Erstes 802.11g-WLAN: Apple AirPort Extreme

Der 54-Mbps-Standard 802.11a ist in der Schweiz nur beschränkt zugelassen. Apple setzt als erster Hersteller auf die neue Alternative 802.11g – mit guten Erfolgschancen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/05

     

Was in unseren Nachbarländern längst normal ist, kommt hierzulande nur langsam in Fahrt: 54-Mbps-Wireless-LANs. Der 802.11a-Standard nach IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) wurde vom BAKOM zwar kürzlich freigegeben, allerdings ist der Einsatz im 5-GHz-Frequenzband, zumindest vorerst, nur sehr eingeschränkt erlaubt. Zum Beispiel darf mit 802.11a nur Indoor mit 54 Mbps gefunkt werden, und das auch nur in einem 100-MHz-Band zwischen 5,15 und 5,25 GHz.




Eine Alternative bietet der neue Standard 802.11g. Dieser arbeitet mit 2,4 GHz, also im gleichen Frequenzbereich wie der verbreitete 11-Mbps-Standard 802.11b, jedoch mit einer Transferrate von 54 Mbps. Ausserdem ist 802.11g kompatibel zu 802.11b. Einziger Wermutstropfen: Die Reichweite ist um einiges kürzer als bei 802.11a.
Das erste 802.11g-Wireless-LAN in der Schweiz kommt von Apple. Mit dem AirPort Extreme verspricht der Hersteller eine Reichweite von bis zu 15 Metern bei drahtloser Kommunikation mit 54 Mbps. Bei einer Entfernung von 45 Metern sollen immerhin noch 11 Mbps erreicht werden.


Günstig und schnell implementiert

Die Basisstation erinnert äusserlich an ein Ufo und passt optisch perfekt zu Apples Nachttischlampen-iMac. Mit der mitgelieferten Halterung lässt sie sich auch problemlos an einer Wand befestigen.



Im Vergleich zu 802.11a-Konkurrenzprodukten bietet Apple seine neuesten WLAN-Lösungen erstaunlich günstig an: Die Basisstation kostet 299 Franken. Ausserdem gibt es eine Version mit integriertem V.90-Modem für 399 Franken. Die AirPort-Extreme-Karte schlägt mit 159 Franken zu Buche.




Für unseren Test hat uns Apple sein neues 12-Zoll-Powerbook sowie einen 17-Zoll-iMac mit Mac OS X zur Verfügung gestellt. Die AirPort-Extreme-Karten werden unsichtbar im Gehäuseboden verschraubt. Die Antennen sind ebenfalls im Gehäuse der Rechner integriert. Die Basisstation verfügt über Anschlüsse für 10/100-Mbps-Ethernet-WAN und -LAN. Die Modelle ohne integriertes Modem verfügen über einen externen Modem-Anschluss. Ausserdem ist eine USB-Schnittstelle vorhanden, über die ein USB-Drucker angesprochen werden kann. Apple bietet auch eine Version mit einem Port für eine externe Antenne an, wodurch die Reichweite erhöht werden kann. Eine LED-Anzeige klärt über den jeweiligen Funktionsstatus auf.



Die Installation ist denkbar einfach: Software installieren (in den neusten Apple-Rechnern mit Mac OS X bereits vorinstalliert), Basisstation ans Netzwerk oder an ein externes Modem anschliessen - fertig. Der AirPort-Assistent überträgt automatisch eine Kopie der aktiven Interneteinstellungen des Computers an die Basisstation. Werden über das AirPort-Administrations-Dienstprogramm Konfigurationsänderungen vorgenommen, werden diese jeweils auch automatisch an die Basisstation übertragen. Die Bedienung des Tools stellt auch ungeübte Anwender kaum vor Probleme. So lassen sich etwa Netzwerkeinstellungen, Datenweiterleitungen oder Sicherheitsoptionen mit wenigen Mausklicks einrichten.




