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Billing-Prozesse im Gesundheitsmarkt

Das Kompetenzzentrum für IT-Management/eBusiness der Fachhochschule beider Basel setzt sich mit der Optimierung von unternehmensübergreifenden Geschäftsprozessen durch elektronische Medien auseinander.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/10

     

Die von der Fachhochschule geleitete swissDIGIN-Initiative (swiss Digital Invoice) zielt darauf ab, den elektronischen Rechnungsaustausch zwischen Unternehmen in der Schweiz zu fördern. Am Projekt beteiligten sich acht Grossunternehmen und die drei führenden Service Provider. Kernstück der Initiative ist der swissDIGIN-Inhaltsstandard (www.swissdigin.ch). Der Standard dient als wertvolles Hilfsinstrument bei der Abstimmung der Rechnungsinhalte zwischen den beteiligten Geschäftspartnern und schafft Orientierung bei der Konzeption und Weiterentwicklung von Lösungen.







Ein weiteres Projekt des Kompetenzzentrums untersucht die Kosten/Nutzen-Relationen der Rechnungsabwicklung. Betrachtet wird die Möglichkeit, (Teil-)Prozesse der Rechnungsabwicklung an spezialisierte Dienstleister auszulagern. Geprüft werden Leistungserbringer im Schweizer Gesundheitsmarkt, welche durch das Dekret TARMED besonders herausgefordert sind. Mit der Umsetzung des TARMED-Rahmenvertrages haben sich die Vertragsparteien zur elektronischen Rechnungsstellung für sämtliche in der Schweiz erbrachten ambulanten ärztlichen Leistungen verpflichtet. Der Einzelleistungstarif TARMED hat seit dem 1. Januar 2004 Gültigkeit und fordert per 1. Januar 2006 die elektronische Rechnungsstellung und Weitergabe medizinischer Daten.





Untersucht werden die gesamten Billing-Aktivitäten, welche beispielsweise in einer Arztpraxis anfallen. Mit Billing bezeichnet man alle Prozesse zur Verrechnung einer Leistung von Datensammlung und -aufbereitung, Rechnungsstellung über das Inkasso bis zu Mahnungen und Betreibungen. Der neudeutsche Begriff Billing steht somit für eine quer durch das ganze Unternehmen verstrickte Prozesskette. Zentral steht der Biller (Arzt), welcher seinen Kunden (Patienten) die erbrachte Leistung in Rechnung stellt und dafür zu sorgen hat, dass die Rechnung beglichen wird. Dabei besteht in einzelnen (Teil-)Prozessen die Möglichkeit, von Unterstützungsleistungen zahlreicher Dienstleistern zu profitieren. Bekannt sind der Beizug eines Inkassobüros in der Durchführung von Betreibungsfällen sowie die Möglichkeit des Factorings. Neu ist die Konfrontation mit beispielsweise Service Providern, welche notwendig sind für den geforderten elektronischen Datentransport. Vielseitig sind die Angebote zur Unterstützung von Rechnungsstellung, -druck und -versand. An das Billing geknüpft sind im Weiteren Dienste für die elektronische Erfassung von Stamm- und Leistungsdaten sowie zur Nutzung elektronischer Patientenakte und -rezepte wie auch zur Auswertung der Leistungsdaten für statistische Zwecke.





Die Untersuchung von Leistungserbringern im Schweizer Gesundheitswesen zeigt die ganze Palette verschiedenster Biller. Das Krankenhaus auf der einen Seite vertritt die Rolle des Grossunternehmens. Oft sind ganze Abteilungen für Rechnungsstellung, Zahlungsüberwachung und Mahnwesen vorhanden. Mit der Betrachtung von Arztpraxen auf der anderen Seite wird die Vielfalt der KMU-Welt ersichtlich. Nach dem Kriterium der Beschäftigungszahl ist von der Einzelpraxis in der Rolle des Kleinstunternehmens, wo allenfalls der Unternehmer zwei oder drei Mitarbeiter beschäftigt, bis zur mittelständischen Gemeinschaftspraxis zu differenzieren. Vergleicht man die Praxen verschiedener Fachgebiete, sind unterschiedlichste Muster der Umsatzzahlen wie auch Rechnungsvolumen erkennbar.





Neben der Abgrenzung durch quantitative Grössen sind zum Verständnis der individuellen Prozessgestaltung oft qualitative Merkmale ausschlaggebend. Der Standort einer Arztpraxis steht beispielsweise in Relation zur Gestaltung des Mahn- und Betreibungsverfahrens. Dies zeigt sich in der negativen Zahlungsmoral des Kundenstamms, welche in einzelnen Regionen/Stadtvierteln konzentrierter vorhanden ist und dort die Prozessgestaltung der Praxen prägt. Die Bereitschaft zur Informatik sowie der Einsatz von IT im Billing sind gar erfolgskritisch für die Umsetzung der TARMED-Bedingungen. Benutzerfreundlichkeit und -verständlichkeit neuer Technologien ist deshalb ausschlaggebend für die Akzeptanz seitens Praktiker.




Billig-Prozess in der Arztpraxis

eHealth Standards

Die internationale Normierung im Bereich eHealth wird von der ISO (International Organization for Standardization) und dem Technical Committee 215 mit den folgenden fünf Arbeitsgruppen vorgenommen:



WG1: Health Records and Modelling Coordination,



WG2: Messaging and Communication,



WG3: Health Concept Representation,



WG4: Security,



WG5: Health Cards.







Grundsätzlich haben die internationalen ISO-Normen Vorrang gegenüber den europäischen Normierungsbestrebungen. Allerdings ist auf dem Gebiet des eHealth die Konkretisierung von Austauschformaten, Patientenkarten und entsprechender Informationssystemarchitekturen in Europa fortgeschritten.
Auf der europäischen Ebene laufen zur Zeit verschiedene Projekte, die der Einführung einer Patientenkarte und entsprechender Infrastrukturen dienen. Eine interessante Entwicklung für die elektronische Kommunikation von Patientendaten stellt die Norm EN 13606 zum Electronic Health Care Record (EHCR) dar. Zudem wird mit der Healthcare Information System Architecture (HISA) ein Middleware Layer beschrieben, welcher u.a. die Sicherheitsanforderungen für eHealth-Anwendungen abdeckt.





Die eHealth Stadardization Focus Group vom Europäischen Komitee für Normung hat im März 2005 eine umfangreiche Dokumentation zu «Current and Future Standarization Issues in the eHealth Domain – Achieving Interoperability» herausgegeben. Details können auf der Website unter www.centc251.org/eHealthFocusGroup.htm abgerufen werden.



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