Getestest: Das Motorola Razr 50 Ultra
Quelle: Motorola

Getestest: Das Motorola Razr 50 Ultra

Wer sein Smartphone-Erlebnis olfaktorisch erweitern will, dem sei das Motorola Razr 50 Ultra ans Herz gelegt. Wir allerdings würden es bevorzugen, wenn das Gerät weniger stinken würde. Abgesehen davon gibt es wenig zu bemängeln.
3. November 2024

     

Das grösste – und eigentlich auch einzige – Ärgernis rund ums Motorola Razr 50 Ultra gleich zuerst: Es stinkt. Die Verpackung stinkt, das Gerät stinkt, und wenn man das Gerät in die Hände nimmt, stinken auch die. Nach billigem Parfum – Marke Eau de Räucherstäbchen. Die Verpackungsdesigner von Motorola finden es offenbar besonders kreativ, ihre Geräte samt Verpackung vor der Auslieferung in ein Duftwässerchen zu tauchen. Das ist uns bereits beim Test des Razr 40 Ultra letzten Sommer unangenehm aufgefallen, und Motorola hält eisern an diesem Gag fest. Unsere Bitte darum: Lasst es. Es stinkt. Unangenehm.

Tolle Displays mit kräftigen Farben

Was nach dem Angriff auf unser Riechorgan dann folgt, gefällt hingegen. In der Verpackung des Razr 50 Ultra finden sich nebst dem Smartphone ein Ladegerät (fast schon eine Seltenheit heute), ein USB-C-Kabel, eine haptisch angenehme Handyhülle aus veganem Leder sowie ein Umhängeband, das an der Hülle befestigt werden kann, um das Smartphone wie eine Handtasche um die Schulter zu hängen. Damit steckt Motorola auch ziemlich deutlich die weibliche Zielgruppe für das Razr 50 Ultra ab. Die mitgelieferte Hülle schmiegt sich im geschlossenen Zustand um das Scharnier, was hübsch wirkt. Dafür steht der flexible Teil im geöffneten Zustand ab, was wiederum weniger hübsch ist. Ausserdem ist es uns im Test öfters passiert, dass wir beim Öffnen des Geräts den oberen Teil der Hülle abgerissen haben. Vielleicht findet Motorola hier für die Zukunft noch ein besseres Konzept.

Zum Gerät selbst, das es in vier Farben gibt: Im Innern findet sich ein performanter Snapdragon 8s Gen 3, begleitet von 12 GB RAM und 512 GB Speicher. Der Akku fasst 4000 mAh, kann mit 45 Watt geladen werden (kabellos 15 W) und hält bei normalem Gebrauch locker anderthalb Tage durch. Das 6,9-Zoll-OLED-Hauptdisplay ist geöffnet ungewohnt hoch (Seitenverhältnis 22:9) und liefert eine Auflösung von 2640 x 1080 Pixeln, eine Bildwiederholfrequenz von bis zu 165 Hz und eine Spitzenhelligkeit von 3000 Nits. Diese Top-Spezifikationen sieht man dem Screen auch an – er ist hell, flüssig, stellt Farben kräftig dar und der Falz in der Mitte ist zwar sichtbar, aber kaum störend. Im Direktvergleich mit dem Display des Google-Flaggschiffs Pixel 9 Pro, das wir als Referenz herangezogen haben, fallen die kräftigeren Farben des Razr auf. Dafür ist das Schwarz bei direkter Sonneneinstrahlung weniger tief und Fingerabdrücke auf dem Screen sind deutlich stärker sichtbar.


Auf der Klappe hat Motorola wie bereits beim Vorgänger ein flächiges Display mit runden Aussparungen für die beiden leicht hervorstehenden Kameras montiert – ebenfalls ein OLED-Screen mit 4 Zoll (beim Vorgänger waren's noch 3,6 Zoll), 1272 x 1080 Pixeln, 165 Hz und immer noch hellen 2400 Nits. Geöffnet ist das 189 Gramm schwere Handy 7,1 Millimeter dick, geschlossen 15,3 Millimeter, und das Scharnier ist so gelöst, dass im geschlossenen Zustand keinerlei Spalt erkennbar ist. Das Telefon hat ein IPX8 Rating und überlebt damit bis zu 30 Minuten in 1,5 Meter tiefem Wasser, ist aber nicht gegen Staub geschützt. Vorsicht hier also. Entsperrt werden kann es via Gesichtserkennung oder Fingerabdruck seitlich am Powerbutton – beides funktioniert tadellos.

Kamera deutlich verbessert

Was die Kameras angeht, hat Motorola das Hauptkamera-Setup im Vergleich zum Vorgänger deutlich aufgebohrt. Das Razr 40 Ultra war mit einer 12-MP-Haupt- und einer 13-MP-Ultraweitwinkellinse bestückt und wusste im Test nicht vollends zu überzeugen. Für den Nachfolger nun wurde die Ultraweitwinkellinse durch ein 50-MP-Teleobjektiv mit 2-fach optischem Zoom ersetzt, das von einer Hauptkamera mit ebenfalls 50 MP begleitet wird. Dadurch sind Weitwinkelaufnahmen zwar nicht mehr möglich, in der Summe gefallen die gemachten Fotos nun deutlich besser. Auch hier wieder der direkte Vergleich der Fotos mit dem Pixel 9 Pro, wo sich das Razr 50 Ultra keineswegs verstecken muss. Deutlich Qualitätsunterschiede zeigen sich nur bei einem Selfie gegen das Sonnenlicht sowie bei Makroaufnahmen, die das Pixel 9 Pro besser hinkriegt. Ansonsten, und das gilt auch für Aufnahmen bei Dunkelheit, muss man schon genau hinschauen, um Qualitätsunterschiede festzustellen. Witzig: Klappt man das Handy zur Hälfte und neigt es um 90 Grad, beginnt automatisch der Camcorder-Modus mit einer Videoaufnahme, wobei mit der abgewinkelten Displayhälfte der Zoom bedient wird – Filmen old school quasi. Keine Offenbarung ist dafür die im Vergleich zum Vorgänger unveränderte Selfie-Kamera mit 32 MP, die oben am Hauptscreen sitzt. Doch für Selfies hat man ohnehin das Aussendisplay und damit die Hauptkameras zur Verfügung, so dass man die Zusatzkamera höchstens für Videotelefonie verwenden dürfte.

Zum Aussendisplay noch: Dieses kann nebst der Fotografie für vieles genutzt werden, etwa um Youtube-Videos zu schauen oder für Google Maps. Zudem gibt es spezielle Widgets für das Aussendisplay, etwa für Spotify, Fitbit oder den Kalender. Ebenfalls Teil des Razr 50 Ultra ist KI. Unter anderem findet sich Gemini AI auf dem Gerät und auch einige mehr oder weniger spannende Motorola-eigene KI-Anwendungen, etwa um Fotos zu optimieren, Videos zu stabilisieren oder Wallpapers zu erstellen.


Alles in allem liefert Motorola mit dem Razr 50 Ultra ein gelungenes Flip-Phone, das nicht nur dem weiblichen Zielpublikum gefallen dürfte. (mw)
Quicktest
Das Motorola Razr 50 Ultra (UVP 1099 Franken) ist das wohl beste Flip-Phone, das wir bisher in der Hand gehalten haben. Das Display ist toll, die Hauptkamera wurde im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert und die Verarbeitung – speziell des Faltmechanismus – wirkt hochwertig. Würde es nur nicht so stinken, gäbe es nichts zu bemängeln.

Info: Motorola, www.motorola.ch

Wertung: 5,5 von 6 möglichen Sternen


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