LAN-Management: Das grösste Netzwerk voll im Griff

Die bekannten LAN-Management-Suiten eignen sich vor allem für grössere Netzwerke und sind punkto Installation und Bedienung mit höherem Schwierigkeitsgrad behaftet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/05

     

Werkzeuge für das Netzwerkmanagement lohnen sich laut Expertenmeinung ab etwa zwei Dutzend Knoten im LAN: Sobald mehr als ein paar PCs per LAN verbunden sind, läuft die Verwaltung nicht mehr einfach so nebenbei - der Verantwortliche hätte viel zu viel zu tun, wenn er alle Installations-, Konfigurations- und Wartungsarbeiten direkt an jedem einzelnen PC durchführen wollte. Zentrale Kontrolle tut Not.


LAN-Management-Suiten

Unter dem Oberbegriff LAN Management fasst man mehrere unterschiedliche Aufgabengebiete zusammen (siehe Kasten auf der nächsten Seite). Der Markt bietet nun einerseits für jedes Gebiet einzelne Tools, zum Beispiel Remote-Control-Software, Desktop-Management-Tools für einzelne PCs oder Managementwerkzeuge für bestimmte Serveranwendungen. Sogar einige Hersteller von software- oder hardwarebasierten Lösungen für Datensicherheit und Virenschutz subsumieren ihre Erzeugnisse unter der Kategorie Netzwerkmanagement.



Auf der anderen Seite existiert eine Reihe sogenannter Management-Suiten, die mehrere Funktionen in einem Paket zusammenfassen. Unsere Marktübersicht befasst sich ausschliesslich mit dieser Produktkategorie.




Nicht berücksichtigt sind zudem die Enterprise-Management-Frameworks von HP (OpenView), Computer Associates (Unicenter TNG) und Tivoli, die in ihrem Umfang noch einmal deutlich über die bereits umfassenden Funktionen der hier vorgestellten Suiten hinausgehen.



Die Integration verschiedener Management-Tools zu einer Suite gelingt den Herstellern mit eher bescheidenem Erfolg, was sich schon bei der Installation zeigt. Die LanDesk Management Suite von Intel zum Beispiel besteht aus einer Vielzahl von Komponenten mit jeweils separatem Installationsprogramm; dasselbe gilt für den Network IT Pro von Computer Associates.



Dazu kommt, dass trotz der Bezeichnung "Suite" bei den meisten Produkten nicht alle LAN-Management-Funktionen durchgängig implementiert sind. Jedes Paket hat einen klaren Hauptakzent, und oft sind bestimmte Bereiche gar nicht enthalten oder an ein anderes Produkt aus dem gleichen Hause delegiert.



Die wichtigsten Suiten seien im folgenden mit ihren hervorstechenden Leistungsmerkmalen kurz skizziert:




Intel LanDesk Management Suite: Dieses Paket enthält, gesteuert über den zentralen Desktop-Manager, hervorragende Funktionen für das Client-Management in grossen und grössten Netzwerken. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf Komponenten für das Servermanagement wie zum Beispiel Monitoring- und Analyse-Tools für hardware- und softwarebedingte Serverfehler. Ebenfalls im Lieferumfang: das Netzwerk-Virenschutzprogramm Virus Protect. Interessant ist das kostenlose neue Add-on-Modul für Application Healing, das proaktiv den Start von Programmen auf den Clients überwacht, auftretende Probleme wie fehlende oder korrupte DLLs erkennt und sofort automatisch korrigiert. Die Suite bietet aber nur ansatzweise Unterstützung für das eigentliche Netzwerkmanagement.




ZENworks for Servers/ZENworks for Desktops: Novell hat die LAN-Administration auf zwei Produkte verteilt. Während ZENworks for Servers (vormals Managewise) sich ums Server- und Netzwerkmanagement kümmert, befasst sich ZENworks for Desktops sinngemäss mit der Desktop-Verwaltung. Tools für einzelne Bereiche wie Remote Control und Inventarisierung sind in beiden Paketen vertreten. Beide Produkte eignen sich neu nicht nur für reine Novell-Umgebungen und gemischte Novell/Windows-Netzwerke, sondern auch für reine Windows-LANs: Sie setzen einzig einen NDS-eDirectory-Server voraus, der ja auch auf der Windows-Plattform verfügbar ist.




Systems Management Server: Die Hauptattraktion von Microsofts Systems Management Server, kurz SMS, besteht in der Inventarisierung und Verteilung von Software; es lassen sich zum Beispiel auf Basis eines regelmässig durchgeführten Discovery-Prozesses sämtliche .exe-Dateien auf allen Clients automatisch erfassen und katalogisieren. SMS erstellt überdies aus den Discovery-Daten eine grafische Übersichtsdarstellung der gesamten "Site", wie in der SMS-Terminologie der Einzugsbereich des SMS-Servers samt allen zugehörigen Clients heisst. Innerhalb eines Unternehmens können mehrere Sites hierarchisch verknüpft werden.




