"Schmutzkampagne" in den Trümmern der New Economy
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/04
Einst war die Rotkreuzer IT-Firma Mount10 ein Medienstar. Seitenweise berichtete die Presse über den "Datenbunker im Sicherheitsdispositiv der Schweizer Armee". Doch das Konzept floppte, die Tochter Mount10 Service AG ging im Februar 2002 konkurs. Heute beschäftigt die börsenkotierte Firmengruppe in der Schweiz gerade noch 14 Personen und ist arg geschrumpft zum angestammten Geschäft mit Speicherlösungen zurückgekehrt.
Doch Mount10 steht unter Beschuss. Eine anonyme Gruppe hat eine Website aufgesetzt, auf der massive Vorwürfe gegen das Management unter Adrian Knapp erhoben werden. Starke Indizien lassen vermuten, dass es sich bei den Betreibern der Website um ehemalige Angestellte handelt. Ausserdem wurde verschiedenen Schweizer Wirtschaftszeitungen, darunter auch unserer Schwesterzeitschrift IT Reseller, angeblich belastendes Material über das Mount10-Management zur Verfügung gestellt - alles anonym. Die in dem Material erhobenen Vorwürfe sind happig: So heisst es in einem Untersuchungsbericht eines Treuhandbüros, das Mount10-Management habe den Konkurs der Tochterfirma widerrechtlich verzögert und Vermögenswerte zum Schaden der Gläubiger auf die Seite geschafft.
Bis heute sind die Vorwürfe zwar breit gestreut worden, doch wurde gemäss Rechtsanwalt Hanspeter Geissmann, der einige Gläubiger vertritt, keine Anklage erhoben.
Adrian Knapp, Verwaltungsratspräsident der Mount10 Holding, sagt, die Vorwürfe seien "an den Haaren herbeigezogen" und spricht von einer "Schmutzkampagne" gegen ihn und seine Firma. Knapp: "Natürlich finde ich es nicht schön, dass Aktionäre und Gläubiger mit Mount10 Geld verloren haben." Er selbst habe nie Mount10-Aktien verkauft, sondern im Gegenteil zusätzliche Mittel investiert und selbst am meisten Geld verloren.
Der 40-jährige gesteht die Fehler der Vergangenheit durchaus ein: "Der Fokus auf den 'Berg' (Datenbunker) war falsch. Doch wir haben an die Geschäftsvision geglaubt und unser Unternehmen riskiert. Ein unternehmerischer Fehler ist doch kein Verbrechen", verteidigt er sich. Ausserdem, so Knapp, seien alle Bücher und Transaktionen immer von renommierten Buchprüfern genehmigt worden.
Ob es beim Konkurs der Mount10-Tochter mit rechten Dingen zuging, wird allenfalls ein Richter beurteilen müssen. Sicher ist: Das brutale Ende des Rotkreuzer Ausfluges in die "New Economy" hat einige Träume vom grossen Geld platzen lassen. "Ich fühle mich verarscht", schreibt ein Ex-Mitarbeiter. "Die Leute operieren mit Halbwahrheiten und Lügen", hält Knapp dagegen. Der Traum wurde zum Albtraum. Fast schon tröstlich die Erkenntnis des smarten Mount10-Chefs: "Konkurs gehört zur Unternehmenswelt wie der Tod zum Leben."