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Blauäugige Schweizer Spammer

Seit kurzem füllen sich die Spam-Filter des Winterthurer Mail-Security-Dienstleisters Apexis Cleanmail mit unverhältnismässig vielen deutschsprachigen Werbebotschaften.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/04

     

Die Spam-Statistik von Apexis Cleanmail verzeichnet einen sprunghaften Anstieg an Werbemüll mit Schweizer Ursprung. Detailuntersuchungen zeigen, dass ein grosser Teil davon auf die Blauäugigkeit der Absender zurückzuführen ist.
Rund 780'000 unerwünschte Schweizer Werbebotschaften blieben in den ersten zwei Februarwochen in den Cleanmail-Filtern hängen. Dabei waren mindestens
32 einheimische Unternehmen beteiligt, was einer Verdreifachung des Schweizer Absendervolumens gegenüber der Januarstatistik entspricht. «Knapp die Hälfte davon waren uns zuvor schon als Spammer bekannt», sagt Kaspar Fopp von der Medienstelle von Apexis Cleanmail. Alle anderen hätten zum ersten Mal Mail-Werbung verschickt. Bei vielen werde es beim ersten Mal bleiben, da einige Empfänger sehr empfindlich reagierten, so Fopp.


Spam zeigt Wirkung

Dass jetzt auch die Schweizer Unternehmen E-Mail-Marketing für sich entdeckt haben, verwundert nicht. Denn trotz der Spam-Problematik gehört E-Mail-Werbung zu den wirkungsvollsten Formen des Online-Marketings. Davon ist jedenfalls rund die Hälfte von insgesamt 100 Marketingexperten überzeugt, die im Rahmen einer Studie der deutschen Kommunikationsagentur 21Torr zu den wichtigsten Marketingtrends 2005 befragt wurden.
Eine Studie der Universität Maryland beweist ausserdem, dass der Spam auch tatsächlich gelesen wird und somit seine Wirkung entfaltet.


Arglos, aber auch professionell

Die hohe Menge an Schweizer Spam-Mails erklärt sich aber auch aus der plötzlichen Konzentration auf eine sehr kurze Zeitspanne, so Fopp. Anscheinend sei der Februar für den Verkaufsanstoss im neuen Jahr sehr beliebt. Die Methoden, die die Schweizer zum Spammen verwenden, benötigen kein spezielles Know-how. Vielmehr bedienen sich die meisten gemäss Fopp pfannenfertiger Angebote aus dem Internet. «Sie schicken den Werbemüll mit regulärer Bulk-Mail-Software entweder über ihren eigenen Mailserver oder über denjenigen ihres Providers», so Fopp.



Vereinzelt seien aber auch professionelle Methoden aufgetreten. Man habe etwa ein halbes Dutzend Schweizer Mails gezählt, die möglicherweise über Zombie-PCs verschickt wurden. In einigen Fällen gibt es Anzeichen, die darauf schliessen lassen, dass die Schweizer dieselben Tricks einsetzen, wie sie aus dem internationalen Spam-Verkehr bekannt sind. «Der Nachweis ist jedoch sehr schwierig, da bei all diesen Spamming-Tools die Verschleierung des ursprünglichen Absenders im Vordergrund steht und gerade bei Zombie-PCs oftmals nur noch ein einziger SMTP-Hop im Header ersichtlich ist», sagt Fopp.




Bei den Schweizer Spammern ist überdies die Meinung verbreitet, beim eigenen Massenversand handle es sich nicht um Spam, sondern man wolle nur die eigenen Produkte verkaufen. Dabei werden sie häufig unwissentlich zu Spammern.

Amis lesen Spam

Pro Tag verbringt der Durchschnittsamerikaner 2,8 Minuten mit dem Aussortieren und Löschen von Spam, was einem jährlichen Arbeitswert von 21,6 Milliarden Dollar entspricht. Diese Zahlen stammen aus einer Studie der Universität von Maryland. Im Schnitt liegen pro Tag 18,5 Müll-Mails in US-Mailboxen. Die Studie zeigt aber auch, warum unsere Mailboxen dermassen mit Spam überflutet werden. Erstaunliche 14 Prozent der rund 1000 Befragten gab nämlich an, den Werbemüll auch zu lesen, und vier Prozent haben aufgrund von Spam innerhalb der letzten zwölf Monate auch tatsächlich etwas gekauft.




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