CIO-Interview: «Mein Ziel ist, die Ausfallsicherheit zu erhöhen»
Quelle: Zoo Zürich

CIO-Interview: «Mein Ziel ist, die Ausfallsicherheit zu erhöhen»

In Eigenregie verantwortet Oliver Merz als IT-Leiter seit August 2013 die IT im Zoo Zürich und betreut rund 200 Arbeitsplätze, die teilweise noch mit Windows XP laufen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/07

     

Swiss IT Magazine: Was sind Ihre Aufgaben als IT-Leiter des Zoos Zürich?
Oliver Merz:
Ich kümmere mich um sämtliche IT-Belange im Zoo Zürich, sprich vom Support, wenn ein User ein Problem mit Word hat, bis hin zur Server-Farm. Eigentlich ist also alles, was bei der Firewall reinkommt bis es wieder rausgeht, mein ­Gebiet.

Und wie gross ist Ihr Team, um diese Aufgaben zu erledigen?
Ich bin alleine. Allerdings habe ich im Hintergrund noch eine externe Firma, die sich in Vergangenheit um die Zoo-IT gekümmert hat und die ich bei Bedarf aufbieten kann.


Um welches Unternehmen handelt es sich dabei?
Das ist IT-S in Wil, das vor meiner Berufung den gesamten IT-Support geleistet hat. Ich bin mit dieser Zusammenarbeit sehr zufrieden, denn gerade wenn es in die Tiefe geht und ich nicht mehr weiter weiss, kann ich mich auf die Spezialisten im Hintergrund verlassen und auf sie zurückgreifen.

Der Zoo Zürich hat die Stelle des IT-Leiters im vergangenen Sommer neu geschaffen. Wieso wurde dieser Schritt nötig?
Ich bin im August 2013 zum Zoo Zürich gestossen und habe die neu geschaffene Stelle als IT-Leiter übernommen. Die Schaffung dieser internen Stelle wurde notwendig, da die Anforderungen an die IT im Zoo Zürich in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Ebenfalls sind die Dienstleistungen an unsere Kunden wie auch intern stark angestiegen und konnten mit zwei Supporttagen nicht mehr abgedeckt werden.

Sie kümmern sich alleine um die gesamte IT im Zoo Zürich. Wie viel Zeit bleibt da noch für die Realisation von neuen Projekten?
80 Prozent meiner Zeit investiere ich in die Sicherstellung des Betriebs. Die restliche Zeit – also 20 Prozent – versuche ich, neue Projekte anzureissen, Dokumentationen zu vervollständigen und andere solche Vorhaben durchzuführen.

Welche Projekte und Neuerungen haben Sie bei Stellenantritt als erstes in Angriff genommen?
Neu aufgesetzt haben wir etwa die Webcams. Dabei haben wir zum Beispiel im neuen Elefantenpark mittlerweile zwei Webcams, die auf der Website live geschaltet sind, installiert und ins Netzwerk eingebunden. Eine dritte wird zusätzlich zu den anderen beiden live auf Sunrise TV gezeigt. Zudem mussten wir einen neuen Streaming-Anbieter suchen, weil der bisherige ausgestiegen ist. Dabei haben wir uns für Livespotting Media aus Deutschland entschieden, weil das das einzige Unternehmen war, das sich anerboten hat und das Projekt relativ schnell umsetzen konnte. Wir sind mit der Zusammenarbeit bislang sehr zufrieden.


Welche weiteren Projekte stehen an?
Momentan ist nichts Grösseres geplant. Es geht nun mehr darum, das ganze Netzwerk durchzuscannen und zu sehen, was hier alles vorhanden ist und entsprechende Dokumentationen zu erstellen. So soll der Arbeitsablauf etwas vereinfacht werden. Denn vieles ist noch relativ komplex und ziemlich undurchsichtig. Man sieht den Hintergrund noch nicht überall.

Wie viele Arbeitsplätze betreuen Sie?
Ich betreue momentan rund 200 Arbeitsplätze, die auf dem ganzen Zoo-Areal, das doch relativ gross ist, verstreut sind.

Und welche Systeme haben Sie im Einsatz?
Primär setzen wir auf Windows 7 und XP, auf einigen wenigen Geräten ist für Spezial­anwendungen zudem noch Linux im Einsatz. Die Futterboxen werden beispielsweise über Linux gesteuert. Damit haben wir intern aber relativ wenig zu tun, da diese Systeme von einer externen Firma gewartet und auch gesteuert werden.

Ist die Umstellung auf Windows 8 ein Thema?
Nein, absolut nicht. Wir müssen nun zuerst die restlichen 20 bis 30 Systeme mit XP auf Windows 7 aktualisieren. Das ist ein fliessender Prozess. Immer wenn ich gerade etwas Zeit habe, tausche ich wieder einen XP-Rechner eines Mitarbeiters aus. Denn eine Softwareverteilung haben wir beim Zoo Zürich noch nicht. In diesem Bereich evaluiere ich aktuell, was es alles gibt.


