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Mit SAP in die ERP-Zukunft
Quelle: Vogel.de

Mit SAP in die ERP-Zukunft


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/06

     

Mitte Mai ging SAPs Mega-Kundenevent Sapphire über die Bühne. An der Konferenz des weltgrössten ERP-Anbieters, die gleichzeitig in Frankfurt am Main und Orlando (Florida) stattfand, nahmen 16’000 Besucher teil, weitere 35’000 verfolgten die Veranstaltung online.


Mit Spannung erwartet wurde insbesondere die Keynote der beiden Co-CEOs Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott. Während Snabe seine Rede in Frankfurt zum Besten gab, wurde McDermott live über Satellit aus Orlando zugeschaltet. Gerade einmal 100 Tage im Amt, erläuterte das Führungsduo dem Publikum die überarbeitete Produktstrategie von Europas grösstem Software-Hersteller wie auch die anstehende Übernahme von Sybase.


Zuoberst auf der SAP-Agenda stehen gemäss den Ausführungen der beiden CEOs die drei Vertriebsmodelle «On-Premise», sprich die klassischen In-House-Installationen, «On-Demand» sowie «On-Device» beziehungsweise Mobility.


Business ByDesign ante portas

Im Zentrum der On-Demand-Strategie steht die Einführung der Cloud-basierten Lösung Business ByDesign. Die für kleine und mittelgrosse Unternehmen konzipierte Business-Suite wird mit Funktionen wie Echtzeit-Analyse durch In-Memory-Computing (siehe Kasten) oder durch die Unterstützung von mobilen Endgeräten, sprich Handys und Smartphones, erweitert. Vorkonfigurierte Einstiegspakete sollen eine rasche Implementierung erlauben, wobei von einem Einstiegspreis von 133 Euro pro Anwender und Monat die Rede ist (ab 10 Usern). In der Schweiz ist mit einer Markteinführung Anfang nächsten Jahres zu rechnen.



Mobility by Sybase

Die geplante Übernahme des Datenbankspezialisten Sybase ist die erste grosse Akquisition seit der Business-Objects-Übernahme und bringt SAP insbesondere Technologien für die Anbindung mobiler Geräte. McDermott unterstrich an seiner Keynote denn auch die Bedeutung der Mobile-Strategie mit prägnanten Aussagen wie «mobile ist the desktop» oder «leading companies have to be mobile companies».


Sybase soll im übrigen nicht einfach integriert, sondern als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden, wobei man sich die «Kronjuwelen» – womit wohl die match-entscheidenden Technologien gemeint sind – teilen wolle. Obwohl man mit der Übernahme in den Besitz einer marktführenden Datenbanktechnologie gelangt, will man den Kunden aber auch künftig die freie Wahl der Datenbanklösung überlassen.


Bei SAP geht man im übrigen davon aus, dass die Akquisition von Sybase eine sichere Sache ist. Auf das Gerücht, auch HP wolle ein Gebot abgeben, meinte Co-CEO Snabe gegenüber «Swiss IT Magazine» mit einem Lächeln: «Dieses Gerücht wird wohl Oracle in die Welt gesetzt haben.»


Projekt «Overture»

Die Fokussierung auf die Einbindung von mobilen Endgeräten spielt in der SAP-Strategie schon seit längerem eine wichtige Rolle. Gerade in Drittwelt- und Schwellenländern setzten Kleinstunternehmen (VSE, Very Small Enterprises) statt auf Desktops vielmehr auf Handys als Business-Client-Geräte, wie SAP-CTO Vishal Sikka in einem Roundtable-Gespräch erläuterte. Im südafrikanischen Pretoria betreibt SAP in einem Forschungszentrum das Projekt «Overture», das sich zum Ziel gesetzt hat, den unzähligen Micro-Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern gehostete ERP-Services für die Steuerung der kompletten Business-Prozesse zu einem bezahlbaren Preis auf dem Handy bereitzustellen.


Wie an der Sapphire-Konferenz eindrücklich demonstriert wurde, hat SAP mit der strategischen Fokussierung auf Cloud-basierte Services, der Einbindung von mobilen Geräten sowie In-Memory-Computing verschiedene Pfeile im Köcher, um ihren Führungsanspruch im ERP-Business zu behaupten.



In-Memory-Computing

Das Thema In-Memory-Computing zog sich quasi durch alle Themen des Sapphire-Events. Damit gemeint ist eine Technologie, bei der die Daten beziehungsweise die komplette Datenbank nicht auf Harddisks, sondern im Speicher abgelegt werden. Bei der von SAP bereits vor einem Jahr angekündigten Technologie werden die Daten in Spalten abgelegt und können so um den Faktor 10 und 50 verdichtet werden. Im Zusammenspiel mit Multi-Core-CPUs lassen sich Daten so 1000 Mal schneller verarbeiten; SAP spricht von Verarbeitungsgeschwindigkeiten von bis zu 2 MB pro Millisekunde und Prozessorkern, womit wirkliche Echtzeit-Analysen von Geschäftsdaten ermöglicht werden.


Das mittlerweile zur Marktreife entwickelte Verfahren soll ausser in der Business-ByDesign-Suite auch in einer neu angekündigten Appliance namens «High Performance Analytic Appliance» zum Einsatz kommen. Die Appliance ist zur Zeit noch in Entwicklung und soll sich dereinst problemlos mit existierenden Systemen verbinden lassen, um Echtzeit-Analysen zu generieren.

(rd)


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