Swiss Developer Survey - ­Einsichten und Erkenntnisse

Die Veränderungen in der Swiss Developer Survey zwischen 2021 und 2022 sind teilweise marginal und doch spannend. Gerade dass das Thema Cloud bei den Devs ein Nicht-Trend ist, lässt aufhorchen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2022/03

     

In Runde drei der Swiss Developer Survey sehen wir in weiten Teilen eine Stabilisierung der Antworten aus den Vorjahren: Frei interpretiert könnte man auch sagen, dass sich 2020 und 2021 wie ein einziges nie enden wollendes Jahr anfühlen. Oft vertauschen wir diese zwei Jahre und sind uns nicht mehr sicher, was wann genau passiert ist. Ob dies mit der Pandemie zu tun haben könnte, lassen wir offen. Aufgrund der weiterhin hohen Zufriedenheit bei den Entwicklern fällt es aber schwer, von Resignation zu sprechen. Dennoch wurden bestehende Trends (siehe etwa Tabellenvergleich) weitgehend fortgeführt oder haben sich auf einem bestimmten Niveau verfestigt.


Fehlende Veränderung kann aber auch interessant sein. So ist uns etwa ein Nicht-Trend aufgefallen, den wir unbedingt hervorheben möchten: Während in den Medien ständig vom Trend zur Cloud die Rede ist, scheint dies bei Entwicklern bisher nicht angekommen oder aber vielleicht bereits vor der Pandemie auf einem zeitgemässen Niveau angekommen zu sein. Zwar sieht man einen klaren Zuwachs bei «zwangsverschriebenen» Tools wie Microsoft Teams, dafür halten sich die Änderungen bei den Public Clouds von Amazon, Microsoft und Google in Grenzen. Ein paar nuancierte Entwicklungen möchten wir nachfolgend dennoch im Detail hervorheben.

Programmiersprachen

- JavaScript (+7%) und TypeScript (+5%) haben weiterhin stark zugenommen.

- Java hat mit minus 8 Prozent einen weiteren Einbruch erlebt – ein Trend, der sich seit 2019 sogar ein wenig beschleunigt hat.

- PHP hat interessanterweise einen überraschenden Anstieg von 5 Prozent erlebt. Ob Java-Entwickler zu TypeScript oder PHP umgestiegen sind?

- Mit je 1 bis 2 Prozent Wachstum erleben folgende Sprachen weiterhin einen soliden, aber langsamen Anstieg: Python (29%), C# (25%), Kotlin (10%) und Go (8%).

- Spannend ist, dass 14 Prozent aller Entwickler gerne Rust ausprobieren möchten, aber gerade mal 1,4 Prozent damit arbeiten.

Frameworks, Libraries und Tools

- Node.js, und damit wiederum JavaScript-/TypeScript-Technologien, wachsen um 8 Prozent.

- In die gleiche Kerbe schlagen Angular (+5%), Vue.js (+5%) und React (+3%).

- Bei den Java-bezogenen Punkten gab es derweil wenig Veränderung: Spring minus 1 Prozent, Maven minus 3 Prozent, Gradle plus 2 Prozent, Java EE ohne Veränderung.

- Auch die bestplatzierten «neu gewünschten» Nennungen sind JavaScript geprägt: Vue.js (+3%), React (+2%) und Angular (+4%).

- Den grössten Anstieg bei «neu gewünschten» Technologien erlebt hier Flutter mit einem Plus von 8 Prozent.

Datenbanken

- Open Source Datenbanken wie MySQL (+3%), PostgreSQL (+9%), SQLite (+3%) und MariaDB (+2%) prägen die Top 10 und festigen ihre Präsenz weiter stark.

- Bei den «neu gewünschten» Datenbanken wurden verhältnismässig wenig Stimmen abgegeben. Entwickler scheinen hier eine geringere Motivation für Neues zu verspüren.

- Am meisten «gemocht» wird PostgreSQL, sogar mit einer Steigerung um 8 Prozent. In Folge lässt diese Datenbank das Feld mit grossem Abstand hinter sich.

- «Nicht gemocht» respektive als «zu Ersetzen» betrachtet werden weiterhin vor allem Oracle und Microsoft SQL Server.

Plattformen

- Kubernetes, Docker und Linux sind bei allen Fragen weiter auf dem Vormarsch.
Windows Desktop oder Server haben bei den «nicht gemochten» Nennungen nochmals 4 Prozent zugelegt.

- Microsoft Teams ist in der Nutzung stark gestiegen, aber auch bei der Liste der «nicht gemochten» und vor allem «zu ersetzenden» Lösungen ganz nach oben gesprungen.

- Fragt da das Management bei den Entwicklern vielleicht zu wenig nach, welche Werkzeuge gewünscht sind?


Bewegung gab es im Persönlichen vor allem bei Themen, die direkt von der Pandemie betroffen sind. So stieg der Anteil der Entwickler, die mit ihrer Stelle extrem zufrieden sind, von 34 auf 41 Prozent. Gerade jetzt schätzen die Entwickler offenbar, was sie haben. Das zeigt sich auch an der zunehmenden Relevanz der Möglichkeit zum Home Office. Der Wert stieg innert Jahresfrist von 12 auf fast 15 Prozent. Bei den Benefits sank die Relevanz eines Budgets für Computer und Büroausstattung von 15 auf 10 Prozent – nach zwei Jahren Pandemie ist man vielleicht ausgestattet oder geht sowieso nicht mehr ins Büro.

Gleichzeitig stieg der Wunsch nach öffentlichen Fortbildungsveranstaltungen von 15 auf 25 Prozent, während das Interesse an Inhouse-Trainings von 40 auf 30 Prozent sank. Man könnte meinen, dass auch Entwickler gern mal wieder raus und andere Menschen sehen wollen. Wer könnte es ihnen verübeln.


Dies sind nur einige Auszüge aus den umfangreichen Ergebnissen. Es lohnt sich, auf www.swissmadesoftware.org in die einzelnen Sektionen einzutauchen und ein bisschen zu schmökern. Letztlich sind die Zusammenhänge komplex und ein einfaches Durchschauen von Listicles nur begrenzt aufschlussreich. Insofern: Viel Spass beim Lesen und Denken!

Perspektiven der Entwickler in der Pandemie

Das Home Office ist bei den Entwicklern weiterhin beliebt: Knapp die Hälfte sind davon sehr angetan, lediglich 4 Prozent mögen es gar nicht. Und rund 17 Prozent der Befragten denken gar darüber nach, sich deshalb ein neues Zuhause zu suchen oder haben das bereits getan.

Der Trend zum Outsourcing wird von der Pandemie derweil offenbar leicht getrieben: Zwar antworten mehr als 60 Prozent, dass ihre Firmen und Kunden die Remote-Arbeit aus dem Ausland nicht oder eher nicht fördern, immerhin gut 5 respektive 13 Prozent antworteten jedoch mit «ja» oder «eher ja».


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