
Buzz in der Kritik
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/03
Google hat den Social-Networking-Dienst Buzz lanciert und wildert damit im Revier von Facebook, Twitter und Konsorten. Der neue Google-Service setzt auf Gmail auf und erscheint entsprechend auch im Gmail-Konto. Googles Gedanken dahinter: Im Mail-Adressbuch finden sich auch die sozialen Kontakte eines Users. Entsprechend wurden beim Launch von Google Buzz bestehende Gmail-Kontakte gleich verknüpft und der Gmail-User wurde quasi unfreiwillig Mitleser bei seinen Mail-Kontakten. Dieses Vorgehen hat Google harsche Kritik eingebracht. So war der Online-Riese denn gezwungen, umgehend und mehrere Male den Datenschutz von Buzz nachzubessern. Der Unmut geht gar so weit, dass US-Bürgerrechtler Klage gegen den Networking-Dienst eingereicht haben. Google hat derweil Fehler eingestanden und verspricht Besserung. Man habe den Dienst vorab zu wenig geprüft.
An sich kann Buzz mit spannenden Funktionen überzeugen. Mobil abgesendete Kommentare werden etwa automatisch mit Google Maps verknüpft, und über offene APIs können andere Webapps wie Picasa oder Flickr eingebunden werden. Zudem ist Buzz fulminant gestartet, mit 160’000 Beiträgen pro Stunde, was wohl aber darauf zurückzuführen ist, dass Buzz den rund 175 Millionen Gmail-Nutzern praktisch auferzwungen wurde. Ob man gegen die 400 Millionen Facebook-Nutzer ankommt, scheint fraglich.
Facebook seinerseits soll derweil am Projekt «Titan» arbeiten. Dabei handelt es sich um einen E-Mail-Dienst, der POP und IMAP unterstützt. Insider sollen von einem Gmail-Killer sprechen. Bestätigt ist jedoch noch nichts.
(Marcel Wüthrich)