Wie viel IT steckt in einem Tiergehege?
Es ist immer mehr. So steckt wie bereits erwähnt hinter der ganzen Steuerung der Futteranlagen Informatik. Dabei geht es primär um die Zeitsteuerung, welche festlegt, zu welchen Zeitpunkten die Klappen der einzelnen Futterboxen auf- und zugehen. Auch wird über das Netzwerk die ganze Gebäudeautomatisation, zum Beispiel Lüftung, Wasseraufbereitung und Heizung, über das Leitsystem gesteuert. Und auch die Rapporte der Tierpfleger werden heute IT-basiert erstellt. Die Tierpfleger erfassen ihre Daten dazu über eine Online Lösung des externen Anbieters Avelon. Das war ein riesiger Schritt. Bis dahin wurden die Tagesrapporte von Hand erfasst. Die digitale Erfassung bietet den Pflegern natürlich eine enorme Arbeitserleichterung. Und die Neuerung wurde auch von Mitarbeitern positiv aufgenommen, die noch nie zuvor einen PC bedient hatten. Entsprechend gross war aber auch der Schulungsaufwand.

Und wie geschieht die ganze Sicherung der Gehege, damit die Tiere zum einen nicht ausbrechen können aber zum anderen auch kein Unbefugter Zugang zu den Gehegen hat?
Diese Sicherung der Gehege passiert mechanisch mit Schlössern. Es gibt aber auch Gehege, die zusätzlich mit Kameras gesichert werden, wie etwa der neue Elefantenpark. Das hängt auch damit zusammen, dass die Tierpfleger dort von der Tierberührung weg gekommen sind hin zur passiven Tierpflege, die dann primär über Überwachungskameras geschieht.

Tablets würden sich gerade auch bei Tierpflegern für den Einsatz eignen. Wie sieht es beim Zoo Zürich hier aus?
Tablets sind seit kurzem ein Thema. Es wird nachgedacht, ob die Obertierpfleger mit einem Tablet ausgerüstet werden sollen. Den Tierpflegern wird hingegen lokal eine Desktop-Station für die Erstellung der Tagesrapporte zur Verfügung gestellt. Die Geschäfts­leitung hat bei uns teilweise iPads.

Entsprechend ist Bring your own Device (BYOD) bei Ihnen auch kein grosses Thema.
Genau. Das einzige, das wir momentan erlauben, sind Smartphones, um etwa E-Mails abzurufen. Hier haben wir sowohl Android-Geräte als auch iPhones im Einsatz.


Dann kann man schon sagen, der Zoo Zürich ist IT-technisch…
…auf einem sehr guten Weg, aber auch noch ausbaufähig.

Wenn Sie mehr Ressourcen und auch mehr Zeit hätten, was würden Sie als erstes angehen?
Das Thema Sicherheit. Es geht primär darum, die Mitarbeiter für das Thema IT-Sicherheit zu sensibilisieren und auch entsprechend zu schulen. Dieses Thema wurde bislang vernachlässigt, weil die externe Firma mit ihren zwei Supporttagen gar nie dazu gekommen ist, sich darum zu kümmern.

Schauen wir noch etwas weiter in die Zukunft: Wenn die wichtigsten Projekte und Aktualisierungen fertig sind, was möchten Sie gerne noch in Angriff nehmen?
Ich würde nebst der Sicherheit auch gerne mehr auf Virtualisierung und Redundanz setzen. Mein Ziel ist es, die Ausfallsicherheit zu erhöhen. Wir haben heute schon einen Teil der Server virtualisiert – mittlerweile 50 Prozent der eingesetzten Server –, aber es ist leider noch nicht alles redundant aufgebaut. Wenn es aktuell wirklich zu einem Ausfall kommen würde, würde es etwas länger dauern, bis wir die Systeme wieder hergestellt hätten.

Die Server betreiben Sie alle inhouse?
Ja genau. Bezüglich Outsourcing erwäge ich momentan allerdings gerade die Einführung von Microsoft-Produkten. Vor allem das Office-365-Paket interessiert mich dabei.

Welche Abwägungen müssen Sie hier noch machen, bevor Sie eine Entscheidung fällen können?
Die Abklärungen dazu haben eben erst gestartet. Aktuell klären wir ab, ob Microsoft dem Zoo Zürich als Non-Profit-Gesellschaft, die er ja ist, entgegenkommen würde. Das Ziel ist es aber schon, noch in diesem Jahr auf Office 365 umzusteigen.


Und wieso setzen Sie auf Microsoft?
Microsoft-Produkte sind hier bereits im Einsatz auf den Desktops, und die Leute kennen Office auch von zu Hause. So können wir uns grosse Schulungen sparen. Würden wir auf eine Office-Anwendung eines anderen Herstellers umstellen, müssten wir die Mitarbeiter zum einen schulen und zum anderen Anpassungen an den externen Softwarelösungen vor­nehmen.

Sie haben es angesprochen: Der Zoo Zürich ist eine Non-Profit-Gesellschaft. Wie sieht entsprechend das IT-Budget aus?
Mein IT-Budget sieht gut aus, es ist sehr grosszügig.

Wie soll die IT des Zoos Zürich in fünf Jahren aussehen?
Mein Ziel ist eine IT-Landschaft, die möglichst einfach zu managen ist, ausfallsicher aufgestellt ist und auf einer sauberen Basis aufgebaut. Dabei schliesse ich es nicht aus, gewisse Bereiche auszulagern. Das kann durchaus auch geschehen.

Was würden Sie nie extern geben?
Fileserver würde ich immer inhouse behalten, wegen der Daten. Man weiss immer mehr über die Cloud und wie solche Systeme gehackt werden oder Daten verloren gehen.

Sie sind kein Fan von Cloud Computing?
Nein, oder zumindest noch nicht. Was noch nicht ist, kann ja noch werden. (abr)


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