Orbit-iEX kämpft mit Absagen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/19
Nachdem schon länger bekannt ist, dass Sun Microsystems der Messe den Rücken kehrt, muss die Orbit-iEX 2005, die vom 24. bis 27. Mai 2005 über die Bühne geht, mit dem Fehlen von weiteren Branchengrössen fertig werden. Sowohl Hewlett-Packard als auch Microsoft sagten ihren Auftritt an der Basler Messe ab. HP fehlte bereits an der Orbit vor einem Jahr. Messeleiter Giancarlo Palmisani gibt die Hoffnung jedoch nicht auf: «Wir versuchen weiter, HP in irgendeiner Form als Aussteller zu gewinnen. Ich gehe noch nicht davon aus, dass hier schon das allerletzte Wort gesprochen ist.»
Microsoft begründet ihre Absage damit, dass zu kurzfristig bekanntwurde, dass die Orbit mit der Internet Expo verschmelzen und im kommenden Frühjahr stattfinden wird. Microsoft koordiniere ihre eigenen Anlässe und Messeteilnahmen langfristig, heisst es. Trotz der Absagen von wichtigen Branchengrössen ist Palmisani mit dem jetzigen Anmeldestand nach eigenen Angaben zufrieden. Die Earlybird-Aktion, die einen Frühbucherrabatt bis Ende September gewährte, sei sehr gut gelaufen. Bis jetzt kann die Messe 160 Anmeldungen verbuchen. «Die IT-Industrie in der Schweiz ist stark genug, um sich auch ohne vereinzelte grosse Namen darzustellen, und der Anmeldestand belegt dies auch», sagt Palmisani. Ausserdem ist der Messeleiter davon überzeugt, dass sich diese Unternehmen mit ihren Absagen nicht grundsätzlich gegen das Konzept aussprechen, sondern vielmehr aus rein firmeninternen Gründen entschieden haben. Auch die vielen Eigenveranstaltungen, die die Hersteller mittlerweile durchführen, seien nicht als Grund für eine Abkehr von der Orbit-iEX anzusehen. «Wer eine Hausveranstaltung macht, setzt sie nicht als Konkurrenz zur grossen Messe ein, sondern positioniert sie als ein zusätzliches Marketinginstrument», so Palmisani.
Auch die Frage, ob die kleineren Spezialmessen wie Security-Zone oder TopSoft einen Einfluss hätten, verneint Palmisani: «Einzelne vertikale Veranstaltungen können nicht die gleiche Gesamtausstrahlung auf die Wirtschaft haben wie eine IT-Universalmesse. Nur die Orbit-iEX ist in der Schweiz gross genug, um dem gesamten Informatikgeschäft einen Impuls zu geben. Es braucht einfach eine gewisse Grössenordnung, um genügend Aufmerksamkeit in den Medien zu bündeln und Kontakte zu neuen Kundenkreisen zu schaffen.»
In der Tat hat die grösste Schweizer IT-Messe den Vorteil, dass man durch umfangreiche Marketingkampagnen entsprechend Besucher anlocken kann. Obwohl, mit umfangreicher Publikumswerbung bewegt man sich teilweise auf dünnem Eis, positioniert sich die Veranstaltung doch nach wie vor als Fachmesse. Die kleineren Veranstaltungen haben hingegen gezeigt, dass man wohl genügend Aussteller motivieren konnte, der grosse Besucherandrang jedoch ausblieb.
Obwohl das Fehlen von einigen wichtigen Firmen sicherlich ein Dämpfer ist, gibt sich die Messeleitung zuversichtlich und rechnet mit insgesamt 500 Ausstellern, die eine Ausstellungsfläche von rund 18'000 Quadratmetern belegen sollen.
Orbit-iEX steht als Gesamtschau aller getrennten IT-Disziplinen nicht alleine unter Druck. Die Spartenmessen Security-Zone und TopSoft konnten in diesem Jahr zwar auf der Ausstellerseite vom Orbit-Ausfall profitieren. Was die Besucheranzahl betrifft, verliefen sie aber keineswegs befriedigend. Im Gegensatz dazu kann ein Finance Forum seit Jahren ein volles Haus vermelden. Und auch eHealthCare meldet mit 1300 Teilnehmern einen eindrücklichen Kongress-Rekord. Die auf das Gesundheitswesen spezialisierte Veranstaltung sieht sich wegen Platzmangel gar gezwungen, 2005 von der Universität Zürich Irchel ins Konferenzzentrum Nottwil zu wechseln. Im anbrechenden Zeitalter von «IT aus der Steckdose» ist diese Entwicklung allerdings nicht weiter verwunderlich. Techniksparten interessieren in einer prozessorientierten IT je länger, je weniger. Was der Anwender sucht, sind über alle einzelnen IT-Disziplinen hinweg durchgängige Lösungen für den branchenspezifischen Einsatz. So gesehen hat die Orbit-iEX als Gesamtschau vielleicht für die Zukunft doch gute Karten in der Hand, wenn es ihr beispielsweise durch entsprechende Standgruppierungen oder mit spezifischen Führungen und Vortragsreihen gelingt, den grösseren Anwendergruppen ein auf sie zugeschnittenes Messeangebot zu präsentieren.