Grounding: Jobpilot-Index am Boden
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/42
Die Ergebnisse aus dem letzte Woche veröffentlichten Jobpilot-Index vermögen nicht zu überraschen: Die Zahl der Stelleninserate, sowohl online als auch in Printprodukten, ist erneut zurückgegangen. Der Index wird vierteljährlich von der Fachhochschule Solothurn erhoben und von der Firma Jobpilot publiziert. Ausgangspunkt ist der Januar 2001. Für die Erhebung werden Recruiting-Websites von Unternehmen und verschiedene Internet-Jobbörsen hinzugezogen. Die Index-Väter stellen jeweils ihre Zahlen jenen des Adecco Job Index gegenüber. Während sich der Jobpilot-Index auf den Online-Stellenmarkt konzentriert, liefert der Adecco-Gradmesser einen Anhaltspunkt zur Befindlichkeit der Stellenanzeiger in Printprodukten. Die Stellenbörsen und Recruiting-Seiten im Internet schneiden dabei in der Regel leicht besser ab, was mit den günstigeren Tarifen bei den Online-Stellenausschreibung zu erklären ist.
Vom Jobpilot-Index-Start bis im darauffolgenden Sommer des Jahres 2001 legte der Index um 13 Punkte zu. Seit Juli 2001 kennt das Thermometer für den Stellenmarkt aber eigentlich nur noch einen Trend - es geht abwärts. Kommentatoren wurden in den letzten Monaten dazu verleitet, von einer Stabilisierung zu sprechen, als im April 2002 der Index gegenüber den Januarergebnissen lediglich um 3 Punkte nachgab. Im August sackte der Index dann erneut um 13 Punkte ab und lag damit auf Rekordtief. Die Zahlen für den Oktober 2002 unterbieten diesen Wert abermals um 11 Punkte - deshalb gilt nun die 56er Marke als neuester Tiefststand (siehe Grafik in der Print-Ausgabe).
Nicht alle Branchen sind gleichermassen vom Einbruch betroffen. Und nun scheint die Bankenkrise voll durchzuschlagen: Die Stellen im Bereich Finanz- und Rechnungswesen büssten 31 Punkten ein. Im Vorquartal konnte hier noch ein Plus von 6 Punkten verzeichnet werden. Der Bereich Verkauf und Kundenberatung brach gar um 35 Punkte ein. Auch hier sah die Situation mit einem Zuwachs um 14 Punkte beim letzten Durchgang noch wesentlich rosiger aus.
Ein Boom scheint in den medizinischen, pflegerischen und sozialen Berufen stattzufinden. Der Juli-Index wies in diesem Bereich ein rekordverdächtiges Plus von 18 Punkten aus. Und aktuell wird ein Zuwachs um weitere 18 Punkte ausgewiesen. Nur noch die gewerblichen und industriellen Berufe können hier mit einem Plus von 15 Punkten mithalten.
Weder gut noch wirklich schlecht schneidet mit einem Minus von 7 Punkten der Bereich Informatik und Telekom im Vergleich mit den Zahlen des letzten Quartals ab. Allerdings ergibt sich ein äusserst düsteres Bild, wenn man die Entwicklung dieser Berufsgruppe über die ganze Erhebungszeit dem Gesamtindex gegenüber stellt: Abgesehen von den neuesten Zahlen liegen die Werte für Informatik und Telekom immer unter dem Gesamtindex. Und die Zahl der offenen Stellen hat sich gegenüber der Indexbasis von 100 Punkten im Januar 2001 auf nunmehr 56 Punkte praktisch halbiert. Es ist im Moment schwierig, Prognosen zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung zu stellen - bleibt abzuwarten, ob die nächsten Indexzahlen ein neues Rekordtief bedeuteten oder erstmals wieder eine steigende Tendenz festzustellen sein wird.