Drahtlos konvergent

Die Konvergenz von Wireless-LANs und Voice over IP verspricht ein enormes Potential. Die ersten verfügbaren Produkte sind allerdings teuer und noch nicht ganz ausgereift.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/06

     

Proprietäre Wireless-Voice-Systeme sind bereits seit Jahren auf dem Markt. Obwohl nicht nur proprietär, sondern auch noch teuer, liefern sie grosse Vorteile für Unternehmen, deren Mitarbeiter nicht an einen Schreibtisch gebunden sein können und dennoch ständig erreichbar sein müssen. Hierzu gehören Branchen wie Einzelhandel, Herstellung oder Gesundheitsdienste. Allerdings gibt es in jeder Branche bestimmte Bereiche, beispielsweise Überwachung oder Sicherheit, die von mobilen Voice-Diensten profitieren können.


Das Fundament

Alcatel, NEC und Nortel liefern proprietäre, oft teure Wireless-Systeme, die sich in ihre Telefonanlagen integrieren lassen. Einige Unternehmen greifen auf Mobiltelefone zurück, um auch intern zu kommunizieren. Diese Alternative ist allerdings oft unbefriedigend, da innerhalb von Gebäuden nicht immer das entsprechende Netz vorhanden ist. Eine weitere Lösung ist es, auf private Funksysteme nach Art der Walkie-Talkies zurückzugreifen. VoWLAN-Systeme sind gar nicht neu. Spectralink, derzeit auf diesem Bereich marktführend, erzielt einen Grossteil des Umsatzes mit einem 900-MHz-Wireless-LAN-Voice-System, das bereits vor rund zehn Jahren vorgestellt wurde. Allerdings war die Lösung sehr teuer. Vor kurzem präsentierte das Unternehmen erstmals ein Telefon zu einem Preis von unter 400 Dollar. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Implementierungskosten sehr hoch sein werden, da eine breite WLAN-Abdeckung notwendig ist.




Der heutige VoWLAN-Markt ist noch sehr klein. So berichtet der Marktforscher Instat, dass im Jahr 2002 30'000 VoWLAN-Handsets ausgeliefert wurden. Allerdings soll sich diese Zahl im letzten Jahr verdreifacht haben. Instat rechnet erst 2007 mit rund einer Million verkaufter Handsets. Allerdings könnten einige Faktoren den Markt bereits etwas früher in Schwung bringen. Zum einen kommt gerade eine neue Generation von WLAN-Produkten auf den Markt, die bereits mit Telefonie-Funktionalität entwickelt wurden. Zum anderen ist Cisco in den Markt eingetreten. Das Unternehmen hat ein entsprechendes Telefon vorgestellt, das sich in VoIP-Produktlinien integrieren lässt. Wenn sich Cisco entscheidet, ein Netzwerk-Marktsegment zu betreten, bringt sie dieses erfahrungsgemäss meist auch voran. Darüber hinaus stehen in den nächsten beiden Jahren Entwicklungen an, die einige Stolpersteine der derzeitigen Systeme überwinden könnten.





Neue QoS-Erweiterungen für den IEEE-802.11-Standard sollen einer standardisierten Methode den Weg bereiten, um den Sprachverkehr einheitlich zu priorisieren. Eine weitere zu erwartende Entwicklung sind leistungsfähigere WLAN-Chips. Diese werden es erlauben, WLAN-Funktionalität auch in Smartphones, PDAs und ähnliche Geräte zu integrieren. Hierdurch werden die Implementierungskosten erheblich sinken. Durch die wachsende Akzeptanz von SIP als VoIP-Standard wird vermutlich der Konkurrenzkampf härter, und es wird dementsprechend zu sinkenden Preisen kommen. Letztlich kommt es zunehmend zu Verbesserungen der Voice-Codecs und der Voice-Response-Technologie, und es sind Mobiltelefone in Vorbereitung, die auch VoWLAN-Funktionalität einschliessen.


Unternehmens-Features

Obwohl es möglich ist, jedes auf Standards basierende VoIP-Gerät auch in einer kabellosen Umgebung zu nutzen, waren unsere Erfahrungen mit SIP-Telefonen für die Pocket-PC-Plattformen enttäuschend. Keines der ausschlaggebenden VoWLANs unterstützt SIP, da ist es am besten, mit einer Hardware-Plattform zu arbeiten, die von Anfang an mit WLAN-Funktion konzipiert wurde. Allerdings unterscheiden sich diese Systeme erheblich. Einige sind lediglich mit einem simplen Voice-Overlay ausgestattet, während andere bereits über eine umfassendere Voice-Lösung verfügen. Diese Unterschiede machen es schwierig, einen Vergleich, beispielsweise der Preise, anzustellen.





