E-Discovery respektive die digitale Beweissicherung wird zunehmend wichtiger. Die fortschreitende Digitalisierung, die immer grösseren Datenberge sowie Compliance-Anforderungen sind Garanten für das Wachstum der Branche. Dominiert wird der Markt von US-Unternehmen. Dies nicht nur bezüglich der Plattformen, die für die Verarbeitung und Auswertung der Daten nötig sind, sondern auch der Dienstleister, die sich um die Umsetzung kümmern. Doch seit Kurzem gibt es eine Schweizer Alternative: Die Zürcher Firma Prism Discovery bietet eine sichere, lokal gehostete Alternative zu internationalen Anbietern – mit einem klaren Fokus auf Swissness, Datenschutz und persönliche Betreuung.
«Anwaltskanzleien und Unternehmen stehen unter Druck, sensible Daten regelkonform und effizient aufzubereiten», so Rolf Kühne, Co-Founder von
Prism Discovery. Das Unternehmen profitiert dabei von zwei zentralen Faktoren: der geopolitischen Lage, in der sich die Schweiz neu selbstbewusst positionieren kann, und moderner Technologie. «Swissness wäre bereits vor den aktuellen politischen Entwicklungen ein Thema gewesen», erklärt Rolf Kühne. «Gerade werden die Konsequenzen von einseitiger Abhängigkeit für uns in bester Werbemanier sichtbar». Dazu kommt ausserdem der Einsatz der E-Discovery-Plattform Farsight, die ebenfalls komplett in der Schweiz entwickelt wurde. Da diese Lösung auf neuester Technologie beruht (Rust, Containerisierung) läuft sie im direkten Vergleich bedeutend schneller als die der Konkurrenz. «Gewisse Produkte sind mittlerweile 30 Jahre alt. Bei einem Fallumfang von einer Million Dokumenten warten sie mehrere Sekunden allein fürs Weiterblättern. Bei uns ist das instantan», so Kühne. Die stetig wachsenden Datenmengen verlangen geradezu nach neuester Technologie.
Transparentes Pricing
Ebenfalls von Vorteil ist die komplette Containerisierung der Lösung, die eine reibungslose horizontale Skalierung ermöglicht. Farsight kann komplett in einer Private Cloud in der Schweiz betrieben werden und erfüllt die Bedingungen für «Swiss Hosting». On-Premises oder eine eigene E-Discovery Appliance sind ebenfalls Optionen. So ist die Datenhoheit jederzeit gewährleistet. Dies bietet Kunden aus sensiblen Branchen wie Banken, Pharma oder öffentlicher Verwaltung eine zusätzliche Sicherheitsschicht gegen internationale Zugriffsgesetze wie den US Cloud Act.
Die moderne Architektur ermöglicht ausserdem ein transparentes Pricing. «Andere Anbieter verrechnen je nach Anzahl der eingesetzten Cores, beziehungsweise haben recht undurchsichtige Abrechnungsmethoden wie im Cloud-Umfeld leider üblich», meint Rolf Kühne. Prism Technology setzt hier auf volle Transparenz. Dazu kommt die sehr hohe Geschwindigkeit der Plattform. «Wir können bis zu einem Terabyte unstrukturierter Daten in einer Stunde verarbeiten. Damit ist die Time to Review extrem kurz. Je nach Gerichtsverfahren kann das sehr wichtig sein.»
So zum Beispiel bei wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen: Liegt ein Verdacht auf Preisabsprachen vor, kann die Weko einen simultanen Dawn Raid bei allen Unternehmen durchführen und jegliche Datenträger beschlagnahmen. Die Unternehmen wollen dann möglichst schnell wissen, was der Staat mitgenommen hat. «Die Untersuchung können wir machen, damit die Firmen ihre Verteidigung vorbereiten können. Da sind wir dank unserer hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit und der Skalierungsmöglichkeiten als Partner interessant.»
Prism Discovery wird aber auch von Unternehmen für interne Untersuchungen verwendet: Zum Beispiel, wenn Vorwürfe für Insider Trading überprüft werden müssen oder auch wenn es um sexuell anzügliche Mails geht.
KI und digitale Souveränität?
Das grundsätzliche Vorgehen ist dabei immer gleich: Zuerst werden die relevanten Daten (Mails, PDFs, Excel-Tabellen, Multimedia etc.) in Farsight hochgeladen und aufbereitet. Mit im Boot ist immer eine Anwaltskanzlei, die über den Ablauf wacht. Gemeinsam werden Suchbegriffe festgelegt. Die Daten werden anschliessend entsprechend getaggt. Nach einer Überprüfung durch die Kanzlei wird festgestellt, ob relevante Informationen gefunden wurden und entschieden, ob gewisse Teile geschwärzt werden müssen – zum Beispiel, weil persönliche Informationen enthalten sind oder diese dem Client-Attorney-Privileg unterliegen. Über diese Schwärzungen wird ein Verzeichnis (Privilege Log) angelegt, das den Grund der Schwärzung angibt. Diese Daten werden exportiert und den relevanten Parteien (Verteidigung oder Anklage) zur Verfügung gestellt. Am Ende des Projekts werden die Kundendaten vernichtet oder zurückgegeben.
Das Unternehmen hat zwei langjährige E-Discovery-Veteranen im Zentrum und kann zum Launch von der gegenwärtigen politischen Lage profitieren. «Timing ist alles», so Kühne. Für die Zukunft sieht er viel Potenzial im Abgleichen strukturierter und unstrukturierter Daten. «Zum Beispiel bei Themen wie Geldwäscherei oder Korruption. Wenn man Kontenbewegungen mit E-Mails automatisch abgleichen könnte, wäre das der nächste grosse Schritt.» Doch das ist noch Zukunftsmusik.
Unmittelbar stehen die Zertifizierungen für ISO 27001/27701 an sowie die Integration von KI: «Das ist für uns genauso interessant wie heikel. Mit ChatGPT könnten wir unsere Schweizer Value Proposition nicht halten. Wer KI und digitale Souveränität zeitgleich haben will, muss seine Lösungen in der eigenen Cloud laufen lassen können.» Für Kühne ist das eine reizvolle Herausforderung.