«Technologie ist der Feind»

An der Cisco Expo drehte sich dieses Jahr alles um den Benutzer und Web 2.0. Die IT-Branche will in Zukunft vor allem eines: Vereinfachen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/12

     

Wenn komplexe Materie vereinfacht wird, heisst das Ziel Simplexity: Das diesjährige Zauberwort an der Cisco Expo in Interlaken. Zwischen dem 18. und 19. Juli präsentierten sich zahlreiche Hersteller und Interessenten und fachsimpelten über die neusten Technologien. Dabei stand einmal mehr Web 2.0 im Mittelpunkt. Für einmal aber war die Technik nur zweitrangig.


Web 2.0 hat Vorbildfunktion

Das Web-2.0-Prinzip leistet auf dem Gebiet der Simplexity Pionierarbeit. Jeder findet sich im Mitmach-Web schnell und einfach zurecht. Für Pierre Alain Graf, Managing Director Switzerland bei Cisco, kein Wunder: «Web 2.0 ist per Definition schlicht und einfach soziale Interaktion. Von der Technik her gibt es Web 2.0 eigentlich nicht». Darum sei es für die End­user auch so einfach. Kommunizieren könne schliesslich jeder.
Nun möchten die Hersteller auch mit anderen Produkten an die Erfolge der neuen Internetgeneration anknüpfen. Somit sei die nächste Entwicklungsstufe, welche es im Bereich der Informationstechnologie zu erreichen gilt, die vollumfängliche Vereinfachung der Benutzeroberflächen. Alles müsse innerhalb von drei Klicks zu er­reichen sein.
Rudolf Fischer, Managing Director bei Cablecom, findet dafür noch deutlichere Worte: «Technologie ist der Feind des Verbrauchers. Gut 95 Prozent der Nutzer sind keine IT-Professionals, und wir dürfen die Augen davor nicht verschliessen. Sonst lassen wir mindestens die Hälfte der User aussen vor.» Ausserdem sei er immer wieder erstaunt darüber, dass Firmen ihren Kunden nach wie vor Technologien und nicht Services anbieten. In der Automobilbranche würde heutzutage schliesslich auch nicht mehr mit technischen Attributen, sondern mit Lifestyle und Ästhetik, allenfalls noch mit PS geworben. Ähnlich sieht dies auch Bruce Morce, Vizepräsident von IBM Lotus Software: In Zusammenarbeit mit Veranstalter Cisco will IBM die UC Software Platform Lotus Sametime benutzerfreundlicher und vielseitiger gestalten. Click-to-call und Voice-Mail sollen bereits diesen Monat integriert und als Plug-in zur Verfügung gestellt werden. Anfang nächsten Jahres sollen Voice-Mail und andere Features dann in voller Ausführung zur Verfügung stehen.


Videokonferenz macht endlich Spass

Als eines der Highlights präsentierte Dimension Data in Zusammenarbeit mit Cisco und Cablecom TelePresence, eine angeblich revolutionäre Technik für Videokonferenzen. Und beeindruckend ist der Fortschritt in der Videokonferenztechnik tatsächlich. Beeindruckend besonders dadurch, dass die Gesprächspartner auf grossen Flatscreens in Lebensgrösse dargestellt werden. Auch direkter Augenkontakt ist möglich; man schaut nicht mehr aneinander vorbei.
Nach einer einmaligen Konfiguration ist man nach zwei Fingerzeigen auf dem mitgelieferten Touchscreen-Telefon mit der Gegenseite verbunden. Auch hier bleibt man dem Ansatz der Simplexity also treu.
Bislang gibt es das Paket in zwei Variationen: Mit einem Screen oder mit drei, wodurch bis zu zwölf Personen zur selben Zeit an einer Konferenz teilnehmen können (6 auf jeder Seite). Auch lassen sich die verschiedenen Komponenten miteinander kombinieren, und Netzwerke mit bis zu 36 verschiedenen Anschlüssen sind möglich.
Der grosse Nachteil von Tele­Presence: Man muss sozusagen einen neuen Raum kaufen. Denn damit die Videoübertragung in Lebensgrösse und Realtime wirklich aufgeht, müssen auf beiden Seiten der Konferenz exakt die gleichen Rahmenbedingungen herrschen, und dazu gehört nun mal auch der Raum. Zu einem Preis ab 300’000 Dollar erhält man von Dimension Data denn auch die Technologie inklusive der räumlichen Gestaltung samt Beleuchtungskonzept und Konferenztisch.




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