Network IT Pro: Bei der Suite von Computer Associates handelt es sich um eine klassische Netzwerkmanagement-Lösung; Inventarisierungs- und Distributions-Features sind spärlich vorhanden. Umso umfangreicher sind die Funktionen für Desktop- und Servermanagement sowie Monitoring der Netzwerkaktivitäten. Detaillierte Tabellen geben einen raschen Überblick über den Status aller Geräte im Netzwerk - und zwar nicht bloss im LAN: Die CA-Suite überwacht auch Frame-Relay-Verbindungen und eignet sich damit besonders für unternehmensweite Netzwerke, die geografisch über mehrere Standorte verteilt sind. Die eigentliche Besonderheit von Network IT Pro liegt jedoch in der CA-eigenen Artificial-Intelligence-Technologie. "Intelligente" Software-Agenten, die sogenannten Neugents, sammeln und analysieren ständig die Daten über den Netzwerkverkehr, passen die Regeln und Grenzwerte für den Betrieb selbsttätig den wechselnden Gegebenheiten an oder geben Vorschläge für Korrekturen und Verbesserungen, womit eine optimale Traffic-Kontrolle gewährleistet werden soll.




The Guard Network Manager/Inventory Manager: Die beiden Lösungen vom deutschen Hersteller Realtech, der daneben mit Server-Management-Software insbesondere für SAP-Systeme auffällt, ergänzen sich zur kompletten Netzwerk- und Inventarmanagement-Suite. Das Topology-Manager-Tool des vormals Cinema 2000 genannten Netzwerkmanagement-Pakets erkennt automatisch die Netzwerktopologie samt Kaskadierung aller Komponenten und präsentiert das Resultat in einer äusserst übersichtlichen Grafik mit frei definierbaren Symbolen, die sich mit Gebäudegrundrissen oder Landkarten hinterlegen lässt. Die verschiedenen Netzwerk-Devices werden anhand beliebig ergänzbarer produktspezifischer Module erkannt und analysiert. Der Inventory Manager, bis anhin unter der Bezeichnung Cinema Easy bekannt, ist komplett Web-basiert und gibt detaillierte Auskunft über das Hardware- und Software-Inventar samt Lizenzverwaltung; ebenfalls enthalten sind Funktionen für Netzwerkstatistik und Servermanagement.




ZAC Suite: Das Verwaltungspaket von Network Associates konzentriert sich auf Inventarisierung mit Metering, Distribution, Desktop-Management und Remote Control und bietet auf all diesen Gebieten sehr gute Funktionen. Als attraktive Zugabe wird das Kostenanalyse-Tool CAT mitgeliefert, das unternehmensspezifische Daten und Informationen von verschiedenen Analysten kombiniert und daraus eine detaillierte Analyse der Support- und Maintenance-Kosten generiert. Eigentliche Netzwerkmanagement-Features wie Traffic-Überwachung sind dagegen nicht enthalten. Das Paket ist Teil des Magic Total Service Desk der Magic-Helpdesk-Sparte von Network Associates, die daneben verschiedene Anwendungen zur Unterstützung von Supportabteilungen umfasst.


Lernkurve steil

Die Komplexität und geringe Integration der Suiten schlägt sich auch in der Bedienung nieder. Zwar enthalten alle Produkte Verwaltungs-Tools, mit denen die unterstützten Aspekte des LAN von einer zentralen Administrationsstation aus kontrolliert werden können; nur ein Teil der Lösungen bietet jedoch eine einheitliche Oberfläche.



Dazu gehören die Realtech-Suiten der The-Guard-Serie und die ZAC Suite von Network Associates. Die anderen Lösungen dagegen arbeiten als disparate Sammlung von Einzeltools mit unterschiedlichen Oberflächen. Sie sind insgesamt schwierig zu bedienen und auch für kundige Netztwerkadministratoren nur nach ausführlichem Studium der Dokumentation oder eingehender Schulung zu meistern.




Ein kürzlich publizierter Vergleichstest kommt zum Schluss, dass "von logischer Benutzerführung bei keinem der Produkte die Rede sein kann". Immerhin werden alle hier vorgestellten Lösungen mit einer ausführlichen Dokumentation geliefert, bei den meisten ergänzt durch Installations- und Planungshilfen, die dem Systemverantwortlichen schon vor der Implementierung der jeweiligen Lösung mit Rat zur Seite stehen.




For big ones only

Neben der ungeheuren Funktionsvielfalt und der daraus oftmals resultierenden komplexen Bedienung zeichnen sich die Netzwerkmangement-Suiten zumeist noch durch ein weiteres gemeinsames Merkmal aus: Sie spielen ihre Stärken vor allem in grossen und grössten Umgebungen aus; in kleineren Netzwerken bringen sie deutlich weniger Vorteile, auch wenn die Hersteller sämtlicher der hier vorgestellten Produkte Lizenzen bereits für wenige Client-Rechner anbieten.



Mit ein Grund dafür: Die Software benötigt starke Hardware, nicht zuletzt für die Datenbanken, in denen die Informationen über Inventar und Netzwerkverkehr gespeichert werden. Microsofts Systems Management Server 2.0 setzt zum Beispiel dedizierte Serverhardware voraus und speichert seine Daten in einer SQL-Server-Datenbank.




Die Ausnahmen von der Regel: Die ZAC Suite lässt sich dank vergleichsweise einfacher Bedienung und freundlichem Per-Node-Lizenzmodell auch in kleinen und mittleren Umgebungen produktiv nutzen. Und von The Guard Network Manager gibt es auch eine Classic-Variante, die laut Hersteller auf Netzwerke bis zu 300 Nodes zugeschnitten ist.



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