Einige Hersteller, darunter Cisco, nutzen ihre bestehende VoIP-Infrastruktur und fügen ein entsprechendes Handset der bereits breiten Produktpalette hinzu. Andere, wie Vocera, statten ihre Produkte mit ihren eigenen Call-Managern und PBX/PSTN-Gateways aus. In den meisten Fällen lassen sich Gespräche mit anderen kabellosen Geräten direkt über den Call-Manager herstellen. Anderenfalls muss das Gespräch durch den entsprechenden Gateway geroutet werden. Viele Produkte unterstützen Funktionen wie internen Ruf, was sich positiv auf die Unternehmenskommunikation auswirken kann.
Wie bei allen Wireless-Geräten sind auch bei VoWLAN die Sicherheitsfragen noch nicht ganz geklärt. Alle Hersteller sind sich einig, dass hier allgemein gültige Standards dringend vonnöten sind. Bis dahin müssen sich die Anwender mit WEP (Wired Equivalent Privacy), MAC (Media Access Control) und ACL (Access Control Lists) zufriedengeben. Alternativ stehen Hersteller-spezifische Lösungen wie LEAP von Cisco oder die Symbol-eigene Implementierung von Kerberos bereit.


Auf dem Prüfstand

Da recht unterschiedliche Geräte von grossen und kleinen Herstellern zur Bewertung bereitstanden und der Markt noch sehr jung ist, hielten wir die Kriterien für die Produkte sehr flexibel.
Ein wichtiger Faktor sind die Standards. Alle Hersteller nutzen eine Mischung aus offenen und proprietären Richtlinien. Obwohl alle Produkte mit 802.11b arbeiten, war keine Lösung dabei, die auch 802.11a oder 802.11g unterstützt. Viele Hersteller versprechen, dass strategische VoIP-Protokolle wie SIP auf dem Plan stehen, aber momentan existiert sehr wenig Interoperabilität zwischen den Produkten unterschiedlicher Anbieter. Die Wahl eines Produktes hängt weitgehend von den spezifischen Anforderungen und der bereits bestehenden Infrastruktur der Anwender ab. Wer beispielsweise bereits über eine Cisco-Infrastruktur verfügt, entscheidet sich für das neue Cisco-7920-Phone oder für Geräte von Spectralink, die das Cisco-Call-Manager-Protokoll unterstützen. Alle Hersteller liefern Verbindungen zu anderen Sprachsystemen, auch wenn es sich in einigen Fällen nur um analoge Sprachverbindungen handelt.



Packetverluste und Sprachqualität




Übersicht


Cisco Wireless IP Phone 7920

Als Cisco vor einigen Jahren den Wireless-Hersteller Aironet kaufte und damit auch in diesem Bereich mitspielte, verdreifachte sich der Aironet-Umsatz innerhalb des ersten Monats. Die IT-Einkäufer fühlen sich einfach sicherer, wenn auf der Box «Cisco» steht. Dasselbe Phänomen ist voraussichtlich auch für VoWLAN zu erwarten. Anders als bei anderen Herstellern ist das Cisco-Angebot eher als Zusatz zur bestehenden Produktpalette zu verstehen und nicht als eigenständiges Produkt.
Cisco lieferte uns einen vorinstallierten Call-Manager-Server, kurz CCM, zwei 350-Access-Points, ein Desktop-7960-VoIP-Telefon und mehrere 7920-Phones. Der CCM ist mit voller IP-PBX-Funktionalität ausgestattet, einschliesslich einer Reihe von fortgeschrittenen Features. Cisco will den Telefoniemarkt in den Unternehmen dominieren und macht daraus auch kein Geheimnis. Der Call-Manager soll langfristig die traditionellen Telefonanlagen ersetzen. VoIP in den Unternehmen ist nicht mehr das Hype-Thema, was möglicherweise ein Zeichen für die zunehmende Reife der Technologie ist. Es bestehen zwar weiterhin einige Probleme bezüglich der Implementierung, und auch die Kosten sind in einigen Fällen höher als erwartet, aber viele Experten sehen das Cisco-Angebot als solide Lösung. Das System ist aber auch teuer, verwendet das proprietäre SCCP-Protokoll und benötigt eine Cisco-Aironet-WLAN-Infrastruktur. In der Vergangenheit kooperierte Cisco eng mit Wireless-Anbietern wie Spectralink oder Symbol, die beide auf SCCP basierende VoWLAN-Produkte liefern. Allerdings scheint es, als ob Cisco jetzt, da ein eigenes Angebot vorhanden ist, auf diese Partnerschaften weniger Wert legt.




