CIO-Interview: «Wir spielen technologisch absolut vorne mit»

CIO-Interview: «Wir spielen technologisch absolut vorne mit»

Artikel erschienen in IT Magazine 2023/03
Sie haben Manpower angesprochen. Können Sie mir etwas zur Grösse und zum Aufbau der Informatikabteilung bei Spar erzählen?
Dazu muss ich ein wenig ausholen. Wir sind seit rund sechs Jahren Teil der Spar Group Ltd. – einer südafrikanischen Firma, die in Johannesburg börsenkotiert ist. Nebst Südafrika gehören zu dieser Gruppe auch Sri Lanka, Polen, Irland, Südwest-Grossbritannien und die Schweiz. Das führt dazu, dass es auch länderübergreifende Projekte gibt und dass wir mit Spar Südafrika einen grös­seren Backbone im Hintergrund haben. Das zeigt sich beispielsweise im Bereich Security, wo Spar in Südafrika eine grosse Abteilung beschäftigt, von der auch wir profitieren und wohin wir gewisse Dinge auslagern können. Weitere Vorteile ergeben sich auch beim IT-Einkauf, wo wir mit sechs Ländern kein kleiner Fisch mehr sind, wenn es beispielsweise um Lizenzen geht. Doch um auf Ihre Frage zurückzukommen: Hier in der Schweiz beschäftigen wir aktuell 19 Mitarbeitende in der Informatik – so viele wie noch nie. Organisiert sind wir dabei in drei Abteilungen. Die Abteilung IT-Systems ist verantwortlich für die Netzwerke, die Server und die Hardware sowie den Support in den Büros von Spar. Eine zweite Abteilung kümmert sich um das Thema SAP, das bei uns seit über 20 Jahren im Einsatz ist. Rund sieben Mitarbeitende sind hier tätig und bilden das Bindeglied zwischen SAP und unseren Business-Abteilungen. Die dritte Abteilung mit sechs Leuten ist für die Spar- und TopCC-Märkte zuständig und kümmert sich um sämtliche IT-Belange in diesen Märkten – vom Back Office über Drucker und Software bis hin zu den Kassen und Bezahlterminals.

Diese Abteilung macht auch den Vor-Ort-Support?
Den First Level Support ja, aber nicht vor Ort bei Hardware-Problemen. Dazu haben wir einen Partner.

Können Sie mir etwas über aktuelle IT-Projekte erzählen, die bei Spar in der Schweiz im Moment laufen?
Da gibt es unzählige Projekte, ich konzentriere mich darum auf die grossen Geschichten. Dazu gehört sicherlich die Umstellung auf SAP S4/Hana, die aktuell ansteht und bei uns unter dem Projektnamen Ukhozi läuft, was auf Zulu Weisskopfadler bedeutet. Es handelt sich hierbei um ein länderübergreifendes Projekt – es geht um die Vereinheitlichung der SAP-Plattform. Das Projekt hat im Oktober 2020 begonnen und das erste Land ging vor rund einem Monat live. Die Schweiz folgt dann Anfang 2024, und bis Ende 2024 werden alle Länder ausgerollt sein. Dazu muss man wissen, dass die Schweiz bis anhin das einzige Land war, das bereits SAP einsetzte, für die anderen Länder ist SAP Neuland. Entsprechend können wir aus der Schweiz heraus viel beitragen, gleichzeitig ist das Projekt für uns auch eine grössere Herausforderung.

Weshalb?
Die Vereinheitlichung bedeutet auch, dass möglichst viel Standardisierung stattfinden soll, dass die Best-Practice-Prozesse von SAP zur Anwendung kommen. Nun können Sie sich vorstellen, das wir in 20 Jahren SAP zahlreiche Erweiterungen und individuelle Verbesserungen am System vorgenommen haben, die im Standard so nicht vorgesehen sind. Für uns bedeutet die Umstellung also, dass wir – zumindest in der Anfangsphase – in gewissen Bereichen auf Standards zurückgreifen.
Gibt es bei Spar weitere erwähnenswerte Projekte?
Wir haben eine Kassensoftware, die in die Jahre gekommen ist und die wir gerne ersetzen möchten. Dabei bietet es sich natürlich an, das gleich in sämtlichen Ländern der Gruppe zu machen, sodass länderübergreifend dieselbe Lösung zum Einsatz kommt, was die Herausforderung ein wenig grösser macht. Doch wir sind hier dran, führen konkrete Gespräche und haben bereits eine Shortlist mit drei möglichen Herstellern erstellt. Über das dritte wichtige Projekt haben wir bereits gesprochen – die unbemannten Stores. Als viertes grosses Thema erwähnen möchte ich noch unseren neuen Spar Onlineshop, den wir aktuell am entwickeln sind und der bis im Frühsommer – Mai oder Juni – online gehen soll.

Und was soll darüber verkauft werden?
Das Sortiment der verschiedenen Spar-Einzelhändler, so wie man das von anderen Retailern auch kennt. Unsere Herausforderung dabei ist, dass wir die Kunden aus den Läden heraus beliefern wollen, die in ihrer Nähe sind. Denn wir möchten den Online-Umsatz den Franchise-­Partnern zukommen lassen, die bei unserem Onlineshop mitmachen. Spannend dabei ist zum einen, das richtige Sortiment online zu bringen, zum anderen aber auch die Organisation der letzten Meile – also die Frage, wer die Ware ausliefert. In grossen Ortschaften wie Zürich ist das kein grosses Problem, da nutzen wir einen Dienstleister, das Angebot ist breit. In ländlichen Regionen wird es komplizierter. Hier müssen wir individuelle Lösungen finden, einen Fahrradkurier oder den Marktleiter, der die Ware selbst zum Kunden bringt. Das sind nicht unbedingt IT-Aufgaben, die Anbindung an die Systeme aber liegt wieder bei uns.

Sie haben angesprochen, dass Sie IT-seitig in vielen Bereichen mit externen Partnern arbeiten. Wo passiert das überall und warum setzen Sie stark auf Partner?
Am längsten – nunmehr wohl seit 25 Jahren – setzen wir im Bereich Systeme auf einen Partner. Wir beschäftigen selbst keine System- oder Datenbankadministratoren, sondern haben das alles ausgelagert – ursprünglich an Visionone aus St. Gallen, nach deren Übernahme seit einigen Jahren nun an UMB. Egal welche Hardware wir beschafft haben oder die Datenbank gewechselt haben, unser Partner hat uns immer hervorragend unterstützt, ist jeden Weg mit uns gegangen. Das war aus meiner Sicht eine grosse Erleichterung in all den Jahren. Ebenfalls stark auf einen Partner – in diesem Fall Retailsolutions – setzen wir im Bereich SAP. Wie erwähnt beschäftigen wir zwar selbst ein SAP-Team, doch das tiefe SAP-Know-how holen wir uns von unserem Partner, der auch weitere grosse Retailer betreut. Dadurch, dass Retailsolutions nicht nur uns, sondern auch unsere Mitbewerber zu seinen Kunden zählt, findet abseits von Geschäftsgeheimnissen auch ein gewisser Know-how-Transfer zwischen uns Retailern statt, was sicherlich positiv ist.

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Anti-Spam-Frage Wieviele Fliegen erledigte das tapfere Schneiderlein auf einen Streich?
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