Einsatz medizinischer Communication Centers
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/10
Ein medizinisches Communation Center (MCC) beantwortet Fragen mit medizinischen Inhalten. Dabei kann es sich um medizinische Fragen mit oder ohne gleichzeitige akute Beschwerden handeln. Im letzteren Fall steht weniger die Information zu einem gewissen medizinischen Sachverhalt, sondern die Beratung bezüglich des adäquaten Verhaltens und der korrekten Nutzung der zur Verfügung stehenden medizinischen Notfallinfrastruktur im Vordergrund (medizinische Triage). Zur Entscheidungsunterstützung der im MCC tätigen Gesundheitsfachleute werden zum Teil medizinische Expertensysteme eingesetzt. Damit werden Daten aus dem medizinischen grundversorgenden Bereich elektronisch strukturiert abgelegt. Die Analyse dieser Datenmengen kann von hohem Wert sein, da in der Grundversorgung die Datenablage immer noch mehrheitlich auf Papier erfolgt.
Unter Demand Management versteht man ein medizinisches Versorgungsmodell, welches zum Ziel hat, innerhalb der bestehenden Strukturen einen optimalen Zugang und eine adäquate Nutzung der vorhandenen Ressourcen zu ermöglichen. Aufgrund der Komplexität des Gesundheitswesens ist der optimale Bezug medizinischer Leistungen für den Laien schwierig zu steuern. Die Wahl des Providers und des Zeitfensters für die Inanspruchnahme der medizinischen Dienstleistungen beruht mehr auf zufälligen Entscheidungskriterien denn auf einer rationalen Grundlage.
Demand Management umfasst beispielsweise die computerassistierte Telefontriage, die Vermittlung von qualitativ hoch stehenden und validierten medizinischen Informationen und die Vermittlung von medizinischen Leistungserbringern (Ärzte, Spitäler, Therapeuten, Apotheken etc.). Bei akuten Beschwerden werden die Anrufenden durch eine medizinische Fachperson, welche auf ein computergestütztes Expertensystem zurückgreift, strukturiert befragt und beurteilt (computerassistierte Telefontriage). Der Patient erhält eine konkrete Anweisung, in welchem Zeitraum er sich bei welcher medizinischen Instanz melden soll. Ist aus medizinischer Sicht eine Selbstbehandlung möglich, so erhält er Hinweise, wie eine solche erfolgen kann. Informationen zu Gesundheit und Krankheit werden dem Anrufenden in laienverständlichen Worten erläutert. Als Informationsquellen stehen der Beraterin validierte medizinische Datenbanken zur Verfügung, welche laufend aktualisiert werden. Ein wichtiger Aspekt dieser Informationsvermittlung ist die unmittelbare und empathische Interaktion zwischen dem Ratsuchenden und der Beraterin.
Unter Disease Management oder Krankheits-Management versteht man ein medizinisches Versorgungsmodell zur Steuerung der Behandlung und Betreuung von Patienten mit definierten Gesundheitsstörungen. Disease Management beinhaltet integrale Behandlungs- und Betreuungsprozesse über ganze Krankheitsverläufe und über institutionelle Grenzen hinweg. Die Prozesse werden aufgrund medizinischer Evidenz festgelegt und liegen bezüglich Qualität, Ergebnissen und Kosten innerhalb eines definierten Rahmens.
Gemäss der Disease Management Association of Amerika (DMAA) beinhalten die Programme den Patientenidentifikationsprozess, evidenzbasierte Behandlungsrichtlinien, Zusammenarbeitsmodelle zwischen Ärzten und Anbietern unterstützender Dienstleistungen, Patientenschulung in Selbstmanagement (Prävention, Verhaltensänderung, Compliance), Evaluation durch Prozess- und Outcome-Messung und die regelmässige Berichterstattung an die involvierten Instanzen.
Typische Zielerkrankungen für Disease Management sind häufig auftretende und kostenintensive Leiden wie die chronische Herzinsuffizienz, der Diabetes mellitus und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung.
Demand und Disease Management im medizinischen Communication Center stellen die korrekte medizinische Ressourcennutzung durch die Bevölkerung und den optimalen Betreuungsprozess von chronisch Kranken in den Mittelpunkt. Traditionelle Versorgungsmodelle fokussieren meist auf die Akutbehandlung einzelner Krankheitsepisoden. Demgegenüber betrachten Demand und Disease Management gesamte Zyklen von Gesundheitsstörungen und beinhalten verschiedenste Interventionen von der Gesundheitsförderung über die Prävention, Behandlung und Rehabilitation bis zur Langzeitbetreuung.
Das Management von Informatik- und eHealthcare-Vorhaben bedingt grundlegendes Fachwissen und spezifische Gestaltungs- sowie Umsetzungskompetenzen. Die Weiterbildungskurse des eHealthcare Campus sollen die Teilnehmer dazu befähigen, das Wesen und die Prozesse von eHealthcare zu erkennen und entsprechende Projekte zu initialisieren, zu führen oder zu koordinieren. Herzstück des Campus ist der rund 20-tägige Nachdiplomkurs. Teilnehmende müssen die Pflicht-Module besuchen und können aus den Wahl-Modulen interessierende Kurse auswählen. Die modulare Struktur erlaubt eine berufsbegleitende Teilnahme am Gesamtprogramm und einen freien Einstieg. Der eHealthcare Campus richtet sich an Berufsleute aus allen Teilen des Gesundheitswesens (Spitäler, Krankenversicherer, öffentliche Hand, Industrie, Logistik, ICT-Anbieter) und alle Personen, welche mit eHealthcare-Projekten konfrontiert sind. Informationen zu den Weiterbildungskursen und zum Nachdiplomkurs finden sich unter www.ehealthcare.ch