Das 7920-Phone ist das eleganteste und ausgereifteste Telefon in unserem Testfeld. Bei den Features hat Cisco nicht gegeizt, aber das Telefon ist nicht so robust wie die Geräte von Spectralink oder Symbol. Das Display zeigt sich sauberer und mit höherer Auflösung als die Konkurrenzprodukte. Zudem ist es einfach zu konfigurieren. Ein gutes Konfigurationsmenü ist integriert. Allerdings werden es die meisten Administratoren vorziehen, diese Aufgabe über eine USB-Verbindung via PC mit Ciscos auf Windows basierender Management-Utility-Software durchzuführen. Das Tool kann Konfigurations-Profile speichern und diese für mehrere Telefone replizieren.
Ciscos Setup-Wizard ist gut durchdacht und liefert detaillierte Anweisungen, um verschiedene Konfigurationen vorzunehmen. Allerdings kann noch einiges verbessert werden. So muss beispielsweise bei der ersten Inbetriebnahme der Setup-Wizard zunächst gestartet und dann wieder ausgeschaltet werden, um die Phone-Settings vorab zu importieren und dann darauf zugreifen zu können. Nach Rücksprache mit Cisco gab der Hersteller zu, dass hier noch etwas zu tun ist. Trotzdem, für eine 1.0-Version ist das Tool beeindruckend, insbesondere im Vergleich mit den Konfigurationsschnittstellen von Spectralink und Vocera.





Über TFTP werden Software-Updates automatisch beim Starten durchgeführt. Der CCM führt allerdings keine Gerätekonfigurationen mittels Push-Technologie durch, eine Funktionalität, die für kommende Versionen geplant ist. Obwohl Cisco gut bei der Replizierung der Funktionen des Desktop-VoIP-Telefons auf das 7920 gearbeitet hat, fehlen dennoch einige Anwendungen. Hierzu gehören beispielsweise Telefonbücher und andere XML-Applikationen. Diese sollen in der nächsten Version folgen.
Das Cisco-7920 verfügt über variable Frequenzstärken, die es dem Administrator erlauben, das Gerät von 1 mW bis 100 mW (0 bis 20 dBm) zu konfigurieren. Dieses Feature ist sehr nützlich in Umgebungen, in denen Access-Devices sehr eng installiert wurden, was in Unternehmensumgebungen durchaus üblich ist. Niedrigere Stärken reduzieren nicht nur das Störungspotential, sondern verlängern auch die Betriebszeit der Akkus. Nur Spectralinks Produkt weist dieses Leistungsmerkmal ebenfalls auf.




Die Telefone kommunizieren mit dem SCCP-Protokoll als Session-Manager. Es müssen die Aironet-Access-Points im Einsatz sein, wenn die SCCP-Traffic-Priorisierung verwendet werden soll. Cisco empfiehlt, ein separates VLAN nur für die kabellosen Telefone aufzubauen und dieses VLAN mit einer höheren Priorität zu versehen. Dadurch lassen sich auch unterschiedliche Sicherheitsprofile für Sprache und Daten erstellen. Aironets Proxy-Mobile-IP-Lösung unterstützt diese Geräte nicht, so dass ein Roaming innerhalb von Access-Points im gleichen Netzwerk zwar problemlos möglich ist, allerdings gehen die Verbindungen verloren, wenn ein anderes IP-Subnet betreten wird.
Die 7920-Telefone lassen sich auf die gleiche Weise registrieren wie Ciscos Desktop-Telefone. Wir gaben Schlüsselinformationen wie MAC-Adresse und Telefonanschluss in eine durchdachte Web-Schnittstelle ein. Wir liessen den CCM auch Telefone automatisch anmelden. Das funktionierte reibungslos, nicht nur für das Cisco-7920, sondern auch für die Spectralink-SCCP-Telefone.




Cisco ist üblicherweise sehr schweigsam in bezug auf ihre Zukunftspläne. In diesem Fall erklärten sie uns jedoch die Pläne für Wireless-VoIP im kommenden Jahr. Es ist beruhigend, dass das Unternehmen erkannt hat, dass noch einige Verbesserungen vonnöten sind, wie Multibay-Ladegeräte und die Unterstützung für Push-to-Talk. Zudem bestehen Pläne für die Unterstützung von WPA (WiFi Protected Access), Layer-3-Roaming, Support für mehrere Sprachen, SIP, XML und sprachaktiviertes Wählen.
Die Gesamtleistungsfähigkeit des 7920 war sehr gut und übertraf die Testkonkurrenten sowohl bei der Sprachqualität als auch bei der Reichweite. Die Sprache was sehr klar, und das System nahm weniger Hintergrundgeräusche auf als die Konkurrenten. Das 7920 war das einzige Telefon, das eine hohe Sprachqualität aufrechterhielt, auch wenn wir eine hohe Prozentzahl an Paketen verschickten, die nicht in der richtigen Reihenfolge liefen. Wir verliessen die Access-Point-Reichweite für mehr als 60 Sekunden und konnten dennoch ohne Störungen weitertelefonieren.
Auf Grund der Ergebnisse ist das Cisco-Gerät zu empfehlen. Allerdings ist das Telefon sehr teuer. Mit einem Preisschild von 595 Dollar übertraf es die Preise aller anderen Telefone. Hinzu kommen noch die Kosten für die CCM-Infrastruktur und die CCM-Client-Lizenzen.



