Preis oder Leistung

Swisscom kann nur über den Preis auf die Bandbreiten-Offensive von Cablecom reagieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/21

     

Kaum hat der vorher hochverschuldete Kabelnetzbetreiber Cablecom seine finanzielle Sanierung mit Hilfe von ausländischen Investoren abgeschlossen, startet er eine Preis- und Bandbreiten-Offensive gegen die zuletzt erfolgreichere ADSL-Konkurrenz. Während Swisscom und Sunrise betont zurückhaltend reagieren, freuen sich Green und Tele2 über die neue Marktdynamik. Die Anwender können von purzelnden Preise profitieren.


Letzte-Meile-Konkurrenz

"Die Cablecom-Angebote zeigen, dass es auf der letzten Meile Wettbewerb gibt und damit die Entbündelung unsinnig ist", versucht Swisscom-Pressesprecher Sepp Huber die massiven Bandbreitenerhöhungen und die gekoppelten Preisabschläge von Cablecom zugunsten des Festnetzmonopolisten umzumünzen. Cablecom hat mit der bewussten Ausnahme des Einstiegpakets die Leistung ihrer Hispeed-Angebote um jeweils rund den Faktor drei erhöht und parallel dazu die Preise leicht gesenkt. Mit 60 Franken pro Monat für
1 Mbps Download und 200 Kbps Upload lässt der Kabelnetzbetreiber die ADSL-Konkurrenz alt aussehen. Bei Bluewin kommen 600Kbps/100Kbps auf 79 Franken pro Monat zu stehen, beim aggressiven Marktneuling Tele2 auf 74 Franken.




Trotz dieser grossen Leistungsdifferenz gibt sich Bluewin-Mutter Swisscom betont gelassen. Man werde jetzt sicher keinen Schnellschuss loslassen, so Huber, sondern erst einmal beobachten, wie der Markt reagiert. Und dieser reagiert heftig, wenn man Cablecom-Sprecher Stephan Howeg glauben kann. Die Neuanmeldungen seien in den letzten Tagen um rund 150 Prozent emporgeschnellt, so Howeg. Für Green-Chef Guido Honegger ist denn auch klar, dass Swisscom in den nächsten Tagen reagieren muss. Er selber freut sich über die neue Dynamik und fühlt sich mit seiner KMU-Strategie auf der sicheren Seite. Schliesslich ist der Herbst, wenn die Tage kürzer werden und Weihnachten vor der Tür steht, Hochsaison für den Breitbandverkauf. So hatte das ADSL-Lager in den letzten Wochen zwischen 5000 und 10'000 Neuanmeldungen pro Woche zu verzeichnen.


Zurückhaltende Sunrise

Die Forderungen der von Swisscoms Wholesalepreisen abhängigen ADSL-Anbieter Green und Tele2 an den Telefonnetz-Monopolisten sind klar: Sofortige Abschaffung der Aufschaltgebühr von 100 Franken und eine drastische Senkung der Wholesalepreise. Denn ADSL kann nur über die Preise mit dem Kabelinternet konkurrieren. Die Telefondrähte können einen Bandbreitenkrieg gegen die Fernsehkabel aus technischen Gründen nicht gewinnen. Dies weiss Cablecom genau und spielt darum bewusst die Bandbreitenkarte.




Auffällig zurückhaltend äussert sich Sunrise. Man schliesse sich der Strategie von Swisscom an, so die einigermassen überraschende Verlautbarung. Offensichtlich will man Swisscom keine Argumente gegen die Entbündelung der letzten Meile liefern.


Telefonkunden im Visier

Bei der Breitbandkonkurrenz geht es aber nicht nur um die Internet-Anschlüsse. Swisscom, Sunrise, Tele2 und Cablecom kämpfen indirekt auch um die Festnetztelefon-Kunden. Cablecom hat zwar nach wie vor Probleme mit der Qualität ihrer Kabeltelefondienste. Etwa 10 Prozent der derzeit rund 16'000 Anwender hätten laut einer internen Zufriedenheitsstudie noch Beanstandungen, so Howeg. Man sei daran, dies zu beheben, und auch die oft kritisierten Call-Center-Wartezeiten will Cablecom senken.


Tele2 als vierter nationaler Mobilfunker?

Im Telekommunikationssektor ist nicht nur der Breitbandbereich in Bewegung. Auch im Mobilfunk könnten die Karten schon bald neu verteilt werden. Tele2 hat sich nämlich für die vom Bakom ausgeschriebenen zusätzlichen GSM-Frequenzbänder beworben und will künftig als vierter Anbieter auf dem Schweizer Markt auftreten. Dabei will der Schweizer Ableger des schwedischen Carriers, der vor allem in Osteuropa stark ist und über rund 22 Millionen Kunden verfügt, nur die Ballungszentren mit einem eigenen Netz abdecken. In den ländlichen Gebieten sollen Tele2-Kunden per Roaming von einem der drei bestehenden Anbieter bedient werden. Diese wollen davon allerdings nichts wissen. Tele2-Schweiz-Chef Roman Schwarz hat aber nach eigenen Angaben Trümpfe im Ärmel, die die anderen schon überzeugen würden. Das Bakom hat den Entscheid über die Fequenzvergabe auf Dezember terminiert.



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