Start-up Enigmabox
Das Couvert für das Internet
Das Couvert für das Internet
(Quelle: Enigmabox)
1. Oktober 2016 -
Die Enigmabox ist Werkzeug zum Schutz der Privatsphäre im Internet. Um möglichst viele Personen zu erreichen, macht das Start-up den Sourcecode der Box öffentlich.
Artikel erschienen in IT Magazine 2016/10
In der Zeit von NSA und Co. sehnen sich viele Internetnutzer nach einer sicheren Verbindung, die ihnen garantiert, dass niemand anderes mitliest oder mithört. Dieses Problem kennt auch Vital Burger, Gründungsmitglied des Vereins Enigmabox: «Als Ökonom und Rechtsanwalt habe ich schon Mühe, über einen herkömmlichen Mail-Server mit Klienten oder anderen Kollegen zu korrespondieren, da mir bewusst ist, wie einfach Dritte mitlesen können. Viele Leute meinen immer noch, dass ein E-Mail so sicher wie ein verschlossener Brief ist. In Tat und Wahrheit gleicht es aber eher einer Postkarte. Und wenn man eine Postkarte versendet, schreibt man ja auch nicht seine Kreditkartennummer und den Sicherheitscode drauf und falls doch, packt man die Karte in ein Couvert. So kann niemand ausser dem Empfänger den entsprechenden Text lesen.» Bereits 2010 hat sich Burger, zusammen mit Enigmabox-Mitgründer Robert Vogel, auf die Suche nach einer geeigneten Lösung zur sicheren Internetverschlüsselung gemacht. Die gefundenen Möglichkeiten seien aber alles andere als zufriedenstellend gewesen, erklären beide.
Code frei verfügbar
Die zwei Enigmabox-Gründer haben in den ersten zwei Jahren viel über die Ausführung der Lösung und darüber, ob man sie Software- oder Hardware-basiert machen möchte, diskutiert. Schlussendlich hat sich Burger mit seiner Idee einer Hard- sowie Softwarelösung durchgesetzt. Wer der Hardware von Enigmabox nicht traut, kann sich auch selbst eine Lösung bauen, bestätigt der Ökonom und Rechtsanwalt: «Wir gehören zu den wenigen IT-Start-ups weltweit, die den gesamten Sourcecode ihres Produkts öffentlich zur Verfügung stellen.» Dass es mit dem öffentlichen Code jedem Unternehmen möglich ist, die Enigmabox zu kopieren, ist es Teil ihres Konzepts, verraten beide: «Es steigert unsere Glaubwürdigkeit, da man den Code jederzeit überprüfen kann. Und falls uns jemand kopiert, ist das umso besser. Denn so verschlüsselt er seine Daten und unterstützt unsere Ideologie.» Und auch dem Argument, dass dem Verein durch die Veröffentlichung des Codes einiges an Geld durch die Lappen geht, stehen die beiden Gründer gelassen gegenüber: «Schlussendlich ist immer das Original das Beste. Sonst gäbe es, bei all den Plagiaten, das originale Schweizer Sackmesser schon lange nicht mehr.»