Transferraten befriedigend

Wie schon bei anderen Tests bewiesen, sind die vom Standard vorgesehenen und vom Hersteller versprochenen Datenübertragungsraten auch unter optimalsten Bedingungen in der Praxis bei weitem nicht zu erreichen. Ein kürzlich von InfoWeek durchgeführter Vergleichstest mit 802.11a-Lösungen zeigte, dass ungefähr 50 Prozent der versprochenen Leistung realisiert werden können. Nichtsdestotrotz erreicht das AirPort Extreme im Vergleich zu weit teureren Produkten zufriedenstellende Werte.



Für unseren Test haben wir bewusst auf bekannte Benchmark-Tools verzichtet. Statt dessen haben wir eine praxisgerechte Testumgebung aufgebaut und jeweils rund 200 MB grosse Dateien mehrmals kopiert, die Zeit gestoppt und den Durchschnittswert errechnet.




Den besten Durchsatz erreicht das WLAN bei einer Computer-zu-Computer-Verbindung, wobei der iMac einfach über ein LAN-Kabel mit der Basisstation verbunden und das Notebook direkt neben der Basisstation plaziert wurde. In diesem Testaufbau werden die Daten mit rund 21 Mbps durch die Luft geschaufelt, was ungefähr den gleichen Werten entspricht, wie sie gängige 802.11a-Lösungen durchschnittlich bieten.



Bei einer Entfernung von ungefähr 15 Metern im Gebäude (abgetrennt durch drei Wände mittlerer Stärke) konnten wir noch einen Durchsatz von fast 11 Mbps messen. In einem normalen Bürogebäude wird die Verbindung nach ca. 30 Metern unterbrochen. Bewegt man sich zurück in den Empfangsbereich, baut sich die Verbindung automatisch wieder auf, und der Download wird fortgesetzt. Im freien Gelände ist nach rund 70 Metern Schluss. Die Transferrate ist stark abhängig von der Signalstärke, die im Dienstprogramm optisch angezeigt wird. An der Grenze des Empfangsgebiets kann ein Durchsatz von 0,5 Mbps gemessen werden.



Wer die Übertragungsdistanz erweitern möchte, kann ein sogenanntes Bridging einrichten. Dabei kann AirPort Extreme bis zu vier Stationen kabellos miteinander verbinden. Ausserdem ist eine einzige Basisstation theoretisch in der Lage, bis zu 50 Rechner gleichzeitig anzusprechen. Dabei wird allerdings die maximal mögliche Transferkapazität auf die angeschlossenen Clients verteilt und entsprechend reduziert.



In einem weiteren Versuch wollten wir wissen, wie leistungsfähig das System ist, wenn es viele kleine Files überträgt. Dazu schaufelten wir insgesamt 5320 Kleinstdateien mit einer Gesamtkapazität von rund 40 MB über den Äther. In naher Funkdistanz wurden die Dateien mit 4 Mbps auf das Powerbook geladen.




Umfangreiche Schutzmechanismen

Einbussen müssen auch in Kauf genommen werden, wenn die 128-Bit-WEP-Verschlüsselung aktiviert ist, was heute in jeder Unternehmung der Fall sein müsste. Nach dem Test in verschiedenen Umgebungen und mit unterschiedlichen Entfernungen kann der Schluss gezogen werden, dass sich die Übertragungskapazität bei aktiver Encryption um rund 50 Prozent reduziert.



Das AirPort Extreme ist mit weiteren Schutzmechanismen ausgestattet wie etwa einer integrierten Firewall. IP-basierte Web-Attacken werden ferner dadurch verhindert, dass für jeden Computer, der über die Basisstation auf das Internet zugreift, per DHCP eine private Netzwerkadresse bereitgestellt wird, die nur von der Basisstation erkannt wird. Ausserdem lässt sich die Reichweite der Antenne reduzieren. Dies ist dann sinnvoll, wenn beispielsweise nur innerhalb eines bestimmten Radius (etwa einem Konferenzraum) auf das Netzwerk zugegriffen werden soll. Weiter bietet die Lösung eine MAC-Address-Filterfunktion, womit ausgeschlossen werden kann, dass sich unbefugte Clients am System anmelden.




Apple ist es durchaus gelungen, sein erstes 802.11g-WLAN durch überzeugende Ausstattungsmerkmale und nicht zuletzt durch ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis der Kundschaft schmackhaft zu machen.



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