Pro & Kontra


Spectralink Netlink Wireless Telephone

Spectralink ist derzeit führend im Voice-over-VLAN-Markt – und das ist auch einleuchtend: Die Systeme sind reif und lassen sich auf einfache Weise in existierende PBX- oder Centrex-Systeme integrieren; sowohl analoge als auch digitale Varianten sind verfügbar. Gleichzeitig haben die Produkte etwas «Industrielles» an sich. Die Komponenten befinden sich in einfachen schwarzen Boxen, und das Management setzt ASCII-Wissen voraus. Zudem kam es zu einigen Merkwürdigkeiten beim Upgrade von Firmware und zu Inkompatibilitäten bei den Akkus. Darüber hinaus zeigten sich zeitweise Verbindungsprobleme während der ersten Testphase.
Spectralink erwartet nicht, dass die existierende PBX ersetzt wird, wie es bei Cisco der Fall ist. Vielmehr soll die Telefonanlage zusätzlich mit WLAN-Konnektivität ausgestattet werden. Das Produktportfolio besteht aus 802.11b-Wireless-Phones, dem Netlink Telephony Gateway und dem Netlink-SVP-Server (Spectralink Voice Protocol). Der Gateway ist eine Box, die als Verbindung zwischen den kabellosen Telefonen und der Telefonanlage arbeitet. Die Box, die uns geliefert wurde, war mit Ethernet-, analoger PBX- und seriellen Konsolenschnittstellen sowie mit zwei RJ45-Ports ausgestattet. Durch das Stacken von mehreren Einheiten lassen sich bis zu 640 Telefone an das System anschliessen. Zu den Vorteilen gehört die von Spectralink entwickelte Middleware, die für Kompatibilität zu einer ganzen Reihe von Drittprodukten sorgt. Hierzu gehören die Hersteller Avaya, Mitel, NEC und Nortel. Wir nutzten eine analoge Schnittstelle, um mit dem Centrex-Telefonservice Verbindung aufzunehmen.




Der SVP-Server gleicht dem Telephony-Gateway in Form und Grösse und ist mit QoS-Erweiterungen ausgestattet, die bereits in Umgebungen mit nur mässigem WLAN-Verkehr notwendig sind. Der proprietäre SVP-Mechanismus wurde bereits in etliche Access-Points integriert, beispielsweise von Avaya, Cisco, Proxim und Symbol. Pakete, die in das WLAN kommen, werden durch den SVP-Server geleitet. Hier erhalten sie eine Kodierung, die dafür sorgt, dass die Wireless-Telefone Priorität erhalten. Spectralink plant den kommenden Standard 802.11e zu unterstützen, wenn er ratifiziert ist. Bis dahin wird das Unternehmen weiterhin auf der Basis von SVP arbeiten.
Spectralink hat derzeit zwei Telefonmodelle im Angebot: das Netlink-e340 für Büroumgebungen und das Netlink-i640, das speziell für rauhe Umgebungen konzipiert ist. Diese Geräte gehören zu den kleinsten und robustesten im Test. Das einfache Design weist ein vierzeiliges Display auf, und die Tasten sind mit denen eines Handys vergleichbar.





Das i640 ist mit einem Push-to-Talk-Feature ausgestattet, mit dem eine unbegrenzte Anzahl von Personen aus einer von acht Gruppen miteinander kommunizieren kann. Dieses Feature nutzt Multicast, um den Netzwerkverkehr zu minimieren. Das i640 soll einen Fall von rund zehn Metern Höhe unbeschadet überstehen können. Im Test haben wir das zwar nicht überprüft, aber als das Gerät versehentlich auf den Laborboden fiel, entstand kein Schaden.
Spectralink lieferte einige Geräte bereits einige Monate vor dem offiziellen Testbeginn, und es kam zu einigen Problemen mit veralteter Firmware. So konnten wir die Telefone nach dem Ausschalten nur wieder einschalten, wenn wir zuerst den Akku entfernten. Mit neuer Firmware erledigte sich zwar dieses Problem, aber der Upgrade-Prozess war etwas umständlich. In jedem Fall mussten die Akkus ausgetauscht werden. Zudem ist es bedauerlich, dass die Akkus des i640 und e340 nicht untereinander austauschbar sind.




