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Kolumne: Einstellen und fördern - und zwar trotz KI

Fabian Dütschler rät davon ab, aus Angst vor KI keine Leute mehr einzustellen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2025/09

     

Ich höre es ständig: «Warum noch einstellen? Bald macht KI den Job sowieso.» Ich finde, das ist ein gefährlicher Gedanke. Wer jetzt die Füsse still hält, riskiert nicht nur, Talente zu verlieren, sondern auch, als Arbeitgeber unglaubwürdig zu wirken. Künstliche Intelligenz hat in kürzester Zeit viel verändert – wie wir arbeiten, wie wir Teams aufbauen und wie wir Entscheidungen treffen. Viele Chefs stehen vor der Frage, ob sie überhaupt noch neue Leute holen sollen, wenn Maschinen bald einen grossen Teil der Arbeit übernehmen könnten. Ich verstehe die Unsicherheit wirklich. Die Medien sind voll von Schreckensszenarien, wie viele Jobs angeblich verschwinden. Aber ich bin überzeugt: Einfach abwarten ist der falsche Weg!


Wenn Unternehmen aus Angst vor KI den Einstellungsstopp verkünden, bremsen sie sich selbst aus. Sie strahlen Unsicherheit aus, und das in Zeiten, in denen gute Fachkräfte ohnehin schwer zu finden sind. Jede grosse technologische Umwälzung hat Jobs verändert. Manche sind weggefallen, aber es sind auch immer neue entstanden. Ich bin überzeugt, das wird auch diesmal so sein. Deshalb sollten Unternehmen jetzt nicht weniger, sondern mehr in ihre Leute investieren. Weiterbildung, neue Aufgabenfelder und der Mut, Mitarbeitende aktiv in den Wandel einzubinden, ist der richtige Ansatz.
Gerade im Personalbereich sehe ich, wie wichtig es ist, KI klug einzusetzen. Algorithmen können super sein, um Bewerbungen schneller zu sichten oder passende Talente zu finden. Aber sie können auch Fehler machen, beispielsweise Vorurteile verstärken, oder vielversprechende Kandidaten vorschnell aussortieren, wenn deren Lebensläufe nicht ins Standardschema passen. Und deshalb darf man KI-Entscheidungen nicht einfach blind abnicken. Es braucht klare Regeln und Transparenz. Was mich echt nervt, ist dieses ständige Gerede über Kostensenkung. Wenn wir nur zählen, wie viele Stellen wir einsparen können, nehmen wir den Menschen die Chance, selbst Teil der Veränderung zu sein.


Ich bin fest davon überzeugt: Wer offen sagt, welche Aufgaben KI künftig übernehmen könnte und welche neuen Möglichkeiten das schafft, gewinnt das Vertrauen der Belegschaft. Leute akzeptieren Veränderungen viel eher, wenn sie sich nicht übergangen fühlen. Für mich ist klar, dass KI kein Gegner, sondern ein Werkzeug ist. Und wie jedes Werkzeug kann man es richtig oder falsch nutzen. Unternehmen, die jetzt mutig einstellen, ihre Leute fördern und Verantwortung übernehmen, werden die Nase vorn haben. Wer nur abwartet und auf Einsparungen hofft, verliert am Ende nicht nur Innovationskraft, sondern auch den Ruf als guter Arbeitgeber.
Fabian Dütschler ist Founding Partner von One Agency, einer führenden IT-Personaldienstleistungsagentur mit Hauptsitz an der Bahnhofstrasse in Zürich.
In seiner Kolumne im «Swiss IT Magazine» beschäftigt sich Dütschler mit den Herausforderungen, die sich rund um die Personalsuche und die Karriere­planung ergeben.
fd@oneagency.ch


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