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Meta soll wissentlich Milliarden mit betrügerischen Ads verdienen
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Meta soll wissentlich Milliarden mit betrügerischen Ads verdienen

Berichten zufolge soll Meta über seine Plattformen wie Facebook und Instagram pro Jahr bis zu 16 Milliarden Dollar an Werbeeinnahmen über betrügerische Plattformen generieren – wissentlich.
7. November 2025

     

Laut internen Dokumenten von Meta, die "Reuters" vorliegen, plante das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2024, einen Anteil von rund zehn Prozent seines Jahresumsatzes durch Werbung für Betrugs‑ und verbotene Produkte zu erzielen. Das entspricht etwa 16 Milliarden US‑Dollar.

Aus den Dokumenten gehe auch hervor, dass Meta über seine Plattformen wie Instagram oder Facebook seinen Nutzern rund 15 Milliarden betrügerische Anzeigen respektive "Anzeigen mit höherem Risiko" präsentiert – pro Tag, wohlgemerkt. Die sogenannten Scam Ads reichen dabei von gefälschten E‑Commerce‑ und Anlageangeboten bis hin zu illegalen Online‑Casinos und dem Verkauf verbotener Medizinprodukte. Ein grosser Teil der betrügerischen Werbung stammt von Anbietern, die von Metas internen Warnsystemen als verdächtig eingestuft werden, so "Reuters". Laut internen Unterlagen sperre Meta diese jedoch nur, wenn die automatisierten Systeme mit mindestens 95 Prozent Wahrscheinlichkeit von Betrug ausgehen. Bei geringerer, aber dennoch signifikanter Wahrscheinlichkeit erhebt das Unternehmen derweil Strafaufschläge auf die Anzeigenpreise, um potenzielle Betrüger von der Schaltung weiterer Werbung abzuhalten.


Zudem würden die Dokumente zeigen, dass Nutzerinnen und Nutzer, die auf betrügerische Anzeigen klicken, mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere solche Inhalte sehen – bedingt durch Metas personalisierte Werbesysteme, die Anzeigen basierend auf individuellen Interessen ausspielen.
Gegenüber "Reuters" erklärte ein Meta-Sprecher, die eingesehenen Dokumente gäben lediglich eine selektive Sichtweise wieder, die Metas Umgang mit Betrug und Scams verzerre. Die interne Schätzung, wonach 10,1 Prozent des Umsatzes im Jahr 2024 aus betrügerischen oder verbotenen Anzeigen stammen könnten, sei grob und übermässig breit gefasst gewesen, da auch zahlreiche legitime Werbeanzeigen in die Berechnung eingeflossen seien. Eine aktualisierte Zahl nannte der Sprecher nicht.

Die Einschätzung sei erfolgt, um geplante Investitionen in Plattformintegrität – unter anderem zur Bekämpfung von Betrug – zu validieren. Man gehe entschieden gegen Betrug und Scams vor, weil weder die Nutzer noch seriöse Werbekunden solche Inhalte wollen. In den vergangenen 18 Monaten habe Meta die Zahl der weltweiten Nutzerbeschwerden zu Scam-Werbung um 58 Prozent reduziert und im laufenden Jahr bereits über 134 Millionen entsprechende Inhalte entfernt.


Einige interne Dokumente belegen laut "Reuters", dass sich Meta für das Jahr 2025 in der Tat ehrgeizige Ziele zur Reduktion von betrügerischer Werbung gesetzt hat – mit geplanten Rückgängen von bis zu 50 Prozent. Angestrebt sei, den Anteil der Einnahmen aus Betrugsanzeigen, illegalem Glücksspiel und verbotenen Produkten von geschätzten 10,1 Prozent im Jahr 2024 auf 7,3 Prozent bis Ende 2025 zu senken. Bis Ende 2026 soll der Anteil weiter auf 6 Prozent und bis 2027 auf 5,8 Prozent reduziert werden, wie ein von "Reuters" eingesehenes Strategiepapier und weitere Dokumente zeigen.

Gleichzeitig zeigt sich das Unternehmen offenbar besorgt, dass ein abrupter Rückgang dieser Einnahmen aus betrügerischer Werbung die eigenen Geschäftsprognosen negativ beeinflussen könnte. Intern soll das Unternehmen davon ausgehen, dass regulatorische Bussen wegen Scam-Werbung unausweichlich sind – mit erwarteten Strafzahlungen von bis zu einer Milliarde US-Dollar. Ein separates Dokument vom November 2024 stellt laut "Reuters" jedoch fest, dass diese Bussen deutlich geringer ausfallen dürften als die Einnahmen aus risikobehafteten Anzeigen. Allein aus jenen Anzeigen, die ein besonders hohes rechtliches Risiko darstellen – etwa durch die fälschliche Darstellung von Marken oder Persönlichkeiten – verdient Meta demnach rund 3,5 Milliarden US-Dollar pro Halbjahr. Diese Summe übersteigt laut den Interna mit hoher Wahrscheinlichkeit die Kosten einer allfälligen Einigung mit Aufsichtsbehörden.
In den Dokumenten finden sich laut "Reuters" noch weitere brisante Details. Beispielsweise soll es in einem Papier vom Februar 2025 heissen, das zuständige Team gegen verdächtige Werbetreibende dürfe in der ersten Jahreshälfte keine Massnahmen ergreifen, die mehr als 0,15 Prozent des Gesamtumsatzes kosten würden – das entspricht rund 135 Millionen US‑Dollar bei einem Halbjahresumsatz von 90 Milliarden. Ein weiteres internes Dokument aus dem Jahr 2023 weist laut Bericht darauf hin, dass Meta den Grossteil der von Nutzenden gemeldeten Betrugsfälle ignorierte. Demnach reichten User von Facebook und Instagram wöchentlich rund 100'000 valide Hinweise auf Betrugsnachrichten ein – 96 Prozent davon wurden entweder nicht beachtet oder fälschlich abgelehnt. Andere Dokumente sollen zeigen, dass Metas Umgang mit überführten Betrugsinserenten teilweise sehr zurückhaltend ist. So sei ein kleiner Werbekunde mindestens achtmal wegen finanziellen Betrugs gemeldet worden, bevor Meta ihn sperrte. Bei grossen Werbekunden konnten sich mehr als 500 Verstösse ansammeln, ohne dass Konsequenzen folgten. (mw)


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