Jazoon'07: Geglückte Premiere

Vom 24. bis zum 28. Juni fand in Zürich die Erstausgabe der Java-Entwicklermesse Jazoon statt. Der Start ist geglückt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/13

     

Mit 31 Ausstellern und rund 800 Teilnehmern kann sich die Erstausgabe der Java-Entwicklermesse Jazoon durchaus sehen lassen: Während vier Tagen, vom 24. bis zum 28. Juni, präsentierten Hersteller und Entwickler wie Abacus, Elca, Netcetera und SAP ihre neusten Java-basierten Businesslösungen im ebenfalls neueröffneten Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich.
Bekannte Grössen aus der Java-Branche – etwa Danny Coward, Lead Architect für die Java SE Plattform, oder Roy T. Fielding, Mitbegründer des Apache-HTTP-Server-Projekts – referierten unter anderem über die neusten Entwicklungen der Versionen Java SE 6 und Java EE 5 und analysierten die Erfolge der Plattformen in der Vergangenheit.
Zu sehen und zu lernen gab es auch etwas: Informationen für Einsteiger bot beispielsweise die Firma Impart, welche unter dem Label iSchule Kurse für Java-Softwareentwickler anbietet.

Fortgeschrittene Entwickler hatten an mehreren Ständen die Möglichkeit, sich ihr Wissen und ihre Erfahrung im Umgang mit Java-Technolgien direkt während der Messe zertifizieren zu lassen. «Allerdings», so Brigitte Aeschlimann, Master of Advanced Studies bei Sun, «ist die Zahl der effektiven Prüfungsabsolventen sehr gering». Auf gut Glück in aller Öffentlichkeit einen Test absolvieren und ihn möglicherweise vermasseln, das wollten laut Aeschlimann dann doch die wenigsten.




Das positive Feedback auf die Jazoon’07 ruft bereits nach Plänen für die nächste Jazoon-Konferenz. Sie soll wieder in Zürich vom
23. bis 26. Juni 2008 stattfinden. «Dabei sind wir trotz dieses hervorragenden Einstands überzeugt, dann noch mehr Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus aller Welt nach Zürich holen zu können», so ein optimistischer Keynode-CEO Jürg Eberhard.

INTERVIEW: DR. ROY T. FIELDING, CHIEF SCIENTIST, DAY SOFTWARE


InfoWeek: Dr. Fielding, wie sieht das Web der Zukunft aus – kommt eine radikal neue Technologie?



Fielding: Im Internet entwickelt sich das meiste iterativ-evolutionär. Typischerweise dauert es sieben bis zehn Jahre, bis sich eine Erfindung aus dem akademischen Umfeld in der Industrie niederschlägt. Ein Beispiel ist meine Dissertation «Architectural Styles and the Design of Network-based Software Architectures»: Die technischen Grundlagen habe ich 1995/96 entwickelt, 2000 wurde die Arbeit niedergeschrieben, und 2007 wird das darin beschriebene Design-Modell REST bei Softwareentwicklern zum Buzzword.






Worum geht es bei REST?



Das Web ist so konzipiert, dass es langfristig stabil funktioniert. Neue Browser, neue Servertechnologien und Entwicklungsmodelle wie AJAX lassen sich ohne Beeinträchtigung des Ganzen hinzufügen. Es gibt nichts, was das Web irgendwann dazu bringen könnte, den Geist aufzugeben. REST ist ein Software-Design-Paradigma zur Entwicklung verteilter Anwendungen, die sich wie das Web verhalten: Langlebig, funktions-
fähig über Organisationsgrenzen hinweg, erweiterbar und unempfindlich gegenüber Änderungen auf Server- und Clientseite.



Ein anderes Reizwort ist «Rich Internet Applications». Hier gibt es verschiedene Technologien wie AJAX, Flash und Silverlight. Was wird sich langfristig durchsetzen?



In nächster Zukunft wird es weiterhin mehrere RIA-Technologien geben, langfristig werden standardisierte Techniken obsiegen. Bei proprietären Technologien gibt es immer das Risiko, dass sie nicht mehr funktionieren, wenn sich die Schnittstellen ändern. Ich arbeite zum Beispiel an einem HTTP-Ersatz namens Waka und habe nicht vor, proprietäre Technologien wie Flash darin speziell zu unterstützen – der Hersteller muss mit den Änderungen selbst klarkommen.





Was zeichnet eine RIA besonders aus?



Entwickler sollten eines stets bedenken: Obwohl eine Web-Applikation aussehen kann wie eine Desktop-Anwendung, ist das Netz immer noch da. Man muss auf Aspekte wie Latenzen, Probleme beim Datentransfer und so weiter achten. AJAX-basierte Anwendungen kommen im allgemeinen gut damit zurecht, die meisten anderen RIA-Techniken meiner Meinung nach nicht.





Microsoft positioniert Silverlight beziehungsweise XAML ja auch als Standard...



Bei einem Standard einigt sich die Industrie, gewisse Richtlinien einzuhalten. Microsoft geht vor allem mit sich selbst einig – das Unternehmen kann neue Techologien ja sehr einfach über die installierte Basis verbreiten. Manchmal gelingen Microsoft sehr gute Standards, manchmal sind sie ausserhalb der Windows-Plattform praktisch nutzlos. Ein Beispiel dafür ist XAML: Es ist klar auf die Windows-APIs zugeschnitten und somit viel plattformabhängiger als Mozillas XUL.





Ihr Arbeitgeber ist Day. Was tun Sie dort?



Mein «Day Job» nennt sich «Chief Scientist»: Ich recherchiere, was die Industrie in drei bis fünf Jahren beschäftigen wird und bereite Day auf die Entwicklungen vor. Schon vor fünf Jahren habe ich Day zum Beispiel bei der Organisation des Content-Repository-Standards JSR170 unterstützt. Als ehemaliger Chairman der Apache Software Foundation und Autor der HTTP- und URI-Spezifikationen weiss ich, wie ein Standardisierungsprozess abläuft. Day erhält dadurch ein gestärktes Bewusstsein für Standards und kann sie in den eigenen Produkten besser zur Geltung bringen.

Das Interview mit Dr. Roy T. Fielding führte Urs Binder.




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