Schweiz als Linux-Versuchskaninchen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/20
Stolze 210 Mann stark ist die Crew von Cambridge Technology Partner in der Schweiz, dem Beraterarm des Softwareanbieters Novell. Ein Viertel davon verstünden sich bereits jetzt als Linux-Experten, sagt Frédéric Weill, Novell-Schweiz-Chef und zuständig für das Beratungsgeschäft in der EMEA-Region.
Mit der Übernahme von Suse erhofft er sich einen einfacheren und direkteren Zugriff auf Linux-Know-how. Davon sollen Schweizer Berater, die in Projekten involviert sind, profitieren können. Das eigentliche Kernthema, auf das Cambridge-Berater in den allermeisten Fällen treffen, seien Kostensenkungen. Daneben geht es auch um Fragen wie mehr Unabhängigkeit von kommerziellen Softwareanbietern - die derzeit intensiv auf Bundesebene diskutiert werde, so Weill.
Um den Firmen Linux schmackhaft zu machen, hat Novell bereits vor der Übernahme von Suse sogenannte Discovery Workshops eingeführt. Das sind vier bis fünftägige Beratungen, die den Kunden veranschaulichen sollen, was ihnen Linux bringen könnte. Einen ersten Pilot-Workshop konnte Novell bereits bei der Westschweizer Biotechfirma Serono durchführen. Nun sollen solche Veranstaltungen nach Auskunft von Gerard van Kemmel, dem Novell-Europa-Chef, auch in anderen Ländern angeboten werden.
Diese Workshops sind nicht gratis, betont Weill. Er, der Gratisberatungen grundsätzlich ablehnt, verrechnet dem Kunden etwa 20'000 Franken und mehr, je nachdem ob das Unternehmen einen oder mehrere Standorte unterhält. Das sei ein fairer Preis. Besonders dann, wenn man dem Kunden vorrechnen könne, wie hoch etwa die Lizenzeinsparungen bei einem Wechsel auf Linux unter dem Strich wären.
Dabei geht es primär aber nicht einfach nur darum, Geld einzusparen, sondern vor allem auch darum, mit dem knapper gewordenen IT-Budget "kreativer" umzugehen. Viele IT-Chefs in Unternehmen suchen nach Wegen, wie sie die Gelder aus dem IT-Infrastrukturbereich ins darbende Projektgeschäft umleiten können. Linux sei dabei ein gangbarer Weg, sagt Weill.