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Kolumne: Jetzt bitte nicht schlapp machen, liebe Leute!

Fritz Sutter hat sich ein paar Rankings zur Schweiz angesehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2025/06

     

Der Bundesrat plant, ab 2028 Fördergelder für einen forcierten Glasfaserausbau bereitzustellen. Andreas Waber, CEO von Swiss Fibre Net, befürchtet allerdings, dass dieser Schritt möglicherweise zu spät erfolgt. Was er damit eigentlich sagen will: Die Förderknete muss rascher her! Da kommt die neue Gigabit-Strategie des Bundesrates wie gerufen. Der Breitbandausbau soll mit 730’000’000 Franken (in Worten: siebenhundertdreissig Millionen) gefördert werden. Der «Tages-Anzeiger» titelt: «Schnelles Internet selbst im entlegenen Safiental» (wo ich, wie es der Zufall so spielt, aufgewachsen bin). Nun ist die Schweiz mit oder ohne Förderung in vielen internationalen Branchenvergleichen spitze, beispielsweise:

1. Platz aller Industrieländer im Innovationsindex 2024


1. Platz als World’s Best Country im «U.S. News & World Report»

Höchste Erfinderdichte im Patent Index 2024

Innovativstes Land Europas gemäss Europäischem Innovationsanzeiger

Europa könnte doch eigentlich der Schweiz beitreten...

Wo es bei uns hingegen eher hapert, man konnte es fast vermuten, ist bei der digitalen Verwaltung: Unser Land steht im europäischen Vergleich nur auf dem 31. Rang und ist damit sogar unterdurchschnittlich.
Und wenn wir schon bei Rankings sind: Die Schweiz führt die Weltrangliste der glücklichsten Paare an. Sie ist im sogenannten Couples Happiness Index Spitzenreiterin vor Japan und Österreich!
Zurück zum Glasfaserausbau: Es war ein kürzlich erschienener Beitrag im «Swiss IT Magazine», der mich zum Verfassen dieser Kolumne anregte. Titel: «Schweiz nur im Fiber-Mittelfeld». Na sowas, nur mittelfeldig? Andreas Waber stört sich darin an der Kluft zwischen urbanen und ländlichen Regionen. Während die Städte sehr gut erschlossen seien, hapere es beim FTTH-Ausbau insbesondere in den Bergregionen. Ich muss gestehen, dass mir als ehemaligem Bergler und Bergsteiger ein solches Defizit bislang nicht besonders bewusst war. Doch dann fiel mir ein, dass im Gebirge ja nicht nur Glasfasern fehlen, sondern verbreitet auch Tramschienen, Opernhäuser und Radrennbahnen. Wie es in den Bergen halt so ist.

Andreas Waber stellt immerhin fest, dass die Schweiz beim Glasfaserausbau Fortschritte macht, allerdings trotzdem Aufholbedarf hat. Er feuert uns deshalb an: «Wir dürfen nicht nachlassen, um den Anschluss an die europäischen Spitzenreiter nicht zu verlieren». Mit anderen Worten: Nicht schlapp machen, liebe Leute!


Wen er mit «wir» meint, lässt er offen. Alle Schweizer? Nur die Velofahrer oder nur die Muotathaler? Man weiss es nicht. Dann jedoch wird Waber klar und deutlich, woher der Wind pfeift: Fördergelder! Subventionen! Er ist damit nicht allein: In der Schweiz betrug letztes Jahr die sogenannte «Subventionsintensität des Bundes» – welch kreative beamtliche Wortschöpfung fürs Geldausgeben anderer Leute – 48’400’000’000 Franken.

Zum Schluss meiner Kolumne wieder einmal ein Lesetipp: Der renommierte Schweizer Krimiautor und ehemalige IBM- und HP-Manager Beat Welte schrieb einen fesselnden Krimi rund um den Zürichsee mit dem Titel «Die erste Blüte» (Verlag Reinhardt Basel, 2025). Ich wünsche spannendes Lesen!

Fritz Sutter

Fritz Sutter ist ehemaliger Präsident des Schweizerischen Telekommunikationsverbands Asut und langjähriger Kolumnist von «Swiss IT Magazine». Er vertritt seine persönliche Meinung.


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