Thalia Oyo II: E-Reader für Geduldige
Quelle: Thalia

Thalia Oyo II: E-Reader für Geduldige


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/01

     

Mittlerweile stehen dem Amazon Kindle, der Mutter aller E-Reader, mehrere ernstzunehmende Konkurrenten gegenüber. Leider ist der Oyo II aus dem Hause Thalia keiner davon. Zumindest nicht, wenn man das Gerät zu mehr als nur zum Lesen von E-Books benutzen will oder hohe Ansprüche an die Geschwindigkeit stellt. Optisch gibt es beim Oyo II erst einmal nichts zu beanstanden. Das Design ist schlicht und elegant, die Verarbeitung wirkt hochwertig und stabil und das 6-Zoll-Gerät liegt angenehm in der Hand. Die rutschfeste Beschichtung sorgt auch auf waagrechten Oberflächen für den nötigen Halt. Das qualitativ hochwertige Material rechtfertigt zwar das für einen Reader dieser Grösse beachtliche Gewicht von 640 Gramm, stundenlanges Lesen hat damit aber gewisse Erschöpfungserscheinungen in den Armen zur Konsequenz. Die technischen Daten können sich auf dem Papier ebenfalls sehen lassen: Der interne Speicher hat eine Kapazität von 4 GB und ist via SD-Karte um bis zu 32 GB erweiterbar, die Prozessorleistung beträgt 533 MHz und neben dem genannten Speicherkartenanschluss finden sich ein Micro-USB- und ein Kopfhörerslot auf der Unterseite. Mit einem Preis von 149 Franken ist das Gerät im unteren Preissegment angesiedelt.
Seinen Hauptzweck, nämlich die Darstellung von E-Books, erfüllt der Oyo allemal. Zwar fällt der effektive Bildschirmkontrast trotz einem Verhältnis von 11:1 ziemlich gering aus, was wohl auf die gräuliche Bildschirmfarbe zurückzuführen ist, dank der messerschafen Darstellung von Buchstaben ist aber dennoch ein entspanntes Lesen möglich. Weitaus störender ist das Verhalten, das der Oyo beim Umblättern oder anderen Benutzerinteraktionen an den Tag legt. Dieser flackert nämlich erst einmal frisch und fröhlich vor sich hin und aktualisiert den Bildschirm oftmals gleich mehrmals hintereinander. Umso ärgerlicher, dass die Buchstaben der letzten Seite dennoch eingebrannt und deutlich sichtbar bleiben. Zu erwähnen ist, dass eine dreistufige Anpassung der Bildschirmaktualisierungsrate möglich ist. Im Modus «selten» fällt das Bildschirmflackern deutlich weniger negativ auf, allerdings bleiben umgeblätterte Seiten dann noch besser sichtbar.

Lange Reaktionszeit

Die grösste Schwachstelle des Oyo ist allerdings die träge Bedienung. Abgesehen von den vier Seitentasten erfolgen sämtliche Benutzer-eingaben über das Touch-Display, was grundsätzlich gut und recht ist, nur reagiert der Oyo derart langsam auf Berührungen, dass die Navigation zur ernsthaften Geduldsprobe wird. Schuld daran trägt nicht der Touchscreen selbst, der relativ berührungsempfindlich ist, sondern die unzureichend abgestimmte Software. Nach einer Touch-Eingabe wartet man gut und gern ein bis zwei Sekunden auf eine Reaktion, wobei dann alle «angestauten» Befehle aufs Mal ausgeführt werden. Besonders bemerkbar machen sich die Verzögerungen bei eingabeintensiven Aktivitäten wie beim Surfen, Tastaturschreiben oder Büchershopping. Doch trotz allen Schwächen muss man dem Oyo auch seine Stärken eingestehen. Einer der grossen Pluspunkte ist der Thalia-Büchershop. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten bietet dieser wirklich eine stattliche Sammlung an deutschen Büchern. Der Hersteller beziffert die Anzahl auf über 100’000 Exemplare, darunter auch eine Menge kostenlose. Praktisch ist ausserdem die direkte Anbindung des E-Readers an den Thalia-Store, womit einem der Umweg über den PC erspart bleibt. Der Bestellvorgang an sich ist hingegen noch verbesserungswürdig, so wird beispielsweise auch beim Download von kostenlosem Material eine Kreditkarte verlangt und kurz darauf sogar eine Rechnung in Höhe von null Franken ins Haus geschickt.

QuickTest

Insgesamt hätte Thalia dank der grossen Auswahl an deutschen Büchern durchaus das Potential, sich im deutschsprachigen Raum durchzusetzen. Allerdings wäre dazu ein deutlich besserer E-Reader notwendig, da der Oyo auch in seiner zweiten Generation in Bezug auf Leistung und Usability nicht überzeugt.
Wertung: 3,5
Info: www.thalia.ch (vs)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER