Projekt I-CH mit Teilerfolg
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/21
Das vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) im September 2000 initiierte Projekt I-CH findet Ende Jahr seinen Abschluss. I-CH hat nun den vom BBT verabschiedeten Schlussbericht veröffentlicht.
Beim Projekt B-129, das mit über neun Millionen Franken aus dem Lehrstellenbeschluss 2 gefördert wurde, ging es um die Reform der Informatik-Berufsbildung in der Grund- und in der höheren Berufsbildung. Zu den drei Hauptzielen zählten die massive Steigerung der jährlich neu abgeschlossenen Lehrverhältnisse, die kräftige Erhöhung des Frauenanteils im Informatikberuf und die inhaltliche Umgestaltung der Informatik-Berufsbildung, wobei die Modularisierung im Vordergrund stand.
Von den drei formulierten Zielen wurde lediglich die Modularisierung der ganzen Informatik-Berufsbildung zufriedenstellend erreicht.
Die Anzahl neuer Lehrverhältnisse nahm 2002 und 2003 im Vergleich mit dem Jahr 2001 erheblich ab. I-CH begründet dies mit der Krise in der Informatikbranche. Der Frauenanteil im Informatikberuf konnte etwas gesteigert werden, eine nachhaltige Veränderung sei jedoch bis jetzt ausgeblieben.
Das Projekt erlebte seit der Gründung der Genossenschaft Informatik-Berufsbildung Schweiz I-CH turbulente Zeiten. Der konjunkturelle Abschwung, der 2001 einsetzte, hatte unter anderem zur Folge, dass auch die öffentliche Hand mit Sparprogrammen zu kämpfen hatte. Und durch das Platzen der New-Economy-Blase veränderte sich die Informatikbranche strukturell.
Dank der Tatsache, dass sich mehrere Kantone bereits ein halbes Jahr nach der Gründung der Genossenschaft I-CH bereiterklärten, in der Grundbildung sofort mit der Modularisierung zu beginnen, konnte die Reform der Informatik-Grundbildung zufriedenstellend umgesetzt werden. Das Projekt I-CH wird seine Aufgaben wie ursprünglich geplant als Organisation der Arbeitswelt selbständig und aus eigener Kraft
weiterführen.
Obwohl nur zwei der drei Hauptziele erreicht wurden, konnte die Reform der Informatik Berufsbildung einige Entwicklungen auslösen – die wichtigsten im Überblick:
Für das ganze Berufsfeld in der Informatik wurde der einheitliche Begriff Informatiker geschaffen.
Sowohl die Grund- als auch die Weiterbildung wurden modularisiert.
I-CH hat die Trägerschaft für die Prüfungen der höheren Informatik-Berufsbildung übernommen.
Die Machbarkeit, Akzeptanz und kontrollierbare Kostenentwicklung in der Grundbildung haben sich als tragfähig erwiesen.
Der geografische Abstand zwischen Berufsschulen, überbetrieblichen Kursen und Lehrbetrieben wurde durch die Modularisierung spürbar kleiner.
Die Modularisierung verändert Inhalte (praxisorientierter), Strukturen (flexibler) und Pädagogik (Lehrkräfte wandeln sich in Richtung Coaching und Moderation).
Die Reform der Informatik-Berufsbildung ist ein gesamtschweizerisches Projekt. Durch die Teilnahme von Neuenburg, Genf, Tessin und einiger Deutschschweizer Kantone in der Pilotphase wurde die Kooperation der Sprachen und Kulturen gefördert.
I-CH konnte die Bereitschaft der Betriebe, Lehrstellen anzubieten, zwar nicht erhöhen. Das Projekt hat aber Überzeugungsarbeit geleistet und die Potentiale von Ausbildungsmodellen aufgezeigt.