Virtualisiertes Datenschaufeln

Die Post durfte EMCs Speichervirtualisierungs-Appliance Invista als Dienstleistung nutzen, um 25 Terabyte Daten zu migrieren. Danach erst kaufte man die Lösung.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/02

     

Der Bereich Informationstechnologie der Schweizerischen Post (IT Post) stand vor der Aufgabe, die vier alten EVA- und MA-Sy-s-teme (Enterprise Virtual Array, Modular Array) von Hewlett-Packard (HP) der SAP-Abteilung durch neue EMC Clariion CX3-80 und CX4-960 zu ersetzen. Dabei mussten rund 60 Systeme sowie 25 Terabyte an Daten einfach und unterbruchsfrei migriert werden. Zuständig für dieses Projekt war die Data-Management-Abteilung von IT Post. In einem kleinen Team mit dem externen Projektleiter Manfred Drozd von In&Out, dem internen Storage-Spezialisten Luis Lozano, dem SAP-Verantwortlichen Bendicht Kaesermann und weiteren, konnte das Storage-Projekt durchgeführt werden. IT Post mit rund 680 Mitarbeitenden bietet Informatik-Serviceleistungen für die Geschäftsbereiche der Post, wie beispielsweise PostMail oder PostLogistics.


Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung für die Datenmigration stellte sich bald heraus, dass die bereits lizensierten EMC-Produkte wie beispielsweise SAN-Copy den Anforderungen nicht genügten, berichtet Lozano. Hätte man diese nämlich für das aktuelle Projekt verwendet, wären die Services der SAP-Abteilung während der Datenmigration nicht verfügbar gewesen. Dies war nur schon auf Grund der Service Level Agreements (SLA) nicht möglich. SAN-Copy eignet sich laut Lozano, wenn man alte Systeme der EMC-Clariion-Serie durch neue ersetzt. Beim Wechsel auf einen anderen Hersteller, in diesem Fall von HP auf EMC, kann man die blockbasierte Kopiersoftware nicht so verwenden wie gewünscht. Während der ganzen Datenmigration muss nämlich der SAP-Datenbank-Zugriff unterbrochen werden, da man sonst keine konsistente Kopie erhält.


Fündig wurde Lozano schliesslich trotzdem bei EMC, genauer bei der Lösung Invista für netzwerkbasierte Speichervirtualisierung. EMC machte der Post das schmackhafte Angebot, Invista als Dienstleistung zu gebrauchen, zu testen und für die Migration zu verwenden. Die Post vertraute auf die Lösung und verzichtete auf die Evaluation von Software anderer Anbieter. Die Entscheidung für EMC wurde sicherlich auch durch die Single-Vendor-Strategie der IT-Abteilung der Post beeinflusst. Die Post setzt im Bereich «Storage mit blockbasiertem Zugriff» bewusst nur auf einen Anbieter, damit der Aufbau der Infrastruktur einfach und vor allem sehr homogen bleibt.


Im März 2008 wurde Invista schliesslich installiert und für die Migration verwendet. «Die Migration mit Invista hat sehr gut funktioniert», so Lozano. Von der Idee bis zum produktiven Einsatz habe es dennoch etwa zwei bis drei Monate gedauert. Dies aber vor allem auf Grund von Ressourcen-Engpässen. Der Aufwand für die Implementation betrug insgesamt aber weniger als eine Woche, so Lozano. Dabei profitierte man davon, dass EMC die Post-Umgebung bereits kannte und rasch wusste, welche Anforderungen erfüllt werden mussten. Die Post musste lediglich prüfen, ob ihre Architektur diesen gerecht wurde. Hierbei stellte sich heraus, dass an der Infrastruktur nichts gemacht werden musste.


In einem Proof of Concept (POC) mit mehreren Servern und unterschiedlichen LUN (Logical Unit Number) wurde die Lösung auf Herz und Nieren geprüft, da die SAP-Abteilung sowohl über Single-Sy-s-teme als auch MS-Cluster verfügt. Das Projektteam testete alle möglichen Systemarchitekturen, wie beispielsweise Datenbanken, Cluster mit Datenbanken und normale Applikationsserver. Zudem galt es, die noch vorhandene Skepsis an der neuen Technologie aus dem Weg zu schaffen.


Als Vorbereitung für die Migration mussten auf allen SAP-Systemen vorgängig die aktuellen Treiber und Firmware der Host-Bus-Adapter (HBA) sowie das Produkt EMC Powerpath installiert werden, denn ohne die Multipathing-Software konnte man zum damaligen Zeitpunkt die Implementation von Invista nicht durchführen. Die schlussendliche Migration konnte zu Bürozeiten durchgeführt werden. In knapp drei Tagen wurden sämtliche Daten migriert, danach konnte das alte Storage-System abgebaut werden.


Da das neue Produkt Invista zum Teil noch einige Fehler hatte, musste während des Proof of Concept noch ein Upgrade durchgeführt werden. Diese Onlineprozedur schlug aber fehl, so dass die involvierten Sy- s-teme alle Disks verloren. Durch eine speditive und lösungsorientierte Zusammenarbeit mit EMC konnte das Problem aber rasch behoben werden. In einer Videokonferenz begleitete das EMC-Engineering in den USA den zweiten Versuch, den Patch zu installieren, was schlussendlich ohne Probleme funktionierte.


Nach der Datenmigration wartete man zwei Wochen, um bei allfälligen Performance-Problemen eine weitere Migration auf ein weniger ausgelastetes Storage-System durchzuführen. Dank EMC Invista hatte man da eine hohe Flexibilität. Danach entfernte die Post Invista wieder aus dem Kommunikationspfad Server-Invista-Storage.


Trotz der Begeisterung für Invista gibt es laut Lozano auch Verbesserungspotential: «Die Basis funktioniert sehr gut, aber die Benutzerfreundlichkeit entspricht noch nicht den Anforderungen.» Durch das Java-Front-end funktionieren zudem einfache Sachen noch nicht, wie beispielsweise das Mappen von WWN (Worldwide Names) der Server zu den virtuellen Storage LUN, weil sich Java dabei aufhängt. Des weiteren muss die Baumstruktur des GUI ständig neu aufgebaut werden, «was nicht optimal ist». EMC habe aber schon kommuniziert, dass diese Probleme mit den nächsten Patches behoben werden.


Die Post will ihre Betriebsaufwände mit Invi-s-ta mittelfristig verringern und hat sich daher nach dem Abschluss des Projekts im Dezember 2008 dazu entschieden, die Software zu kaufen. Mit dem produktiven Einsatz muss die Post aber noch warten. Laut Lozano wird man Invista dieses Jahr nun weiter testen, vor allem, um auf den Plattformen Solaris und Linux sowie den unterschiedlichsten Multipathing-Softwares Erfahrungen zu sammeln.

(abr)


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