Dank WAN Gehör verschafft

Hörtechnologie-Hersteller Phonak hat sich aufgrund des Wachstums entschieden, ein neues, gruppenweites WAN aufzubauen. Das Projekt verlief zum Start holprig.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/01

     

Möglicherweise fehlte das Verständnis. Nicht akustisch. Auch nicht sprachlich. Doch manchmal ist man kulturell so weit weg vom Geschäftspartner, dass man spricht, ohne sich zu verstehen, dass man plant und realisiert, ohne entscheidend voranzukommen. So erging es dem Hörtechnologie-Pionier Phonak aus dem zürcherischen Stäfa – Teil der Sonova Gruppe – mit einem neuen IT-Projekt, dem Aufbau eines Wide Area Network (WAN). Das seit mehr als 60 Jahren erfolgreiche Unternehmen befasst sich mit Hörsystemen, die Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen eine neue Lebensqualität verschaffen und sie teilhaben lassen am sozialen Leben.

Strategische Bedeutung des WAN

Durch das starke Wachstum der Sonova Gruppe über die letzten Jahre wurde der Kontakt mit den Gruppengesellschaften und Vertriebspartnern erschwert. Mehr als 5600 Nutzer an über 40 Standorten greifen auf die IT-Infrastruktur der Sonova Gruppe zu. Je länger desto mehr wirkte sich das aus: Das IT-System wurde bildhaft gesprochen schwerhörig, die Zusammenarbeit immer aufwendiger – und teurer. Ein weltumspannendes privates Firmennetzwerk fehlte. In einem Weitverkehrsnetz werden über alle geografischen Grenzen hinweg verschiedene lokale Netze zusammengefasst. So lässt sich die Kommunikation zentralisieren und effizient gestalten. Auch plante Phonak die Aufhebung der lokal betriebenen SAP-Applikationen zu Gunsten einer zentral gesteuerten, global genutzten SAP-Landschaft. Kurz: Die Sonova Gruppe musste flexibler werden – dies war nur mit dem Aufbau eines WAN möglich. Es hatte strategische Bedeutung. Das künftige WAN sollte die Umsetzung der globalen IT-Strategie zur Unterstützung echt globaler Prozesse eines weltweit operierenden Unternehmens erleichtern, priorisierbaren Datenverkehr ermöglichen (MPLS) sowie hoch skalierbar und mit lokalen Internetzugängen ausgestattet sein. In einem MPLS-Netz herrscht das Prinzip der Vorfahrtregelung nach Verkehrsklassen.

Zuerst gescheitert, dann beeindruckt

Ursprünglich hatte T-Systems USA den Zuschlag für den Aufbau des WAN erhalten. «Wir wollten einen international aufgestellten Partner», erklärt Dietmar J. Böhm, Director Corporate IT von Phonak. Zudem sollte der Aufwand für Phonak und das 50-köpfige IT-Team möglichst gering gehalten werden. «Es waren spezielle Voraussetzungen, insofern wir ein global tätiges, erfolgreiches KMU und kein multinationaler Konzern sind.» Das US-Team kam mit dem Projekt nicht vom Fleck, leistete aber einige Vorarbeiten, die die IT-Verantwortlichen von Phonak schliesslich dazu bewogen, die Projektleitung an T-Systems Schweiz zu übergeben – für verkürzte Wege und eine effizientere Kommunikation innerhalb des Projektteams.
Der Entscheid erwies sich als richtig: Das neue Schweizer Team trieb das neue WAN rasch voran. «Wir waren beeindruckt von der Kompetenz und Flexibilität des Teams», erinnert sich Dietmar J. Böhm. T-Systems Schweiz habe die Bedürfnisse von Phonak rasch erfasst und in einem dynamischen Modell umgesetzt, das mit den Bedürfnissen des Unternehmens mitwachsen kann. Nach einem halben Jahr intensiver Arbeit konnte Phonak das neue WAN in Betrieb nehmen. Es wird von den Applikationen Mail, SAP und verschiedenen Produktionssystemen intensiv, störungsfrei und mit hoher Verfügbarkeit genutzt, wie der Hörtechnologie-Spezialist berichtet. Die zentral gesteuerte Lösung bietet Class of Service, Monitoring, 24x7 Service Desk und zentrale Anschlüsse an die Rechenzentren.

Mehr Flexibilität

Langfristig rechnet sich Dietmar J. Böhm viele Vorteile durch die erhöhte Flexibilität, die gesteigerte Produktivität und verstärkte Zentralisierung der IT aus. So plane man etwa die Verlegung eines US-Rechenzentrums in die Schweiz. Ausserdem ist für Böhm wichtig: «Wir können nun die globale Supply Chain im System abbilden, erhalten mehr Transparenz.» Ausserdem könne man nun unmittelbarer auf neue Anforderungen reagieren. So konnte erst kürzlich ein neuer Standort in Asien mit geringem Aufwand in das WAN integriert werden. «Die nötigen Anpassungen sind sehr einfach», erklärt Dietmar J. Böhm. Zudem wird der laufende Betrieb in allen anderen Netzteilen davon nicht beeinträchtigt.
Seit Inbetriebnahme des WAN habe es keine Ausfälle gegeben. Die Leistung stimme, so Dietmar J. Böhm zufrieden. Die Antwortzeiten seien so schnell, dass die User kaum bemerkten, dass sie anstatt einer lokalen eine zentrale Applikation via WAN nutzten.
Damit hat das WAN den Gesellschaften der Sonova Gruppe weltweit geholfen, dank zentralisierten IT-Systemen und zentralisierter Kommunikation den Dialog zu verbessern und sich so innerhalb der Gruppe Gehör zu verschaffen. (mw)


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