haben. GroupWise ist bisher auch nur auf Windows und NetWare implementiert, und ZENworks als die Lösung für das Desktopmanagement beschränkt sich auf Windows-Desktops und -Handhelds.

Die Erweiterung in Richtung Linux

Durch die Akquisition von Ximian schlägt Novell jetzt gleich mehrere Fliegen auf einen Streich. Mit Red Carpet ist Ximian Marktführer für die Softwareverteilung im Linux-Umfeld - was zu ZENworks passt. Die Mitarbeit von Ximian beim Mono-Projekt, das die Unterstützung von .Net-Anwendungen auf Linux zum Ziel hat, wird die weitere Entwicklung auch der exteNd-Palette befruchten. Und die Erfahrung von Ximian in der Realisierung von Mail- und Groupware-Clients wird bei der Portierung und Weiterentwicklung von GroupWise helfen.



Besonders interessant ist sicherlich die Red-Carpet-Thematik. Novell unterstützt damit in Verbindung mit ZENworks das Servermanagement in heterogenen Umgebungen sowie das Management von Windows- und Linux-Desktops und von Handhelds und hat damit bei weitem das breiteste Portfolio in diesem Bereich zu bieten.




Dagegen ist, auch wenn Novell von Marktanteilsgewinnen spricht, die Portierung von GroupWise auf Linux eher eine Pflichtübung, da Microsoft mit dem Exchange Server und IBM/Lotus mit dem Domino Server - der schon lange auf Linux verfügbar ist - hier Vorteile haben. Novell wird allerdings bei GroupWise auch den Client portieren und damit eine insgesamt breitere Unterstützung bieten.



Die Entwicklung der Nterprise Linux Services und die Portierung der NetWare-Dienste auf Linux ist dagegen ein cleverer Zug. Denn Novell hat auch heute noch den Ruf eines zuverlässigen und leistungsfähigen Anbieters von Enterprise-Lösungen gerade im Storage-Management. Und genau diese klassischen Novell-Funktionen werden nun portiert. Die Nterprise Linux Services 1.0, die derzeit in Beta sind, sind dabei nur ein erster Schritt für Unternehmen, die frühzeitig Novell-Dienste auf Linux-Servern nutzen möchten. Es werden damit zwar über den iFolder oder iPrint hinaus einige interessante Funktionen auf Linux verfügbar - wesentliche Kernfunktionen wie die NSS (Novell Storage Services) oder die Cluster-Unterstützung werden frühestens mit der Version 2.0 kommen. Für diese verspricht Novell eine Portierung von 98 Prozent der NetWare-Funktionalität. Mitte 2005 soll NetWare 7.0 auf den Markt kommen, die dann sowohl als NetWare als auch auf Linux mit identischen Funktionen ausgeführt werden kann.



Clevere Strategie

Nachdem Novell in den letzten Jahren eher durch ständige Strategiewechsel aufgefallen ist, beweist das Unternehmen mit den jüngsten Schritten einige Cleverness. Durch die Ximian-Akquisition, das Commitment zur Unterstützung der Open Source Community in einigen Bereichen wie dem Mono-Projekt und die Ankündigung der Linux-Portierung von GroupWise und NetWare hat Novell im Linux-Markt einiges Aufsehen erregt. Zudem hat man mit Ximian auch einen Zugang zu Anwendern erhalten, die Linux bereits einsetzen.




Das Unternehmen positioniert sich mit diesen Schritten aber nicht nur im Linux-Markt als Anbieter von Enterprise-Diensten, sondern stärkt auch seine Positionierung als Anbieter von Infrastruktur-Software für heterogene Umgebungen - denn künftig werden mit Windows-Servern, Linux und NetWare die drei zahlenmässig führenden Systeme unterstützt. Bis auf die Storage- und Druck-Dienste auf Windows-Servern werden damit alle Funktionen für diese Umgebungen verfügbar.



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