Die Verwaltung der Spectralink-Telefone ist einfach, wenn auch ein manueller Prozess erforderlich ist. Die Schnittstelle des Telefons wird über die Tastatur kontrolliert, und es sind nur wenige Informationen notwendig: SSID, WEP-Key (falls notwendig) und die IP-Adresse des Gerätes; wir entschieden uns für DHCP. Bei jedem Start überprüft das Gerät, ob die richtige Firmware installiert ist. Falls nicht, wird das Update automatisch mittels TFTP erledigt, und das Telefon startet erneut. Die Überprüfung dauert lediglich einige Sekunden und liefert eine einfache Methode, um neuen Code zu integrieren.
Obwohl kein Webinterface auf dem Gateway existiert, ist die textbasierte Menü-Schnittstelle, auf die mittels seriellem Port oder Telnet zugegriffen wird, gut durchdacht. Zudem weist der Gateway eine eingeschränkte Unterstützung für SNMP-Alert auf. Die Installation wird einfach über den Menüpunkt «On Air Register» realisiert. Beim nächsten Start kommt die MAC-Adresse des Telefons hinzu, und ein Gerätename sowie die Durchwahl kann hinzugefügt werden. Nachteilig ist, dass die Durchwahl nicht an das Telefon zurückgeschickt wird. Dieses Verhalten führt leicht zu Verwirrungen.




Da der Gateway kein Call-Manager ist, gehen die Gespräche von Telefon zu Telefon immer durch die Telefonanlage. Wer eine eher Peer-to-Peer-orientierte Umgebung bevorzugt, kann die Spectralink-Telefone auf Ciscos CCM einsetzen, da Spectralink SCCP unterstützt. Durch eine Änderung des Lizenztyps und der SSID konnten wir von den Spectralink-Telefonen mit Cisco-VoIP-Clients kommunizieren. Die meisten Features werden unterstützt. Allerdings schlagen weitere 50 Dollar pro Gerät für die SCCP-Lizenz zu Buche, ganz abgesehen von der CCM-Client-Lizenz.
Es kam im Testbetrieb zu einigen «No Gateway Found»-Problemen, wenn wir mit Cisco-1200-Access-Points arbeiteten. Spectralink kannte das Problem bereits und empfahl den Einsatz von Cisco-350-Access-Points. Nachdem das Problem gelöst war, zeigte sich, dass der Empfang gut ist und die Telefone wie versprochen mit guter Sprachqualität arbeiten. Das System arbeitete mit nur mässigem Paketverlust. Allerdings hatte es Schwierigkeiten, wenn wir die Pakete in der falschen Reihenfolge schickten. Keine Probleme hatte es hingegen mit dem Roaming auf Layer-2.



Pro & Kontra


Symbol Netvision Phone

Symbol gehört seit vielen Jahren zu den führenden Unternehmen im Mobile- und Wireless-Bereich mit Erfolg in den vertikalen Märkten wie Vertrieb und Distribution. Für Unternehmen, die bereits mit einer Symbol-Infrastruktur arbeiten, macht es Sinn, jetzt auch Sprachfunktionalität hinzuzufügen. Das ist auch der Markt, den Symbol in erster Linie mit ihren Netvision-Telefonen adressiert. Das Design der Geräte ist zwar ansprechend, allerdings enttäuschten die allgemeine Leistung und die Funktionalität.
Wir erhielten zwei Netvision-Telefone sowie ein Ericsson-Webswitch-100-Voice-Gateway. Symbol machte ihre ersten Erfahrungen im VoIP-Markt durch eine Partnerschaft mit Selsius Systems, einem Unternehmen, das von Cisco übernommen wurde. Symbol erkennt an, dass der Wireless-Voice-Markt nicht wie erhofft in Schwung gekommen ist, und es scheint, als ob die VoIP-Produkte des Unternehmens aus Entwicklungssicht leicht vernachlässigt werden. Trotzdem will Symbol weiterhin im Markt mitmischen. Ein Fokus liegt in der Integration von Sprachfunktionalität für die Pocket-PC-basierenden Barcode-Leser des Unternehmens. Wir sind der Ansicht, dass diese Strategie sinnvoll ist. Allerdings sind diese Produkte noch nicht verfügbar.




