Informatik lernen? Natürlich!

Von Alfred Breu

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/11

     

Wieder einmal hiess es im Tages-Anzeiger: «Schweizer Programmierer als Auslaufmodell», und ein Informatiker wird zitiert: «Seinem Sohn und seiner Tochter rät der Zürcher Informatiker definitiv von einem Einstieg in sein Metier ab». Grund dafür war wieder einmal die negative Presse im Zusammenhang mit der Verschiebung von Teilen der Entwicklung von UBS und CS ins Ausland. Solche Schlagzeilen sind natürlich für alle Bemühungen abträglich, mehr Lehrlinge und Studenten und vor allem mehr Frauen in die ICT zu bringen.

Hohe Wertschöpfung

Erstaunlich aber ist, dass kurz nach der Publikation der neuesten Zahlen über das gewaltige Wachstum in den vergangenen zwei Jahren das Selbstverständnis von Informatikern und die Anerkennung der ICT überhaupt zu solchen Schlagzeilen kommt. Wir wissen, dass innert zwei Jahren 7‘000 Personen mehr in diesem Berufsfeld arbeiten, insgesamt 177‘000 im Jahr 2011. Und dass die Wertschöpfung der ICT in der Schweiz insgesamt auf 28.9 Milliarden Franken angewachsen ist, gleichviel wie die Bauwirtschaft! Keine Spur also von Abbau bei den Applikationsentwicklern/-innen. Ganz im Gegenteil. Auch wenn es Betriebe gibt, die Aufträge ins Ausland vergeben.

Es ist ja eine Tatsache, dass in sehr vielen Branchen Aufträge ins Ausland vergeben oder Produktionsteile dorthin verschoben werden. Aber wieso reagieren alle so heftig, wenn es die ICT betrifft? In einer Zeit, in der die ICT neue Dienstleistungen, Produkten und Lösungen entwickelt und längst eine Schlüsselrolle einnimmt? Heute müsste niemand dafür kämpfen, dass der ICT-Leiter oder die ICT-Leiterin in die Geschäftsleitung aufgenommen wird.
Sie müssten mit ihren Abteilungen proaktiv und fantasievoll mitdenken, wie dank heutiger ICT ganze Geschäftsbereiche völlig revolutioniert werden könnten. Wieso merkt man nicht, dass selbst «Radio und Fernsehen machen» heute «Software machen» heisst? Nirgends läuft mehr etwas ohne Software «Made in Switzerland».
Liebe Informatikerinnen und Informatiker, es ist an der Zeit, das Selbstverständnis über den Beruf deutlich zu ändern und dies auch gegen aussen zu kommunizieren. Damit solche Artikel gar nicht erst geschrieben werden.



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