Mandrake macht Linux-Arbeitsplatz mobil
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/19
Die Live-CD-ROM Knoppix gehört zu fast jedem Administrator-Werkzeugkasten, wenn es darum geht, verunfallten Computern wieder Leben einzuhauchen oder zumindest die Daten zu sichern. Doch möchte man Knoppix durch zusätzliche Tools erweitern oder einmal Daten speichern, ist dies nur schwer möglich. Abhilfe kann hier Mandrakes GlobeTrotter schaffen.
Der französische Linux-Distributor setzt beim GlobeTrotter nicht auf eine Live-CD (die gibt es auch, heisst dann aber Mandrake Move), sondern auf eine mobile Festplatte, die vom Storage-Spezialisten LaCie stammt. Damit schlägt man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Durch ein beschreibbares Medium ist es möglich, Security-Updates, zusätzliche Pakete oder sogar ein Upgrade auf die nächste Version einzuspielen, zudem kann man im ausreichenden Masse eigene Daten auf der Festplatte speichern, ohne den Umweg über einen Memory Stick gehen zu müssen.
Die Inbetriebnahme des GlobeTrotters gelingt problemlos. Nach einer Umstellung des Boot-Device im BIOS bootet der Computer direkt von der mobilen Festplatte. Sollte man einmal an einem etwas älteren PC sitzen, der noch nicht von einem USB-Device booten kann, liegt dem GlobeTrotter eine Mini-CD-ROM bei, welche den Anfang des Boot-Prozess übernimmt und dann an die Festplatte übergibt. Nach einiger Zeit startet der Setup-Assistent, der durch die Einrichtung des Weltenbummlers führt. Nach der Auswahl des Keyboard-Layouts, der Sprache, des gewünschten Window-Managers und der Einrichtung eines Root-Passworts sowie eines User-Accounts ist das mobile Linux fertig eingerichtet und die Arbeit kann beginnen.
Der Wechsel von PC zu PC gelingt wie bei den bekannten Live-CDs ohne grössere Hindernisse. Die Hardware sämtlicher unserer Testgeräte wurde problemlos erkannt, auch wenn einigermassen exotische Geräte wie ein Netzwerk-Chip von einem nForce2-Chipsatz oder ein Silicon-Image-Serial-ATA-Controller in den Rechnern steckten. Dabei profitiert der GlobeTrotter vor allem vom Linux-Kernel in der Version 2.6.3 sowie den bekannt starken Mandrake-Konfigurationstools wie Harddrake.
Bezüglich Softwareausstattung sieht es auf den ersten Blick nicht ganz so rosig aus: Mandrakes Weltenbummler ist im Auslieferungszustand mit verhältnismässig wenig Software ausgestattet, die zudem nicht mehr topaktuell ist. Letzteres liegt aber daran, dass die aktuelle Mandrake-Distribution 10.0 schon ein paar Monate auf dem Buckel hat und eine neue Version erst im Stabilisierungsprozess ist.
Zusätzliche kommerzielle Applikationen kann man über den MandrakeClub beziehen, die Mitgliedschaft erhält man beim Kauf des Weltenbummlers für einen Monat kostenlos. Preislich geht das Gerät ebenfalls in Ordnung: Die Einzelteile kosten nach Liste zwar 30 Franken weniger als der fertige Globetrotter im MandrakeStore, allerdings hat man dann noch kein einsatzfähiges System vor sich.