Die Netvision-Phones sind einfach zu konfigurieren. Das von Symbol mitgelieferte serielle Kabel unterstützt eine CLI-basierte Konfiguration über Hyperterminal oder das grafische, auf Windows basierte Netvision-Phone-Administrator-Interface. Die Software basiert auf dem Konzept von Sites. Wir konfigurierten eine Site mit Settings wie SSID und Default-Einstellungen. Dann gaben wir die einzelnen Telefone ein und nahmen ein Upload der Settings vor. Das funktionierte nicht immer einwandfrei, abhängig von dem Status des Telefons und den vorherigen Einstellungen. Da die Konfiguration per seriellem Kabel erfolgt, blieben auch die störenden USB-Warnungen aus, die bei Ciscos Produkten auftraten. Wir konnten auch User-Lists und PINs für jedes Telefon erstellen. Damit können sich mehrere Personen ein Telefon teilen.
Um IP-Phone-zu-IP-Phone-Gespräche zu führen, war es in unserem Fall notwendig, über Befehlszeile die IP-Adresse manuell einzugeben. Normalerweise wählt man die Durchwahl, und der Gateway stellt die Verbindung her. Allerdings konnten wir diesen Modus nicht in unserer Centrex-Umgebung testen. Es wäre wünschenswert, wenn diese Funktionalität etwas transparenter wäre. Selbst bei optimalen Bedingungen kam es zu Verzögerungen in der Sprache, die wesentlich deutlicher im Vergleich mit den anderen Testkandidaten waren.





Lobenswert ist das einfach zu handhabende Adressbuch, eine Funktion, die kein anderes Produkt aufwies. Im allgemeinen waren die Telefone von Cisco und Spectralink allerdings mehr wie Handys angelegt und daher intuitiver für den typischen Anwender bedienbar. Symbol unterstützt auch SVP, aber diesmal handelt es sich um das Symbol-Voice-Protokoll. Es arbeitet mit dem offenen Standard RTP für den Transport der Audio-Streams. Jeder Access-Point, der mit RTP arbeiten kann, kann damit der Übertragung der Netvision-Phones den Vorrang geben.
Wir wollten ein Symbol-Telefon mit SCCP-Unterstützung testen, aber der Code, den Symbol derzeit liefert, arbeitet nicht auf dem Call-Manager 3.3(3), die Version, die wir im Test hatten. Symbol überdenkt derzeit ihre Zusammenarbeit mit Cisco, da das Unternehmen jetzt ein eigenes Angebot hat. In unserem Test arbeitete das Netvision-Phone nicht so gut wie die Produkte von Cisco und Spectralink. Es wies die schlechtesten Resultate sowohl für die Sprachqualität wie auch für die Reichweite auf. Einschränkungen bei der Reichweite sind kein Thema für Umgebungen mit vielen Access-Points, aber eine entsprechende Abdeckung ist in den meisten Unternehmen nicht vorauszusetzen. Wenn wir die Grenze der Reichweite erreichten, begann das Telefon ständig die Gespräche zu unterbrechen und wir mussten neu wählen. Es kam allerdings zu keinen Problemen im Bereich des Layer-2-Roaming. Die Symbol-Telefone kosten nur marginal weniger als die Cisco-Produkte. In Anbetracht ihrer Leistungsfähigkeit müssen wir hier ein ungünstiges Preis-Leistungs-Verhältnis feststellen.



Pro & Kontra


Telesym Symphone NP System

Telesym ist ein etabliertes Unternehmen im Bereich der VoIP-Softphones und hat sich auf Pocket-PC-basierende Geräte spezialisiert. Obwohl einige andere Hersteller ebenfalls Softphone-Plattformen für Pocket-PCs im Angebot haben, ist die Telesym-Lösung eine vollständige, wenn auch proprietäre VoIP-Plattform, einschliesslich Call-Manager und Integration mit traditionellen Telefonsystemen.
In der Architektur hat sich gegenüber dem Vorgängermodell nichts geändert: Der Symphone-VoIP-Call-Manager verbindet die Symphone-Clients über ein IP-basiertes Intranet oder das Internet, und der Symphone-Connector bildet die Schnittstelle zur Unternehmens-Telefonanlage oder zum öffentlichen Telefonsystem. Wir installierten den Call-Server und den Connector auf verschiedenen Windows-2000-Servern.
Auf der Clientseite arbeiteten wir mit zwei iPAQ-3800-PDAs von HP/Compaq mit dem Betriebssystem Pocket PC 2002 und Compact-Flash-Wireless-NICs von Symbol und Socket Communications. Die allgemeine Leistungsfähigkeit des Symphone hängt vom Audiosystem des PDA ab. Es sollte erwähnt werden, dass viele Pocket-PC-Systeme über mangelhafte Audio-Soft- und -Hardware verfügen, und die meisten bieten keine Schnittstelle für die Softphones. Das ändert sich allerdings derzeit. So haben Hersteller wie Intermec und Symbol bereits entsprechende Geräte vorgestellt.




Der Symphone-Client belegt für die Installation 612 KB und ermöglicht, gleichzeitig zu telefonieren und andere Pocket-PC-Anwendungen zu nutzen, ohne erkennbaren Qualitätsverlust in Kauf nehmen zu müssen. Das Setup war mit der Anwendung Active-Sync und einer Verbindung zu unserem Desktop-PC einfach. Obwohl Telesym grossen Wert auf die WLAN-Konnektivität legt, lässt sich das Produkt mit jeder Breitband-Netzwerkverbindung einsetzen. Viele Telesym-Anwender nutzen das Gerät unterwegs mit einer Ethernet-Verbindung, wenn gerade kein WLAN zur Verfügung steht. Zahlreiche Unternehmen werden daran interessiert sein, das System mit den existierenden Telefondiensten zu integrieren. Allerdings ist es auch möglich, Telesym als Ersatz für ein internes Walkie-Talkie-System mit voller Multiparty-Unterstützung zu nutzen.





Wir schlossen dass Telesym-System über eine analoge Dialogic-Schnittstelle an unser Centrex-System. Es war einfach, die Verbindung zwischen spezifischen Symphone-Geräten und unseren Telefonnummern herzustellen. Telesym stellt einen Call-Manager und Telephony-Connector in ihrem Hauptsitz in Seattle für Testzwecke zur Verfügung, so kann der Anwender bei der Installation entsprechende Testgespräche führen.
Unter normalen Bedingungen war die Sprachqualität hervorragend. Telesym legt aber auch viel Wert darauf, die Verbindung auch unter schwierigen Umständen aufrechtzuerhalten. Der Unterschied zu den anderen getesteten Produkten war erkennbar. Während Netzwerkprobleme sich typischerweise durch unverständliche Sprache oder momentanen Verbindungsverlust äussern, blieb die Qualität auf dem Symphone-Gerät weiterhin verständlich. Es hörte sich an, ab ob der Gesprächspartner durch ein Rohr spräche. Auch Pakete, die in falscher Reihenfolge geschickt wurden, lieferten noch verständliche Verbindungen.



Die Reichweite des Symphone hängt von der eingesetzten Wireless-Client-Schnittstelle ab. In unserem Test mit Symbol- und Socket-WLAN-CF-Karten war die Reichweite sehr gut. Viele Anwender werden sich allerdings mit einer Pocket-PC-Softphone-Lösung weniger wohl fühlen als mit Telefonen in der gewohnten Handy-Form. Zudem muss bei den meisten Pocket-PCs eine ungewohnte simulierte Tastatur auf dem Display genutzt werden. In Unternehmen, die bereits für andere Anwendungen mit Pocket-PCs ausgestattet sind, sind die Kosten für die Telefonieunterstützung dann allerdings relativ gering. Es muss lediglich die Symphone-Software angeschafft werden.



Pro & Kontra


Vocera Communications Systems

Die Vocera-Wireless-VoIP-Lösung ist eines der schicksten Systeme, das wir jemals testeten, und liefert kabellose VoIP-Services mittels intuitiv gesprochenen Befehlen über das Vocera-Badge, ein winzig kleines Speakerphone. Das Badge kann entweder mit einem Clip am Hemd befestigt oder um den Hals getragen werden. Die Lösung kommuniziert über 802.11b mit dem Vocera-Server-System, das die Gespräche verwaltet und auch die Verbindung zum traditionellen Telefonsystem herstellt. Vocera lieferte uns mehrere Badges einschliesslich der entsprechenden Ladegeräte und einen Server, der mit Intel-Dialogic-Schnittstellen für unseren Centrix-Phone-Service ausgestattet war. Unterstützung für digitale PBX-Schnittstellen folgt in der kommenden Version. Als Server-Konfiguration empfiehlt Vocera eine 2-GHz-CPU, 1 GB RAM und 20 GB Speicher. Voceras Angebot unterscheidet sich von den anderen und eignet sich am besten für Umgebungen, in denen die Hände für andere Tätigkeiten frei bleiben sollen und in denen eine sprachgestützte Eingabe wünschenswert ist. Zur Zeit adressiert Vocera hauptsächlich den Gesundheitsbereich. Die meisten Krankenhäuser verbieten den Einsatz von Handys, da bietet VoWLAN eine sinnvolle und interessante Alternative.




Der auf Windows basierende Vocera-Server, der mit einer gut durchdachten Web-Schnittstelle verwaltet wird, bietet eine Reihe von Funktionen, einschliesslich User-Management, Call- und Telephony-Connection-Management sowie Spracherkennung. Wir konnten User-Profile und Einzeleinstellungen verwalten, das System überwachen und Gruppen aufbauen. Derzeit ist es nicht möglich, eine existierende Benutzer-Datenbank für die Autorisierung zu nutzen. Auch die einzelnen Anwender können eine Reihe von Einstellungen selbst vornehmen, einschliesslich der Weiterleitung von Gesprächen vom Schreibtischtelefon. Zudem liefert der Vocera-Server vollständige Voice-Mail-Funktionalität. Die Konfiguration des Badge erfolgt über das Wireless-Network durch ein CLI von einem PC mit Netzwerkverbindung.
Befehle und der Telefonataufbau erfolgen über gesprochene Eingaben am Vocera-Badge wie zum Beispiel «call Frank Meier». Vocera lizenziert die Spracherkennungstechnologie von Nuance Communications. Obwohl gerade diese Spracheingabe das System so besonders macht, ist es auch seine Achillesferse. In den letzten Jahren wurden zweifellos grosse Fortschritte bei dieser Technologie erzielt, und Vocera nutzt sie sehr gut. Allerdings werden die Befehle digitalisiert und über das WLAN an die Spracherkennungs-Engine im Server geschickt. Ein grösserer Paketverlust oder Nebengeräusche führen dazu, dass die Engine die Befehle nicht mehr versteht. Ein Headset mit hochwertigem Mikrofon kann Abhilfe schaffen. Unter normalen Bedingungen arbeiteten die Badges sehr effektiv, aber in rauheren Umgebungen war die Kommunikation relativ schwierig.





Vocera arbeitet mit WEP für die Verschlüsselung zusammen mit einem optionalen Voiceprint-basierten Autorisierungssystem. Nach dem ersten Login vergleicht das System jeden neuen Login mit dem gespeicherten Voiceprint und lernt langfristig die Charakteristika eines bestimmten Sprechers. Dieses Verfahren stellt eine relativ neue Form der Biometrik dar, und wir hatten hiermit erstmals Gelegenheit, ein solches System zu testen. Abgesehen von einer kleinen Verzögerung während der Autorisierung arbeitete das System wie vom Hersteller versprochen.
Wir konnten das Vocera-System ohne grossen Aufwand mit unserem Centrex-System integrieren. Über gesprochene Befehle konnten auch Verbindungen nach aussen hergestellt werden. Im allgemeinen war die Sprachqualität sehr gut, trotz der niedrigen Bandbreitenanforderungen. Das ist besonders erwähnenswert, wenn man bedenkt, dass das Mikrofon sich meistens auf der Brust des Anwenders befindet. Selbst unter schlechten Netzwerkbedingungen bliebt die Sprachqualität konstant gut. Die Reichweite ist beeindruckend, und Verzögerungen durch Layer-2-Roaming waren praktisch nicht spürbar. Voceras VoIP-Lösung ist eine der besten in unserem Testfeld. Die Broadcast-Message-Funktion, User-Location und Voice-Recognition-Mechanismen gehören zu den innovativsten Ideen, die wir gesehen haben. Der einzige Nachteil ist, dass die Spracherkennung einen relativ grossen Overhead sowohl auf dem Server als auch im Netzwerk verursacht, da die Befehle als eigene Datenströme verschickt werden. Für diejenigen, die auf Standards grossen Wert legen: Vocera unterstützt derzeit kein SIP, plant aber in der Zukunft einen eingeschränkten Support des Protokolls.



Pro & Kontra


Die Testkandidaten

Cisco Wireless-IP-Phone 7920:

Das Gerät eignet sich hauptsächlich für Unternehmen, die ihre vorhandene Cisco-VoIP-Infrastruktur ergänzen möchten.

Spectralink Netlink e340 und i640:

Die Produkte des führenden VoWLAN-Herstellers sind darauf ausgelegt, die bestehende Telefonanlage mit WLAN-Konnektivität zu ergänzen. Das Netlink e340 ist für Büroumgebungen konzipiert und das i640 für eher rauhere Einsatzgebiete.

Symbol Netvision-Phone:

Symbol adressiert mit seinen Netvision-Telefonen hauptsächlich Unternehmen, die ihre Symbol-Infrastruktur mit Sprachfunktionalität aufrüsten.

Telesym Symphone-NP-System:

Die auf Pocket-PC basierende Softphone-Plattform bietet eine vollständige VoIP-Umgebung und ist vor allem für Unternehmen, die bereits für andere Anwendungen mit Pocket-PCs ausgerüstet sind, eine günstige Alternative.

Vocera Communications-System:

Voceras Lösung eignet sich vor allem für Einsatzgebiete, in denen die Hände für andere Tätigkeiten frei bleiben sollen und bei denen eine sprachgesteuerte Eingabe sinnvoll ist. Das Unternehmen beliefert zur Zeit hauptsächlich das Gesundheitswesen.




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